Wochen mit seinein siebenjährigon Töchterchen von Köchen vev-
schwnnden war und dieses in der Nähe von Vegelsaa «M emenr
Knüppel totgesch-lagen Hatte. Dietrich ist Witwer und dürfte i-N
dvm Kinde ein Hindernis für die beabsichtigte Wiederverheiratung
gesch'on Haven. Bevor er verschwand, verkaufte er seine gchamtL
Wirtschaft für 15 000 Mk. und nahm auch seiner zukünftigen Frau
1000 Mk. ab.
Um einen Hund. An der Ecke der Stralam-er Allee und der
Bödikerstratze in Berlin führte abends ein Hundebesitz-er seinen
H'MH spazieren. Der Hund wollte zwei Leute anfallen, worauf,
zwischen diesen und dem Hu-ndebesitzer ein Streit entstand. Im
Berl-a-ufe dieses Streites schoß der Hundebesitzer ans die Seiden
Leute. Einer von ihnen, der Arbeiter Albert Djebel, wurde dachet
getötet, der andere, Glasmaler Masset, verwundet.
MnMmpse um Fleischmarken. Nm Donnerstag verbreitere
sich in BerNn-Moavit die Nachricht, das; der Magistrat etwa 800
Flobschmarkerr zum Empfang von billigem Fleisch N der Markt-
balle am Armimusplatze Msgeb-su werde. Daraufhin sammelten!
sich etwa 6000 Personen vor der Markthalle an. Die drängten
derart zum Eingang, daß die wenigen anwesenden PolizeG-eamten
die Ordnung nicht aufrecht erhalten konnten. SchlieWch wurden
die Weischmarken unter die Menge geworfen, die darüber-h-erfiel,
wobei es zu Rmgkämpfen kam. Verletzungen sind trotz des großen
Andranges wie durch Wunder nicht vorgckommen.
Ein ganzes Volk vor der Erblindung! Der Bevölkerung Ar-
meniens, die vom Schicksal doch wahrlich schon schwer genug ge-
troffen ist, droht eine neue Gefahr durch die Ausbreitung des
Trachoms, einer schmerzhaften Angenkrankheit, d-ie, wenn ihr »richt
rcchtzeiftg gesteuert wird, zur ErMtzDung führt. Der amerikanische
-Augenarzt Dr. Uhls, der an der Spitze des ärztlichen Zweiges der
«amerikanischen Hilfsaktion steht, hat im vergangenen Monat
30 000 Flüchtlinge im Bezirk von Mexandropel untersucht und bet
nicht weniger als 27 000 den Beginn der Tvachoma festgestellt. Mi
der geringen Widerstandskraft der durch Unterernährung ge-
schwächten Menschen fürchtet er, datz binnen wenigen Jahve» das
gesamte armenische Bolt erblindet sein wird.
Folgenschwerer Zusammenstoss. Zwischen PsterSvaiu und
Welzow stiei; ein Automobil mit einem Lastkraftwagen zusammen.
Der Führer des Lastautos war ans der Stelle rot. Zwei der vier
Insassen des Personenwagens wurden schwer verletzt, das; sie b-a-id
darauf ebenfalls starben.
--
- GerichLshMe»
Ein abgemteiltcr Hochstapler.
Karlsruhe, kl. APM. Ein gefährlicher Betrüger stand in der
Person des 22jährigen Kaufmanns Alois Pserrer ans Pforzheim
vor der Strafkammer. Er hatte es verstanden, von Pforzheimer
Fabrikanten und Händlern durch falsche Angaben Waren An Ge-
sümiwert von mehreren hunderttausend Mark-zu erschwindeln.
Die Waren verkaufte er weiter. Auch in verbotener Einfuhr war
er tätig. Die Strafkammer verurteilte den gemeiu-gefähriich-e»
Hochstapler, wie ihn der StaaiSan-ivalt nannte, z-n 3 Jahren Ge-
fängnis uns IW kW Mark Geldstrafe. Seine Cousine, die 30jäh-
rige Schneiderin Erna Pfarrer aus PsorWe-im, -die die Betrüger-
eien- unterstützt hatte, erhielt ein halbes Jahr Gefängnis und
18000 Mark Geldstrafe.
Die Erzbergcr-Prvzcsse.
Offenburg, 11. Avril. Der Geh-eAnbnndprozetz gegen die An-
geklagten Killiuger und Kauth findet lt. „Offenburger Tagblatt"
«nach einer Entscheidung des Reichsgerichts nicht «in Ofs-enbnrg,
sondern in München statt. Die beiden Angeklagten hatten bei«!
Reichsgericht die Zuständigkeit des Schwurgerichts Ossen-bnrg ve-
str-itteu und das Reichsgericht hat ihrem Ginspruch ftattgegcbcu.
Ob «uch gegen die' anderen angeklagten 50 Geheimbündler in
München verhandelt wich, darüber ist noch nichts bekannt. Die
Verhandlung in der Sachs KMi-ngcr wegen Beihilfe zur Ermor--
dung Grzbergers findet aber ans alle Fälle vor dem Of-fenNurser
Schwurgericht stakt und zwar Dürste sich die Verhandlung Mitte
M ai ab spielen.
cp«^L-
km
bkös-t
pMti-schen- Gesichtspunkten gewühlt würden, sondern datz die D-c-
legArten« nach der heute zum Ausdruck gebrachten Anfsassuus Han-«
del» sollten,,dann wird die Entwicklung der eitHÄMchen- Gc-
Wcrkfchastssornt sich schneller auswirkcu.
Die Beschlüsse -der Konserenz kamen in joeceuder R-es-vluti-ou,
die einstimuii-g angr-uommeu iv-urde, zum Ausdruck:
Resolution:
Die Konferenz der Ortsausschüsse des Lanvesksmmissariat-
bezirkes Mannheim (Unterbaden) mit rund 80 060 frei-
organisierten Arbeitern erkennt die heutige Orgcmst
sationssorm und Basis innerhalb des Allgemeinen Gewerl
Wastsbundes nicht mehr als zeitgenMH an, um gegenüber der
gewaltigen Konzentration des Kapitals und der Produktwirs-
formen im Interesse des Proletariats wirksam tätig sein zu kön-
nen.
Die Zusammenlegung der Betriebe, die Konzentration in-
nerhalb der Syndikate bedingt automatisch die Zusammen-
fassung der gesamten Arbeitskräfte in einer
einheitlichen gewerkschaftlichen Arbeiteror-
ganisation. Die Form der B eru fsv erb ande
ist veraltet und scher fällig, zeit- und krastvcr-
sch wendend und im Interesse der mühsam und sparsam zu-
sammengetragenen Beiträge zu kostspielig. Die Industrie-
verb knde als solche, stellen sicher eine Besserung gesenMer
dem heutigen Zustand dar. Sie würden indessen zur Erreichung
der Einheitsorganisätion nur Etappe sein und wegen der Zer-
reissung einiger Zentmwrrbiinde zu Auseinmrdersetzmtgeu füh-
ren, und sie sind aus diesen Gründe!» avz «lehnen. Borarbeit
und und Aufbau zur neuen Organisationssorm sehen wir zu-
nächst darin, daß Verwaltung, Kasse, Agitation und Bitdiings-
wksen unter Leitung des A. D. G. B. zu zentralisieren ist. Unter
allen Umständen sind für die Durchführung grosser, grundsätz-
licher Bewegungen und Kämpfe einheitliche Beiträge an die Kasse
der A. D. G. B. nbznsi'chreu.
Die Konferenz erwartet vom Kongreß 1832 in Leipzig, datz
er die Schaffung einer CinheitSorganifakion grundsätzlich an-
erkennt und einen Arbeit 8 ans schütz zur Leitung der
Vorarbeiten einsetzt."
Kollege Ritzert-MannHeim sprach seine Freude -aus Mer
die gut verlause;« Konferenz und ermahnt Die DoleG-ertcn, datz
-die diesjährige Maifeier von -den Ortsausschüssen veranstaltet
werden sollte. Die di-esMLige Masseter steht im Zeichen, wirtschaft-
licher Kämpfe u.nÄ schwere, wirtschaftliche Kampfe stehen uns noch
«bevor. Sie soll im Gegensatz zur Genua-Konferenz dezeuWN; das;
<die Arbeiterklasse im Kampfe gegen die Unterdrückung nicht er-
lahmt.
Damit waren «die Arbeiten der Konseren«; erledigt.
M.
—-—--»—----««««-«-«MW^-
Aus dem ParLeileben.
Der 2. sozialdemokratische Lehrerkag.
Genosse Lohmann-Hamburg schreibt uns:
Zum zwei«« Male tritt die sozialdemokratische Lehrerschaft
Deutschlands in den Ostcrtageu zu einer besonderen Tagung zu-
sammen. Wie im Vorjahre in Dresden, so handelt es sich auch
diesmal tu Hamburg nicht um gewerkschaftliche Fragen, nicht
um BerufSsrageu im engeren Sinne, sondern um die großen kul-
turellen Aus gab ew, die dem fozialdemolratischen Lehrer, in
nuferer Zeit gestellt find.
Diese Zeit des Uebergangs, in der wir leben, ringt um das
Problem sozialistischer Wirtschafts- und Lcvens-
ge st al tuns. Eine hausbackene Betrachtung politischer Lages-
ereignisse glaubte in dein Novemberumsturz zugleich das Morgenrot
einer sozialistischen Gesellschaft zu sehen. Der Gedanke der End-
revolution des Proletariats war breiten Schichten der Arbeiter-
klasse, breiten Schichten auch des intellektuelle» Proletariats nichts
anderes als eine Art Messiashof s u « n g, au deren Erfüllung
man glaubte, unbekümmert darum, ob die Vorbedingungen, dafür
in der geschichtlichen Entwicklung, in Wirtschaft und Kultur bereits
gegeben seien. So konnte die Enttäuschung nicht ausbleibe», als
au «Stelle der erträumten sozialistischen Wirtschaftsgestaltung in den
Ländern der Sieger wie -der Besiegten eine neue H o ch flut kapi-
ta! iftis ch e u Ge w i n u st r e b e n s hereinbrach, die ihren Tamm
nur an der politischen und gewerkschaftlichen Macht den A.r--
v eiterklasse sand. Diesen Damm zu halten und zu schützen
und von hier ans das erhoffte Neuland zu erobern, das ist die
Aufgabe, die unserem Geschlecht und dem kommenden gestellt ist:
K amps und A rbeit start Sieg und Ruhe!
Der Kamps muß aber mit zwei Gegnern ausgekochten' wer-
den: mit der kapitalistischen Wirtschaft und mit den
kapitalistischen Menschen, er mutz sich zunächst zwei Ziele stecken,
die sich später vereinigen werden, die sozialistische W irts-chasts-
o r d u u u g und den sozialistischen M e»s ch e n. Jiumer llater
erkennen wir — nicht zuletzt.durch das russische Experiment — dätz .
Sozialismus auch eine Erziehuugssragc ist, ohne deren Lösung aste
wirtschaftliche» Konstruktionen- in sich znsammenbrochen müssen.
Darum ist das besondere Interesse, das «die Partei den in ihr orga-
Alles Vergängliche ist nur ei«. Gleichnis,
Das Unzulängliche, hier wird's Ereignis;
Das Unbeschreibliche, hier ist's getan;
Das Ewig-Weibliche zieht uns hinan.
Karfreitag in der Kunst.
Von Dr, Karl Leonhard.
Der Gang nach Golgatha, die Kreuzigung . . . sie haben in
der christlichen Frühknust eine große Rolle gespielt. Leider sind
Ms aus den ersten christlichen Jahrhunderte» keine Darstellungen
erhalten geblieben. Die Katakomben, die am sichersten die Werke
vor einem Untergang hatten schützen können, haben uns nichts
überliefert. Erst ums sechste Jahrhundert herum sindcu wir, daß
die Kunst sich des Karfrcftagsmotivs anuinrmt. Zu einer wirk-
liche!» Blüte der Passionskunst ist es aber auch «dann für mehrere
Jahrhunderte nicht gekommen. Richt etwa deshalb, Weik die Be-
deutung Golgathas den Christen damals noch nicht so überzeugend
nahegebracht worden wäre wie heute, nein, im Nahmen des reli-
giösen Gefühls spielte die Kreuzigung schon die gleiche Rolle, abci!
das ästhetische Empfinden weigerte sich, den: religiösen Gefolgschaft
zn leisten. Es ist ungeheuer bezeichnend, das; die italienische Re-
naissance au Der Passiousgeschichts fast völlig vorvetgegange» ist.
Für sie war Christus ein Herrlicher, ein Hel-, das Ideal mensch-
licher Vollkommenheit, und es widerstrebte ihr, ihn als Besiegten,
.Geschundene», Gcguältcn, als tausendfach mißhandeltes Opfer
menschlicher Verkommenheit im Bilde darzustellen. Die enormen
künstlerischen Werte, die in dieser Erniedrigung Christi verborgen
liegen, haben erst die deutschen Künstler zu entdecken und hemus-
zuarbeiten vermocht. Die Kölner Malschule beginnt mit diesem
Merk. Roger von «der Wehden und Martin Schon-
gauer erreichen dabei schon wunderbar tiefe Wirkungen, und
dann kommt der größte aller Passtonsmaler, Albrecht Dürer,
per mit einer Kraft ohnegleichen sowohl die Tiefe seelischen und
ßörpcrlicherr Schmerzes in der Chrisiusgestalt, als auch die sieghafte
-Verklärung, die Wer den Kreuzignngsvorgang trotz aller schein-
baren Demütigung ansgegossen ist, zn erfassen weiß. Schon- Dürer
frisierten Berusserziehern entgegeubrittgk, innerlich berechtigt und
begründet, darum Lars der Hamburger Lehrertag auch über den
engeren Kreis der Fachgeuosfen hinaus dieses besondere Interesse
für sich beanspruchen.
Das Programm der Tagung sviegett die Doppelausgabe, die
deur sozialdemokratischen Lehrer gestellt ist, deutlich wider. Der
erste Tag, der Ostersonntag, gilt der Schule, er will versuchen, die
Wege zu finden, auf denen der Wille des jetzigen Geschlechts die
Gestaltung der Erziehungsstätte des künftigen Geschlechts entschie-
den beeinflussen kann. Ueber „Elternrecht und Schule"
werden Lehrer und Eltern, Männer und Frauen -diskutieren. Ueber
das Recht der Eltern auf ihre Kinder, über das Recht des Staates
an der Schule ist in den letzten Jahren viel geschrieben und geredet
worden. Richt mit Unrecht sieht mancher hier das eigentliche
Kernproblem unserer Schulreform. Wo immer neue Kräfte
in unserem Schulwesen in die Erscheinung treten, da entbrennt ein
Kampf zwischen diesen drei Faktoren: -dem verbrieften Recht des
alten Staates, dem Recht des neuen Volksstaates und dem Recht
der Eltern auf Form und Inhalt der- Schule. Alle Schwierigkeiten
unserer Schulpolitik beruhen in ihrem tiefsten Grunde aus diesen
Jnicreffenkonslitt, mag es sich um den Streit über die Konsessio-
ne'llität und den Religionsunterricht, Wer die Arbeit der Eltern-
beiräte oder über «die Arbcits-, Eiuheits- und Gemeinschaftsschule
handeln. Hier müssen wir also als Politisch kämpfende Partei
sestenBoden uurer den Füßen haben, hier gilt cs, vom Stand-
punkt unserer Weltanschauung aus die Grenzen klar abzusteüen
und die Grenzberührungen und -üverschrcitmrgm mit offenen
Augen zu erkennen. Diesem Ziele sott uns das Ergebnis der
Debatte am Ostersonntag ei» gut Stück näher bringen.
Der zweite Tag strebt über die Schule hinaus, er sieht den
Weiten .Kreis der Kuliurartsgaben Les Lehrers in der Welt, die ihn
und uns umgibt. Er ivill den Lehrer nicht mehr als Schulmann,
sondern als Kulturträger mitten hineinstelleu in die Bil-
dungs- und Kulturarbeit innerhalb der Partei. Er ivill seine be-
sondere berufliche Eiguung in den Dienst Liefer großen Aufgabe
stellen. Nicht als ob der sozialdemokratische Lehrer ans; er halb
oder neben der Partei stände, nicht als ob er ein Parteigenosse
besonderer Art sei — gegen diesen Aberglauben hat gerade die iu
der Parteiarbeit stehende Lehrerschaft selbst mit vollem Rechte von
jeher auss schärfste angelämpft. Darum lautet das Thema.dieses
Tages ttuch nicht etwa: „Lehrer und Partei", sondern: „Wir
L e h rer i n der Parte i". Rur wer auch innerlich fest mit der
Partei, mit ihrer weltanschaulichen Grundlage, ihrer politischen,
wirtschaftlichen und kulturellen Arbeit verwurzelt ist, kann daran
mftarbciten, daß ihre großen Kulturausgatzen noch klarer als bisher
herausgcsteltt werden, noch mehr in ihrer Alltagsarbeir z u m
Ausdruck k o m m e n.
Hieran.möchte der Hamburger Lehrertag Mitwirken. Er möchte
einen kleinen Baustein herbeitragen zn den: großen Gedanken, von
dem das Görlitzer Programm spricht: Die Menschheit zu
höheren Formen sittlicher Gemeinschaft empvrzn-
führen. Wenn ihm -das gelänge, wenn er uns zeigte, wie wir in
Schule und Erziehung, in der Bildungs- und Jugendbewegung
wie' in der gesamten Parteiarbeit diesen! Ziele wenigstens einen
bescheidenen Schrill näher kommen können, so würde er gleich
seinem Dresdener Vorgänger eine wertvolle Ausgabe im Leven
unserer Partei erfüllen.
Wir werden über Len Verlaus der Tagung an; Schlüsse zusam-
mensassend berichten.
Der Wechsel in. der Freiheit"-RedaWon.
Die „Freiheit" teilt -in -der gestrigen Nummer mit, datz
„auf Wunsch der Berliner Parteileitung im EiuderstLnduiis mit
der Zk-i'-trAlleit-nirg" Gen. Dittman» anstelle Hi-iscrdiugs die
Chesr-cidaktiou der „Fretheft" übernommen Habe rmd damit die
VclMÄwovtung dafür, «daß die RcNaMon im Sinne ver'-Partei-
tagSbefchlüsse (!) geführt wird? Auch -die übrig-eu Mitglieder der
biW-crigen Redaktion sind -aUs-geschieden und durch neue
Kräfte ersetzt worden.
Kleine Nachrichten.
Der aktuelle Schiller. Im „Fi-eseo" ist bekawuMch viel von
-Genua «die Rede. E-miW dieser Schillcrsvorte entbehren u-iccn -des
Reizes einer gewissen Aktualität: „Wenn wir Gemm.retten- wol-
len, Freunde, wird keim Zeit zu vertieren Mi." . „Die Fr-unzo -
sen, sagen sie, sek« Genuas Natten gewesen." — „Ich dächte, m-gu
fragte, was Genua beschliesse?" - „Genua? Genna ? Weg damit,
-es ist mürb, bricht, wo sie es a««fassen." — „Bis Genua nm zwei
Tage älter ist, fragen Sic «nichl, verdammen Sie nicht."
Die Tat eines Geistesgestörten. In der Nacht zmn Donnners-
tag meldete sich ans -der Polizeiftat-iou iy Ramersdorf ein« .Schrei-
«rier-m-Histersehesrau und gab an,, das; sie ihren M-auu uM ei-uer
Hacke erschlagen habe. Bei -der polizeilichen Nachsorsch-u-M in der
Wo-hiÄtNg der Frau wurde der MM» tot aufges-nnden. MM
nimmt au, daß die Frau geistesgestört ist.
Das Töchterchen mit dem Knüppel totseschlagen. Bei NMz«cn
Wurde M- Arbeiter Dietrich sestgettomme-n-, der vor etwa drei
bringt in seinen Passioiisvorstclluugeii einen herben Realismus,
der der sanften glatten Schönheit der romanischen Kunst direkt
entgegengesetzt ist. Matthi a s G rü new al - geht in ver Her--
austreibung der Furchtbarkeit des Vorganges noch weit über ihn
hinaus.. Mit extremnaturalistischen.Mitteln- werden aus dem
Jseuheimer Altar grelle Effekte erreicht, die ihre Berechtigung nur
dadurch erweisen, Latz sie sich zu einem grandiosen, erschütternden
Gesamteindrnck zusgMmenschlietzen, dem sich kein Betrachter. ent---
ziehen kann.. Hier soll nichts 'mehr gemildert und beschönigt wer-
de«, hier spricht Golgatha «auz unmirtelbar seine grausige, nicder-
schmetternde Sprache. Mit Grünewald bricht die realistische Ent-
wicklung der Passwusidee so ziemlich ab. , Ruch Rembrandt
bedeutet in der künstlerischen Abklärung und persönlichen Durch-
geistigung, nicht Ui der Erfassung der Gefühlswerte, einen Schritt
über ihn hinaus.. Rubens und« die -Italiener gar kehren zu der
Weife der Renaissance zurück.
Dann lau; die Neuzeit. Klinger hat die Karfreitagsidee in-
streng natürlichem Sinn ausgefatzt, ohne dabei den tiefen religiösen
Ernst des Motivs in den Hintergrund treten zu lassen. Neben den
Malern hat sich vornehmlich aber auch die Kunst des Bildhauers
und Holzschnitzers mit diesem Karsreftagsvorwurf befaßt. Die
wundervoll«-» Altäre früherer Jahrhunderte, die Darstellungen des
Weges nach Golgatha in den vierzehn Leidensstatione» sind Beweis
genug dc-chr. Hierzu kommt noch die M us ik, die «darstellende nu-
dle dichtende Kunst, die sich ebenfalls dem Zauber des Karfreitags
nicht verschließen konnte. Die Volkskunst feiert iit den Oberammer-
gauer Passionsfpielen ihre höchsten Triumphe. So hat der Weg
nach Golgatha und das christliche Symbol des Kreuzes zu allen
Zeiten allen Künsten ein Motiv gegeben, wie es schöner und ge-
waltiger nicht gedacht werden kann.
Christus aber und sein Gang nach Golgatha, die Kreuztragung
und schließlich der Kreuzestod mutz auch uns Sozialisten Beispiel,
Symbol dafür sein, datz eine ideelle Bewegung nur daun vorwärts
schreiten kann, wenn ihre Träger selbst iHv Letztes, ihr Leben für
die Bewegung zu opfern vereit sind.
MUM«, W M ZL
Kirchliche Nachrichten.
Evangelische Gemeinde.
K a r s r e i t-a g, den 1k. April.
KoKette zum Besten des MelanchHonv-creins für «SchülerHeime.
HeMMkiMftchr. L'lO Mr: Swdrpfarrcr Maas Mrchonchor).
Feier des. Hk. Abendmahls.
ProvidrnMckw. 8 Uhr: Stadtvikar Sie. Knebels. s-QU Uhr: De-
kan S<Aier. lSvkogcsa-na, Goia-ensp-iel mit Or-gei'bc-Oeit.uug.)
Feier «es hl. WendmakM mit Ei-nzc-lkelch. 8 Uhr: GottesdkeW.
Stadtpfarrer Götz.
ChristMttrch'e. X-IO Uhr: St>a«Ltvsarr-er V. Frommet (Mrchenchor).
Feier des hl. Abendmahls. 6 Uhr: Musikalische Karfreitags-
andacht;
Modem. Krankenhaus S-ll-hr: Stadtvikar Knevels.
Bttgrirche <Stadtteil 'Schlierbach).- MO Uhr: Stadttzf'arrer Götz.
Feier des hl. Meich-m-ahls. Gesänge des gemischten Chors.
Feier -des kl. Abendmahls.
JokarrniSMche (Si-adtteil.Rcne-nHkÄn).. MO Uhr: Gottcs-die-ust
(Kirch-c-uwor). Feier des. hl.- Abendmahls. Stadtvs-arrrr Schmity.
5 Uhr-: Gottesdienst. Sta-dtdikar Fuchs.
Friedcnskirche HankschttHSHei»!. Karfreitag. Zj'ftj Uhr: Got-
tesdienst (K-ircheuchor, Kollekte, Feier des hl. Abendmahls.
Stadtpsarrer Gilg. S Mr: Gottesdienst. Stadt-vi-tar Ehrl-e.
Ostersonntag, Uhr: Gottesdienst. Stadtp-farr-er Gilg.
A Uhr: - Gottesdienst. - S-tadtvikar Ehrte. Oftermont-a>g:
ZL10 Uhr: Göttcsdienst. StMtvilar Ehrte. Nil Uhr: Kiubcr-
gottesvienst. -Siadtp-sarrcr Gi>ig.
Evanges. Kirchs (Stadtteil Wic-dl-Wgen). ^1Y Uhr: Predigt, Feier
«Les hl. Abendmahls. Zf2 Uhr: Predigt. Sta-dtpsarrer O. Re«.
Alt-KatthvkiWe Kircheugemeinde.
HrMggerstchörkirchc (Marltpl-atz). K-arsreit-ag. Meads t, Ähr:
Liturgische Andacht mit Predigt. Stadtpfarr-er Hütwoh-l. Mit-
wirl»-tt-g -der Cellistin Frl. Bat!io. Ost e rs ounta g. Vorm.
10 Mr: Hochamt mit Predigt, allgemeine B-ußandacht und Kom-
munion. Sta-dtpsarrer HMWohk. Mftwrrknng des Kirchenchors.
Ofternronlag. Kein Gottesdienst.
Frcnreligiöss Gsmemdb.
Freirekigiöfc Gemeinde. Ostermontag. Vorm. 1V Uhr: Ju-
gendweihe in der früheren englischen Kirche, Plöck 44..
Sonuiag, 16. April, a. M.-: „Der Wildschütz". Anfang 7 Uhr.
Mo-ntW, 17. April, -a. M.: „Aiascottchen". Anfang 7 Uhr.
Dienstag, 18. AprK, a. M.: „Der R-aste-lb-in-der". Anfang 7ss Uhr.
«Mittwoch, 19. April, Miete Q: „Lin des Reiches Pforten".
Anfang 71-, Uhr.
Donnerstag, M. April, Miet^ O.„Carinen". An,sang 7s- Uhr.
Frei-ta-g, 21. April, a. NZ-r „Der V-etter aus Dingsda". Ans. 7s- Uhr.
Sainstag, 22. April, a. M.: „Ronieo und Julia". -Aus. 7Ä> Uhr.
schwnnden war und dieses in der Nähe von Vegelsaa «M emenr
Knüppel totgesch-lagen Hatte. Dietrich ist Witwer und dürfte i-N
dvm Kinde ein Hindernis für die beabsichtigte Wiederverheiratung
gesch'on Haven. Bevor er verschwand, verkaufte er seine gchamtL
Wirtschaft für 15 000 Mk. und nahm auch seiner zukünftigen Frau
1000 Mk. ab.
Um einen Hund. An der Ecke der Stralam-er Allee und der
Bödikerstratze in Berlin führte abends ein Hundebesitz-er seinen
H'MH spazieren. Der Hund wollte zwei Leute anfallen, worauf,
zwischen diesen und dem Hu-ndebesitzer ein Streit entstand. Im
Berl-a-ufe dieses Streites schoß der Hundebesitzer ans die Seiden
Leute. Einer von ihnen, der Arbeiter Albert Djebel, wurde dachet
getötet, der andere, Glasmaler Masset, verwundet.
MnMmpse um Fleischmarken. Nm Donnerstag verbreitere
sich in BerNn-Moavit die Nachricht, das; der Magistrat etwa 800
Flobschmarkerr zum Empfang von billigem Fleisch N der Markt-
balle am Armimusplatze Msgeb-su werde. Daraufhin sammelten!
sich etwa 6000 Personen vor der Markthalle an. Die drängten
derart zum Eingang, daß die wenigen anwesenden PolizeG-eamten
die Ordnung nicht aufrecht erhalten konnten. SchlieWch wurden
die Weischmarken unter die Menge geworfen, die darüber-h-erfiel,
wobei es zu Rmgkämpfen kam. Verletzungen sind trotz des großen
Andranges wie durch Wunder nicht vorgckommen.
Ein ganzes Volk vor der Erblindung! Der Bevölkerung Ar-
meniens, die vom Schicksal doch wahrlich schon schwer genug ge-
troffen ist, droht eine neue Gefahr durch die Ausbreitung des
Trachoms, einer schmerzhaften Angenkrankheit, d-ie, wenn ihr »richt
rcchtzeiftg gesteuert wird, zur ErMtzDung führt. Der amerikanische
-Augenarzt Dr. Uhls, der an der Spitze des ärztlichen Zweiges der
«amerikanischen Hilfsaktion steht, hat im vergangenen Monat
30 000 Flüchtlinge im Bezirk von Mexandropel untersucht und bet
nicht weniger als 27 000 den Beginn der Tvachoma festgestellt. Mi
der geringen Widerstandskraft der durch Unterernährung ge-
schwächten Menschen fürchtet er, datz binnen wenigen Jahve» das
gesamte armenische Bolt erblindet sein wird.
Folgenschwerer Zusammenstoss. Zwischen PsterSvaiu und
Welzow stiei; ein Automobil mit einem Lastkraftwagen zusammen.
Der Führer des Lastautos war ans der Stelle rot. Zwei der vier
Insassen des Personenwagens wurden schwer verletzt, das; sie b-a-id
darauf ebenfalls starben.
--
- GerichLshMe»
Ein abgemteiltcr Hochstapler.
Karlsruhe, kl. APM. Ein gefährlicher Betrüger stand in der
Person des 22jährigen Kaufmanns Alois Pserrer ans Pforzheim
vor der Strafkammer. Er hatte es verstanden, von Pforzheimer
Fabrikanten und Händlern durch falsche Angaben Waren An Ge-
sümiwert von mehreren hunderttausend Mark-zu erschwindeln.
Die Waren verkaufte er weiter. Auch in verbotener Einfuhr war
er tätig. Die Strafkammer verurteilte den gemeiu-gefähriich-e»
Hochstapler, wie ihn der StaaiSan-ivalt nannte, z-n 3 Jahren Ge-
fängnis uns IW kW Mark Geldstrafe. Seine Cousine, die 30jäh-
rige Schneiderin Erna Pfarrer aus PsorWe-im, -die die Betrüger-
eien- unterstützt hatte, erhielt ein halbes Jahr Gefängnis und
18000 Mark Geldstrafe.
Die Erzbergcr-Prvzcsse.
Offenburg, 11. Avril. Der Geh-eAnbnndprozetz gegen die An-
geklagten Killiuger und Kauth findet lt. „Offenburger Tagblatt"
«nach einer Entscheidung des Reichsgerichts nicht «in Ofs-enbnrg,
sondern in München statt. Die beiden Angeklagten hatten bei«!
Reichsgericht die Zuständigkeit des Schwurgerichts Ossen-bnrg ve-
str-itteu und das Reichsgericht hat ihrem Ginspruch ftattgegcbcu.
Ob «uch gegen die' anderen angeklagten 50 Geheimbündler in
München verhandelt wich, darüber ist noch nichts bekannt. Die
Verhandlung in der Sachs KMi-ngcr wegen Beihilfe zur Ermor--
dung Grzbergers findet aber ans alle Fälle vor dem Of-fenNurser
Schwurgericht stakt und zwar Dürste sich die Verhandlung Mitte
M ai ab spielen.
cp«^L-
km
bkös-t
pMti-schen- Gesichtspunkten gewühlt würden, sondern datz die D-c-
legArten« nach der heute zum Ausdruck gebrachten Anfsassuus Han-«
del» sollten,,dann wird die Entwicklung der eitHÄMchen- Gc-
Wcrkfchastssornt sich schneller auswirkcu.
Die Beschlüsse -der Konserenz kamen in joeceuder R-es-vluti-ou,
die einstimuii-g angr-uommeu iv-urde, zum Ausdruck:
Resolution:
Die Konferenz der Ortsausschüsse des Lanvesksmmissariat-
bezirkes Mannheim (Unterbaden) mit rund 80 060 frei-
organisierten Arbeitern erkennt die heutige Orgcmst
sationssorm und Basis innerhalb des Allgemeinen Gewerl
Wastsbundes nicht mehr als zeitgenMH an, um gegenüber der
gewaltigen Konzentration des Kapitals und der Produktwirs-
formen im Interesse des Proletariats wirksam tätig sein zu kön-
nen.
Die Zusammenlegung der Betriebe, die Konzentration in-
nerhalb der Syndikate bedingt automatisch die Zusammen-
fassung der gesamten Arbeitskräfte in einer
einheitlichen gewerkschaftlichen Arbeiteror-
ganisation. Die Form der B eru fsv erb ande
ist veraltet und scher fällig, zeit- und krastvcr-
sch wendend und im Interesse der mühsam und sparsam zu-
sammengetragenen Beiträge zu kostspielig. Die Industrie-
verb knde als solche, stellen sicher eine Besserung gesenMer
dem heutigen Zustand dar. Sie würden indessen zur Erreichung
der Einheitsorganisätion nur Etappe sein und wegen der Zer-
reissung einiger Zentmwrrbiinde zu Auseinmrdersetzmtgeu füh-
ren, und sie sind aus diesen Gründe!» avz «lehnen. Borarbeit
und und Aufbau zur neuen Organisationssorm sehen wir zu-
nächst darin, daß Verwaltung, Kasse, Agitation und Bitdiings-
wksen unter Leitung des A. D. G. B. zu zentralisieren ist. Unter
allen Umständen sind für die Durchführung grosser, grundsätz-
licher Bewegungen und Kämpfe einheitliche Beiträge an die Kasse
der A. D. G. B. nbznsi'chreu.
Die Konferenz erwartet vom Kongreß 1832 in Leipzig, datz
er die Schaffung einer CinheitSorganifakion grundsätzlich an-
erkennt und einen Arbeit 8 ans schütz zur Leitung der
Vorarbeiten einsetzt."
Kollege Ritzert-MannHeim sprach seine Freude -aus Mer
die gut verlause;« Konferenz und ermahnt Die DoleG-ertcn, datz
-die diesjährige Maifeier von -den Ortsausschüssen veranstaltet
werden sollte. Die di-esMLige Masseter steht im Zeichen, wirtschaft-
licher Kämpfe u.nÄ schwere, wirtschaftliche Kampfe stehen uns noch
«bevor. Sie soll im Gegensatz zur Genua-Konferenz dezeuWN; das;
<die Arbeiterklasse im Kampfe gegen die Unterdrückung nicht er-
lahmt.
Damit waren «die Arbeiten der Konseren«; erledigt.
M.
—-—--»—----««««-«-«MW^-
Aus dem ParLeileben.
Der 2. sozialdemokratische Lehrerkag.
Genosse Lohmann-Hamburg schreibt uns:
Zum zwei«« Male tritt die sozialdemokratische Lehrerschaft
Deutschlands in den Ostcrtageu zu einer besonderen Tagung zu-
sammen. Wie im Vorjahre in Dresden, so handelt es sich auch
diesmal tu Hamburg nicht um gewerkschaftliche Fragen, nicht
um BerufSsrageu im engeren Sinne, sondern um die großen kul-
turellen Aus gab ew, die dem fozialdemolratischen Lehrer, in
nuferer Zeit gestellt find.
Diese Zeit des Uebergangs, in der wir leben, ringt um das
Problem sozialistischer Wirtschafts- und Lcvens-
ge st al tuns. Eine hausbackene Betrachtung politischer Lages-
ereignisse glaubte in dein Novemberumsturz zugleich das Morgenrot
einer sozialistischen Gesellschaft zu sehen. Der Gedanke der End-
revolution des Proletariats war breiten Schichten der Arbeiter-
klasse, breiten Schichten auch des intellektuelle» Proletariats nichts
anderes als eine Art Messiashof s u « n g, au deren Erfüllung
man glaubte, unbekümmert darum, ob die Vorbedingungen, dafür
in der geschichtlichen Entwicklung, in Wirtschaft und Kultur bereits
gegeben seien. So konnte die Enttäuschung nicht ausbleibe», als
au «Stelle der erträumten sozialistischen Wirtschaftsgestaltung in den
Ländern der Sieger wie -der Besiegten eine neue H o ch flut kapi-
ta! iftis ch e u Ge w i n u st r e b e n s hereinbrach, die ihren Tamm
nur an der politischen und gewerkschaftlichen Macht den A.r--
v eiterklasse sand. Diesen Damm zu halten und zu schützen
und von hier ans das erhoffte Neuland zu erobern, das ist die
Aufgabe, die unserem Geschlecht und dem kommenden gestellt ist:
K amps und A rbeit start Sieg und Ruhe!
Der Kamps muß aber mit zwei Gegnern ausgekochten' wer-
den: mit der kapitalistischen Wirtschaft und mit den
kapitalistischen Menschen, er mutz sich zunächst zwei Ziele stecken,
die sich später vereinigen werden, die sozialistische W irts-chasts-
o r d u u u g und den sozialistischen M e»s ch e n. Jiumer llater
erkennen wir — nicht zuletzt.durch das russische Experiment — dätz .
Sozialismus auch eine Erziehuugssragc ist, ohne deren Lösung aste
wirtschaftliche» Konstruktionen- in sich znsammenbrochen müssen.
Darum ist das besondere Interesse, das «die Partei den in ihr orga-
Alles Vergängliche ist nur ei«. Gleichnis,
Das Unzulängliche, hier wird's Ereignis;
Das Unbeschreibliche, hier ist's getan;
Das Ewig-Weibliche zieht uns hinan.
Karfreitag in der Kunst.
Von Dr, Karl Leonhard.
Der Gang nach Golgatha, die Kreuzigung . . . sie haben in
der christlichen Frühknust eine große Rolle gespielt. Leider sind
Ms aus den ersten christlichen Jahrhunderte» keine Darstellungen
erhalten geblieben. Die Katakomben, die am sichersten die Werke
vor einem Untergang hatten schützen können, haben uns nichts
überliefert. Erst ums sechste Jahrhundert herum sindcu wir, daß
die Kunst sich des Karfrcftagsmotivs anuinrmt. Zu einer wirk-
liche!» Blüte der Passionskunst ist es aber auch «dann für mehrere
Jahrhunderte nicht gekommen. Richt etwa deshalb, Weik die Be-
deutung Golgathas den Christen damals noch nicht so überzeugend
nahegebracht worden wäre wie heute, nein, im Nahmen des reli-
giösen Gefühls spielte die Kreuzigung schon die gleiche Rolle, abci!
das ästhetische Empfinden weigerte sich, den: religiösen Gefolgschaft
zn leisten. Es ist ungeheuer bezeichnend, das; die italienische Re-
naissance au Der Passiousgeschichts fast völlig vorvetgegange» ist.
Für sie war Christus ein Herrlicher, ein Hel-, das Ideal mensch-
licher Vollkommenheit, und es widerstrebte ihr, ihn als Besiegten,
.Geschundene», Gcguältcn, als tausendfach mißhandeltes Opfer
menschlicher Verkommenheit im Bilde darzustellen. Die enormen
künstlerischen Werte, die in dieser Erniedrigung Christi verborgen
liegen, haben erst die deutschen Künstler zu entdecken und hemus-
zuarbeiten vermocht. Die Kölner Malschule beginnt mit diesem
Merk. Roger von «der Wehden und Martin Schon-
gauer erreichen dabei schon wunderbar tiefe Wirkungen, und
dann kommt der größte aller Passtonsmaler, Albrecht Dürer,
per mit einer Kraft ohnegleichen sowohl die Tiefe seelischen und
ßörpcrlicherr Schmerzes in der Chrisiusgestalt, als auch die sieghafte
-Verklärung, die Wer den Kreuzignngsvorgang trotz aller schein-
baren Demütigung ansgegossen ist, zn erfassen weiß. Schon- Dürer
frisierten Berusserziehern entgegeubrittgk, innerlich berechtigt und
begründet, darum Lars der Hamburger Lehrertag auch über den
engeren Kreis der Fachgeuosfen hinaus dieses besondere Interesse
für sich beanspruchen.
Das Programm der Tagung sviegett die Doppelausgabe, die
deur sozialdemokratischen Lehrer gestellt ist, deutlich wider. Der
erste Tag, der Ostersonntag, gilt der Schule, er will versuchen, die
Wege zu finden, auf denen der Wille des jetzigen Geschlechts die
Gestaltung der Erziehungsstätte des künftigen Geschlechts entschie-
den beeinflussen kann. Ueber „Elternrecht und Schule"
werden Lehrer und Eltern, Männer und Frauen -diskutieren. Ueber
das Recht der Eltern auf ihre Kinder, über das Recht des Staates
an der Schule ist in den letzten Jahren viel geschrieben und geredet
worden. Richt mit Unrecht sieht mancher hier das eigentliche
Kernproblem unserer Schulreform. Wo immer neue Kräfte
in unserem Schulwesen in die Erscheinung treten, da entbrennt ein
Kampf zwischen diesen drei Faktoren: -dem verbrieften Recht des
alten Staates, dem Recht des neuen Volksstaates und dem Recht
der Eltern auf Form und Inhalt der- Schule. Alle Schwierigkeiten
unserer Schulpolitik beruhen in ihrem tiefsten Grunde aus diesen
Jnicreffenkonslitt, mag es sich um den Streit über die Konsessio-
ne'llität und den Religionsunterricht, Wer die Arbeit der Eltern-
beiräte oder über «die Arbcits-, Eiuheits- und Gemeinschaftsschule
handeln. Hier müssen wir also als Politisch kämpfende Partei
sestenBoden uurer den Füßen haben, hier gilt cs, vom Stand-
punkt unserer Weltanschauung aus die Grenzen klar abzusteüen
und die Grenzberührungen und -üverschrcitmrgm mit offenen
Augen zu erkennen. Diesem Ziele sott uns das Ergebnis der
Debatte am Ostersonntag ei» gut Stück näher bringen.
Der zweite Tag strebt über die Schule hinaus, er sieht den
Weiten .Kreis der Kuliurartsgaben Les Lehrers in der Welt, die ihn
und uns umgibt. Er ivill den Lehrer nicht mehr als Schulmann,
sondern als Kulturträger mitten hineinstelleu in die Bil-
dungs- und Kulturarbeit innerhalb der Partei. Er ivill seine be-
sondere berufliche Eiguung in den Dienst Liefer großen Aufgabe
stellen. Nicht als ob der sozialdemokratische Lehrer ans; er halb
oder neben der Partei stände, nicht als ob er ein Parteigenosse
besonderer Art sei — gegen diesen Aberglauben hat gerade die iu
der Parteiarbeit stehende Lehrerschaft selbst mit vollem Rechte von
jeher auss schärfste angelämpft. Darum lautet das Thema.dieses
Tages ttuch nicht etwa: „Lehrer und Partei", sondern: „Wir
L e h rer i n der Parte i". Rur wer auch innerlich fest mit der
Partei, mit ihrer weltanschaulichen Grundlage, ihrer politischen,
wirtschaftlichen und kulturellen Arbeit verwurzelt ist, kann daran
mftarbciten, daß ihre großen Kulturausgatzen noch klarer als bisher
herausgcsteltt werden, noch mehr in ihrer Alltagsarbeir z u m
Ausdruck k o m m e n.
Hieran.möchte der Hamburger Lehrertag Mitwirken. Er möchte
einen kleinen Baustein herbeitragen zn den: großen Gedanken, von
dem das Görlitzer Programm spricht: Die Menschheit zu
höheren Formen sittlicher Gemeinschaft empvrzn-
führen. Wenn ihm -das gelänge, wenn er uns zeigte, wie wir in
Schule und Erziehung, in der Bildungs- und Jugendbewegung
wie' in der gesamten Parteiarbeit diesen! Ziele wenigstens einen
bescheidenen Schrill näher kommen können, so würde er gleich
seinem Dresdener Vorgänger eine wertvolle Ausgabe im Leven
unserer Partei erfüllen.
Wir werden über Len Verlaus der Tagung an; Schlüsse zusam-
mensassend berichten.
Der Wechsel in. der Freiheit"-RedaWon.
Die „Freiheit" teilt -in -der gestrigen Nummer mit, datz
„auf Wunsch der Berliner Parteileitung im EiuderstLnduiis mit
der Zk-i'-trAlleit-nirg" Gen. Dittman» anstelle Hi-iscrdiugs die
Chesr-cidaktiou der „Fretheft" übernommen Habe rmd damit die
VclMÄwovtung dafür, «daß die RcNaMon im Sinne ver'-Partei-
tagSbefchlüsse (!) geführt wird? Auch -die übrig-eu Mitglieder der
biW-crigen Redaktion sind -aUs-geschieden und durch neue
Kräfte ersetzt worden.
Kleine Nachrichten.
Der aktuelle Schiller. Im „Fi-eseo" ist bekawuMch viel von
-Genua «die Rede. E-miW dieser Schillcrsvorte entbehren u-iccn -des
Reizes einer gewissen Aktualität: „Wenn wir Gemm.retten- wol-
len, Freunde, wird keim Zeit zu vertieren Mi." . „Die Fr-unzo -
sen, sagen sie, sek« Genuas Natten gewesen." — „Ich dächte, m-gu
fragte, was Genua beschliesse?" - „Genua? Genna ? Weg damit,
-es ist mürb, bricht, wo sie es a««fassen." — „Bis Genua nm zwei
Tage älter ist, fragen Sic «nichl, verdammen Sie nicht."
Die Tat eines Geistesgestörten. In der Nacht zmn Donnners-
tag meldete sich ans -der Polizeiftat-iou iy Ramersdorf ein« .Schrei-
«rier-m-Histersehesrau und gab an,, das; sie ihren M-auu uM ei-uer
Hacke erschlagen habe. Bei -der polizeilichen Nachsorsch-u-M in der
Wo-hiÄtNg der Frau wurde der MM» tot aufges-nnden. MM
nimmt au, daß die Frau geistesgestört ist.
Das Töchterchen mit dem Knüppel totseschlagen. Bei NMz«cn
Wurde M- Arbeiter Dietrich sestgettomme-n-, der vor etwa drei
bringt in seinen Passioiisvorstclluugeii einen herben Realismus,
der der sanften glatten Schönheit der romanischen Kunst direkt
entgegengesetzt ist. Matthi a s G rü new al - geht in ver Her--
austreibung der Furchtbarkeit des Vorganges noch weit über ihn
hinaus.. Mit extremnaturalistischen.Mitteln- werden aus dem
Jseuheimer Altar grelle Effekte erreicht, die ihre Berechtigung nur
dadurch erweisen, Latz sie sich zu einem grandiosen, erschütternden
Gesamteindrnck zusgMmenschlietzen, dem sich kein Betrachter. ent---
ziehen kann.. Hier soll nichts 'mehr gemildert und beschönigt wer-
de«, hier spricht Golgatha «auz unmirtelbar seine grausige, nicder-
schmetternde Sprache. Mit Grünewald bricht die realistische Ent-
wicklung der Passwusidee so ziemlich ab. , Ruch Rembrandt
bedeutet in der künstlerischen Abklärung und persönlichen Durch-
geistigung, nicht Ui der Erfassung der Gefühlswerte, einen Schritt
über ihn hinaus.. Rubens und« die -Italiener gar kehren zu der
Weife der Renaissance zurück.
Dann lau; die Neuzeit. Klinger hat die Karfreitagsidee in-
streng natürlichem Sinn ausgefatzt, ohne dabei den tiefen religiösen
Ernst des Motivs in den Hintergrund treten zu lassen. Neben den
Malern hat sich vornehmlich aber auch die Kunst des Bildhauers
und Holzschnitzers mit diesem Karsreftagsvorwurf befaßt. Die
wundervoll«-» Altäre früherer Jahrhunderte, die Darstellungen des
Weges nach Golgatha in den vierzehn Leidensstatione» sind Beweis
genug dc-chr. Hierzu kommt noch die M us ik, die «darstellende nu-
dle dichtende Kunst, die sich ebenfalls dem Zauber des Karfreitags
nicht verschließen konnte. Die Volkskunst feiert iit den Oberammer-
gauer Passionsfpielen ihre höchsten Triumphe. So hat der Weg
nach Golgatha und das christliche Symbol des Kreuzes zu allen
Zeiten allen Künsten ein Motiv gegeben, wie es schöner und ge-
waltiger nicht gedacht werden kann.
Christus aber und sein Gang nach Golgatha, die Kreuztragung
und schließlich der Kreuzestod mutz auch uns Sozialisten Beispiel,
Symbol dafür sein, datz eine ideelle Bewegung nur daun vorwärts
schreiten kann, wenn ihre Träger selbst iHv Letztes, ihr Leben für
die Bewegung zu opfern vereit sind.
MUM«, W M ZL
Kirchliche Nachrichten.
Evangelische Gemeinde.
K a r s r e i t-a g, den 1k. April.
KoKette zum Besten des MelanchHonv-creins für «SchülerHeime.
HeMMkiMftchr. L'lO Mr: Swdrpfarrcr Maas Mrchonchor).
Feier des. Hk. Abendmahls.
ProvidrnMckw. 8 Uhr: Stadtvikar Sie. Knebels. s-QU Uhr: De-
kan S<Aier. lSvkogcsa-na, Goia-ensp-iel mit Or-gei'bc-Oeit.uug.)
Feier «es hl. WendmakM mit Ei-nzc-lkelch. 8 Uhr: GottesdkeW.
Stadtpfarrer Götz.
ChristMttrch'e. X-IO Uhr: St>a«Ltvsarr-er V. Frommet (Mrchenchor).
Feier des hl. Abendmahls. 6 Uhr: Musikalische Karfreitags-
andacht;
Modem. Krankenhaus S-ll-hr: Stadtvikar Knevels.
Bttgrirche <Stadtteil 'Schlierbach).- MO Uhr: Stadttzf'arrer Götz.
Feier des hl. Meich-m-ahls. Gesänge des gemischten Chors.
Feier -des kl. Abendmahls.
JokarrniSMche (Si-adtteil.Rcne-nHkÄn).. MO Uhr: Gottcs-die-ust
(Kirch-c-uwor). Feier des. hl.- Abendmahls. Stadtvs-arrrr Schmity.
5 Uhr-: Gottesdienst. Sta-dtdikar Fuchs.
Friedcnskirche HankschttHSHei»!. Karfreitag. Zj'ftj Uhr: Got-
tesdienst (K-ircheuchor, Kollekte, Feier des hl. Abendmahls.
Stadtpsarrer Gilg. S Mr: Gottesdienst. Stadt-vi-tar Ehrl-e.
Ostersonntag, Uhr: Gottesdienst. Stadtp-farr-er Gilg.
A Uhr: - Gottesdienst. - S-tadtvikar Ehrte. Oftermont-a>g:
ZL10 Uhr: Göttcsdienst. StMtvilar Ehrte. Nil Uhr: Kiubcr-
gottesvienst. -Siadtp-sarrcr Gi>ig.
Evanges. Kirchs (Stadtteil Wic-dl-Wgen). ^1Y Uhr: Predigt, Feier
«Les hl. Abendmahls. Zf2 Uhr: Predigt. Sta-dtpsarrer O. Re«.
Alt-KatthvkiWe Kircheugemeinde.
HrMggerstchörkirchc (Marltpl-atz). K-arsreit-ag. Meads t, Ähr:
Liturgische Andacht mit Predigt. Stadtpfarr-er Hütwoh-l. Mit-
wirl»-tt-g -der Cellistin Frl. Bat!io. Ost e rs ounta g. Vorm.
10 Mr: Hochamt mit Predigt, allgemeine B-ußandacht und Kom-
munion. Sta-dtpsarrer HMWohk. Mftwrrknng des Kirchenchors.
Ofternronlag. Kein Gottesdienst.
Frcnreligiöss Gsmemdb.
Freirekigiöfc Gemeinde. Ostermontag. Vorm. 1V Uhr: Ju-
gendweihe in der früheren englischen Kirche, Plöck 44..
Sonuiag, 16. April, a. M.-: „Der Wildschütz". Anfang 7 Uhr.
Mo-ntW, 17. April, -a. M.: „Aiascottchen". Anfang 7 Uhr.
Dienstag, 18. AprK, a. M.: „Der R-aste-lb-in-der". Anfang 7ss Uhr.
«Mittwoch, 19. April, Miete Q: „Lin des Reiches Pforten".
Anfang 71-, Uhr.
Donnerstag, M. April, Miet^ O.„Carinen". An,sang 7s- Uhr.
Frei-ta-g, 21. April, a. NZ-r „Der V-etter aus Dingsda". Ans. 7s- Uhr.
Sainstag, 22. April, a. M.: „Ronieo und Julia". -Aus. 7Ä> Uhr.