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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 6.1912-1914

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1. Heft
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Gessler, Eduard Achilles: Beiträge zum altschweizerischen Geschützwesen, [1]: die großen Geschütze aus dem Zeughausbestand der Stadt Basel
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https://doi.org/10.11588/diglit.39948#0024

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E. A. GESSLER, BEITRÄGE ZGM ALTSCHWEIZERISCHEN GESCHÜTZWESEN

VI. BAND

Archivalien aus dem Basler Staatsarchiv und
sonstigen Quellen.
Das älteste dieser Stücke lag bis 1874 im
Hofe des Zeughauses, und gelangte von da in
die ,,mittelalterliche Sammlung“, jetzt im histori-
schen Museum befindlich.
Das Rohr gehört zu den Hauptstücken (Bom-
barden) und diente zum Brescheschiefsen bei der
Berennung fester Plätze.
Es besteht aus Schmiedeeisen und ist in
Kammer und Flug geteilt, als Munition kamen
Steinkugeln (Steinbüchse) in Betracht, doch konn-
ten auch eiserne verfeuert werden.

getrennt, aufsen jedoch durch drei anwachsende
Querringe, von denen der zweite 8 rechteckige
Vertiefungen zeigt; diese dienten zum Einstecken
von Hebebäumen, mittelst welcher das Rohr be-
wegt und gerollt werden konnte.
Das verstärkte Mittelstück besteht aus zwei
Teilen, einem dickeren bei der Kammer und einem
dünneren gegen die Mündung zu. Der erstere
Teil ist aus 10 Ringen und einem doppelten Mittel-
ring zusammengesetzt, dieser ist mit einer Kupfer-
lage umgeben nebst einem schmiedeeisernem Ring
darüber; der letztere Teil jedoch ist aus 5 Ringen
gefügt.


Abb. 1. Bombarde (Steinbüchse) c 1420 — 30. Grofse Feldschlange „Drach“ 1514. Falkone 1549, Basel, Histor. Museum

Die Kammer ist aus einem Stück geschmiedet.
Der Stofsboden gerade, aus zwei Teilen bestehend,
indem in das Kammerrohrstück als Abschlufs ein
schwerer schmiedeeiserner Keil eingeschweifst
wurde.
Das runde Zündloch, oben trichterförmig,
weist eine senkrechte Bohrung (verstopft) auf.
Vor dem Zündloch befindet sich ein unten leicht
abgerundeter Dreieckschild mit geschachtem
Wappen, dem Wappen der Familie d’Auxy (Flan-
dern).
Der Flug zerfällt in Mittel- und Vorderstück;
er ist zusammengesetzt aus 19 Längsschienen,
daubenartig zusammengeschweifsten Eisenstäben,
und durch dichtaneinandergeschweifste Querringe
von verschiedener Dicke zusammengehalten. Diese
Längsschienen sind über das Kammerstück ge-
schoben und durch weitere Querringe verschweifst.
Die bedeutend engere Kammer ist vom Flug
durch einen senkrechten Abschnitt im Innern

Das Vorderstück ist gebildet aus n Ringen,
die sich bis zur Mündung stufenweise verjüngen,
diese ist durch drei ansteigende Ringe von grofser
Dicke verstärkt, woraus die Längsschienenenden
wulstartig herausstehen. Die gröfseren Querringe
sind überall mit den übrigen Ringen durch Ver-
stemmung und Verkeilung noch stärker befestigt.
Flug und Kammer sind ineinander geschoben
und verschweifst und bestehen somit durchaus
aus einem Stück, sie lassen sich nicht auseinander
nehmen. In den Fugen der Ringe und auf dem
Rohr selbst findet man Spuren von roter Farbe
(Mennig), was auf einen ehemaligen roten Anstrich
des Geschützes deutet; dieser wurde teils zum
Schutze vor Verrosten, teils zum Schmuck an-
gebracht. Aus dem Anfang des 15. Jahrhunderts
ist zwar kein Beispiel von Geschützanstrich be-
kannt, hingegen befinden sich in den Museen von
Murten und Neuenstadt mehrere schmiedeiserne
„Ringgeschütze“, teils Vorderlader verschiedener
 
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