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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 6.1912-1914

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3. Heft
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https://doi.org/10.11588/diglit.39948#0127

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FACHNOTIZEN

3. HEFT

weise übereinander gebundenen Lederriemchen, was
recht gut aussah und an dieser Stelle wohl angängig
war, während man da, wo die Waffe auch einmal in
die Hand genommen werden soll, besser die übliche
Befestigungsart beibehält.
Die Entwicklung der Armbrust wurde vom 15.
Jahrhundert ab an 13 Beispielen, namentlich mit
Dresdner Material, erläutert. Dabei möchte ich die
Bezeichnung des eigentümlichen Gerätes berichtigen,
das nach einer Photographie des Originals der Dresd-
ner Gewehrgalerie studiert werden konnte. Diese
„Sehnenbank“, wie ich es nennen möchte, hat beim
Spannen der Armbrust nichts zu tun. Sie diente
vielmehr dazu, die von ihr abgespannte Sehne in
gestreckter Lage zu erhalten. Es folgten 10 Hand-
büchsendes 15. Jahrhunderts, 6 Luntenschlofsgewehre,
10 Radschlofsgewehre und 1 Tschinke, natürlich jedes
Stück beider Gruppen mit einer anderen Schlofs-
einrichtung. Besonders glücklich war das Stein-
schnappschlofsgewehr durch neun Beispiele ver-
anschaulicht; jeder, der gerade diese Feuerwaffe
studiert hat, weifs, wie schwer hier ausreichendes
Material zusammenzubringen ist. Bemerkenswert ist
dabei eine Berichtigung Thierbachs: das deutsche
Schnappschlofs des Darmstädter Museums wird richtig
um 1600 datiert, da nachgewiesen werden, kann
dafs der 1587 datierte Lauf früher mit einem Rad-
schlofs versehen war, die Zahl also nicht für das
Schnappschlofs in Anspruch genommen werden darf.
18 Steinschlofsgewehre und 8 Perkussionsgewehre
führten die weitere Ausbildung der Feuerwaffe bis
an die Neuzeit heran, und damit die verschiedenen
Schlofskonstruktionen völlig klar erkennbar seien,
waren sie auch auf einer Tafel so angebracht,
dafs man in das Innere des Mechanismus Ein-
blick gewann. Als Einleitung zu dem modernen

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Militärgewehr, bei dem sich die Hinterladung sieg-
reich durchgesetzt hat, hätte ich gern einige frühe
Lösungsversuche dieses schon seit Jahrhunderten
lebendigen Problems der Büchsenmacherei gesehen,
wie es auch bei der Reiterfeuerwaffe, der zwölf Bei-
spiele gewidmet sind, es sich sehr empfohlen haben
würde, ein Faustrohr oder besser mehrere auszustellen.
Denn wenn auch ersichtlich und mit gutem Grunde
auf die Pistole verzichtet war, das Faustrohr ist
doch etwas ganz anderes. Gewifs entwickelt es sich
einmal zur Pistole weiter, dann aber ist es auch als
Vorläufer des Karabiners, in dem sich die konstruk-
tiven Gedanken des Faustrohrs und des Infanterie-
gewehrs verbinden, anzusprechen. Eine kleine Aus-
lese moderner Jagdgewehre, fünf Windbüchsen und
einige Teschings bildeten den Schlufs der Übersicht.
Recht lehrreich war die Zusammenstellung der Aus-
rüstungsstücke, namentlich der Patrontaschen und
der Kartuschen, nach entwicklungsgeschichtlichen
Gesichtspunkten.
In dem kleinen Führer durch die Ausstellung
sind auch einige Seiten den Waffen gewidmet. Ich
habe an den betreffenden Ausführungen nur eine
Korrektur zu machen: man wird gut tun, die Anfänge
der Armbrust ins 10. Jahrhundert zu verlegen, wo
wir ihr zum ersten Male in Handschriften begegnen,
denn der Zusammenhang mit der bestimmten Form
der römischen Arcuballista des 4. Jahrhunderts ist ein
recht lockerer. Sonst könnte man mit gleichem Recht
auch auf die vorchristliche Zeit zurückgreifen, wo es
in China bereits Armbrüste gab. Und dann: die
Armbrust war keine Lieblingswaffe der Ritter. Im
Gegenteil fürchteten sie sie und verstärkten ihret-
wegen, nicht wegen der primitiven Feuerwaffen, ihre
Harnische. Nur auf der Jagd galt sie auch ihnen als
zuverlässig und schätzenswert. Karl Koetschau.

LITERATUR

Wilhelm Beck, königl. bayr. Oberst a. D., Bayerns
Heerwesen und Mobilmachung im 15. Jahr-
hundert. Archivalische Zeitschrift Band XVIII,
München 1911.
Die Kenntnis der Waffen selbst läfst sich nicht
trennen von der Kenntnis ihrer Anwendung, der Kriegs-
geschichte. Es' erscheint daher angebracht, auf vorstehende
Abhandlung hinzuweisen, um so mehr, als sie für den
Waffenforscher eine Reihe äufserst wichtiger Angaben ent-
hält. Der Verfasser betont mit Recht, dafs das Kriegs-
wesen des 15. Jahrhunderts imVerhältnis zu den des 16. Jahr-
hunderts viel zu wenig gewürdigt wurde, obwohl gerade
in diese Zeit die Entwicklung zum Kriegswesen der neueren
Zeit fällt. Auch die Entwicklung der Waffe zeigt in dieser

Epoche so einschneidende Veränderungen, dafs jeder Bei-
trag zur Klärung der vielen ungelösten Fragen von gröfster
Bedeutung ist. Zu einer erschöpfenden Bearbeitung des
Waffenwesens des 15. Jahrhunderts wird es aber nötig
sein, das in den Werken der Kunst vorhandene Material
systematisch zu sammeln. In Miniaturen, Gemälden, Grab-
plastik usw. finden wir, abgesehen von wenigen phan-
tastischen Übertreibungen, die genauesten Abbildungen
der Bewaffnung jener Zeit und sind im stände, die infolge
der grofsen Seltenheit von Originalen ziemlich beträcht-
lichen Lücken in der Entwicklungsreihe uns wenigstens
im Bilde auszufüllen.
In vorliegender Abhandlung führt uns nun der Ver-
fasser mit der Gründlichkeit eines langjährigen Archiv-
forschers und unter Benützung der gewissenhaft durch-
gearbeiteten Literatur die gesamte Organisation des baye-
rischen Heerwesens vor, wobei er nicht nur die fürstlichen
und städtischen militärischen Einrichtungen, sondern er-
freulicher Weise auch besonders die Organisation auf dem
Lande in den Kreis seiner Betrachtungen zieht.
 
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