LITERATUR
7. HEFT
seidenen strichen und frenslein belegt, hinden und
vorne mit blanken getriebenen eisernen Blech be-
schlagen, ist von Georg Caphan erkaufft ao. 1587.“
Unter den gegenwärtigen Beständen des Histo-
rischen Museums lassen sich zwar diese Sättel
nicht mehr nachweisen. Jedoch kann man sich
von der Art ihrer Arbeit vielleicht einen Begriff
machen nach den beiden prachtvollen Küris-
sätteln (Saal K, Schrank V), die neben reicher
ornamentaler Arbeit in getriebenem dunkelgrauen
Eisen Auflagen aus vergoldetem und getriebenem
Kupfer, zum Teil mit figürlichen Darstellungen
zeigen. Den mit den sieben Reiterszenen hat
der berühmte Bildhauer Giov. Maria Nosseni, der
Schöpfer der Fürstenkapelle im Dome zu Meifsen,
entweder entworfen, wie der Führer von 1899
S. 197 berichtet, oder wenigstens, wie das ge-
nannte Inventar von 1606 S. 1048 schreibt
„machen lassen, ist anno 87 zum Heiligen Christ
verehret worden“. Es handelt sich also um ein
Weihnachtsgeschenk und zwar, da in der Gold-
stickerei des Sattels das Monogramm CS wieder-
kehrt, um ein solches der Kurfürstin Sophie an
ihren Gemahl, Kurfürst Christian I. Das dazu-
253
gehörige Rofszeug „ein schwarz sammeter Hinder-
zeugk... mit Gold und dem sächsischen Wappen
gestickt“, wird im Inventar mit derselben Be-
merkung wie der Sattel begleitet „hat Johann
Maria machen lassen“. Sollte man annehmen,
dafs der italienische Meister, der seit 1581 die
künstlerische Leitung und Ausstattung von
vielerlei Aufzügen und Mummereien, sogen. In-
ventionen am sächsischen Hof übernommen hatte,
selbst die künstlerischen Entwürfe zu den Pracht-
geschirren und -Sätteln gefertigt habe, die als
seine eigenen Geschenke oder als die der Kur-
fürstin in die Sattelkammer gelangten? Die von
Mackowsky (Giov. Maria Nosseni und die Renais-
sance in Sachsen, Berlin 1904, S. 93) angezogenen
archivalischen Mitteilungen schliefsen diese Mög-
lichkeit jedenfalls nicht aus. Die Tätigkeit Georg
Kaphans, der uns hier als Sattelmacher begegnet,
reiht sich also mit dem Jahre 1587 der Zeit, in
welcher die Brüder Kaphan für den sächsischen
Hof arbeiteten, und die sich nach dem genannten
Aufsatze mit den Jahren 1587 und 1589 urkundlich
begrenzen liefs, zwanglos ein. E. H.
LITERATUR
Julius Schwietering: Zur Geschichte von Speer
und Schwert im 12. Jahrhundert. Mitteilungen
aus dem Museum für Hamburgische Geschichte
Nr. 3, 8. Beiheft, 2. Teil.
In der Vielseitigkeit der Waffe liegt ein guter Teil
ihres Reizes, in ihr aber bergen sich auch die Klippen, an
denen die klare Kenntnis der Waffe oftmals zerschellt.
Die Beziehungen zu den verschiedensten, zum Teil hetero-
genen Wissensgebieten, wie vor allem den Kriegs- und
Kunstwissenschaften, führt leicht, selbst wenn das Problem
von einer Seite ernsthaft angefafst wird, zur kritiklosen
Übernahme von Bestimmungen des anderen Wissensbe-
reiches, die man respektiert, nur weil man sie nicht versteht.
Die Ergebnisse bleiben infolgedessen zum mindesten halbe.
Umdie Ergebnisse derForschungzu sammeln und in Ein-
klang zu bringen, ist man daran gegangen, eine selbständige
Waffenwissenschaft zu schaffen. Hierdurch wird aber leicht
ein Streben nach Alleswissen gezüchtet, das der Verschieden-
heit der Gesichtspunkte doch nicht gerecht wird und weder für
den Forschenden noch für die Forschung befriedigend und
erspriefslich ist. Nichts kennzeichnet den derzeitigen Stand
unserer Kenntnisse von den Waffen deutlicher als die Tat-
sache, dafs der Waffenbeflissene heute noch in den meisten
Fragen auf das vor mehr denn zwanzig Jahren erschienene
Handbuch der WaffenkundevonBöheim angewiesen ist. Nie-
mand wird— besonders an dieserStelle - die wertvolle Leistung
unterschätzen wollen, in der das schnell erworbene weit-
schichtige Wissen eines temperamentvollen, um die Waffen-
kunde einzig verdienten Mannes bewahrtist,undinder so viele
Probleme angeschlagen sind; aber ebenso weifs jeder, der
sich dieses Kompendiums vor allem zur Orientierung mit
Nutzen bedient hat, dafs viele seiner Angaben nicht mehr
der Kritik unserer Tage standhalten können.
Um eine sichere Grundlage für die Waffenkunde
namentlich des Mittelalters zu gewinnen, ist es vor allem
nötig, das reiche Material der darstellenden Kunst und
der Literatur systematisch zu sammeln und kritisch zu
sichten. Die Arbeit, die hier geleistet werden mufs, ist
und bleibt die des sachkundigen Spezialforschers, der
weiter nichts als seine Quelle vor Augen hat und sich bei
seiner Aufgabe weise Selbstbeschränkung auferlegt. So
sind denn auch die Arbeiten, an die man sich bei dem
gegenwärtigen Stand der Forschung mit Vertrauen wenden
kann, vor allem Spezialarbeiten. Ich denke etwa an die
mustergültigenEntwicklungsreihen, die Demaylediglich auf
Grund von Siegeln aufgestellt hat.
Eine neue vorbildliche Leistung, die aus literarischer
Quelle schöpft, ist die umfangreiche Abhandlung von
Julius Schwietering in den Mitteilungen aus dem
Museum für Hamburgische Geschichte unter dem
Titel: Zur Geschichte von Speer und Schwert im
1 2. Jahrhundert.
Es ist schwer zu sagen, was an diesem Aufsatze wert-
voller ist, die wichtigen Ergebnisse des interessanten
Themas oder die vorbildliche Art und Weise, mit der sie
gewonnen werden.
Wie sehr dem Verfasser die Methode am Herzen liegt,
zeigt die ausführliche vorangeschickte Einleitung über das
Thema: Epis che Dichtungen als Qu eile zur W affen -
geschichte. S. setzt sich zunächst mit früheren, verfehlten
Versuchen auseinander, die Aussagen der Dichter für die
Waffenkunde zu verwerten. Entweder ist die Literatur in
unkritischer Weise benutzt worden, um ohne Berücksichtigung
der zeitlichen Reihenfolge der angeführten Denkmäler
7. HEFT
seidenen strichen und frenslein belegt, hinden und
vorne mit blanken getriebenen eisernen Blech be-
schlagen, ist von Georg Caphan erkaufft ao. 1587.“
Unter den gegenwärtigen Beständen des Histo-
rischen Museums lassen sich zwar diese Sättel
nicht mehr nachweisen. Jedoch kann man sich
von der Art ihrer Arbeit vielleicht einen Begriff
machen nach den beiden prachtvollen Küris-
sätteln (Saal K, Schrank V), die neben reicher
ornamentaler Arbeit in getriebenem dunkelgrauen
Eisen Auflagen aus vergoldetem und getriebenem
Kupfer, zum Teil mit figürlichen Darstellungen
zeigen. Den mit den sieben Reiterszenen hat
der berühmte Bildhauer Giov. Maria Nosseni, der
Schöpfer der Fürstenkapelle im Dome zu Meifsen,
entweder entworfen, wie der Führer von 1899
S. 197 berichtet, oder wenigstens, wie das ge-
nannte Inventar von 1606 S. 1048 schreibt
„machen lassen, ist anno 87 zum Heiligen Christ
verehret worden“. Es handelt sich also um ein
Weihnachtsgeschenk und zwar, da in der Gold-
stickerei des Sattels das Monogramm CS wieder-
kehrt, um ein solches der Kurfürstin Sophie an
ihren Gemahl, Kurfürst Christian I. Das dazu-
253
gehörige Rofszeug „ein schwarz sammeter Hinder-
zeugk... mit Gold und dem sächsischen Wappen
gestickt“, wird im Inventar mit derselben Be-
merkung wie der Sattel begleitet „hat Johann
Maria machen lassen“. Sollte man annehmen,
dafs der italienische Meister, der seit 1581 die
künstlerische Leitung und Ausstattung von
vielerlei Aufzügen und Mummereien, sogen. In-
ventionen am sächsischen Hof übernommen hatte,
selbst die künstlerischen Entwürfe zu den Pracht-
geschirren und -Sätteln gefertigt habe, die als
seine eigenen Geschenke oder als die der Kur-
fürstin in die Sattelkammer gelangten? Die von
Mackowsky (Giov. Maria Nosseni und die Renais-
sance in Sachsen, Berlin 1904, S. 93) angezogenen
archivalischen Mitteilungen schliefsen diese Mög-
lichkeit jedenfalls nicht aus. Die Tätigkeit Georg
Kaphans, der uns hier als Sattelmacher begegnet,
reiht sich also mit dem Jahre 1587 der Zeit, in
welcher die Brüder Kaphan für den sächsischen
Hof arbeiteten, und die sich nach dem genannten
Aufsatze mit den Jahren 1587 und 1589 urkundlich
begrenzen liefs, zwanglos ein. E. H.
LITERATUR
Julius Schwietering: Zur Geschichte von Speer
und Schwert im 12. Jahrhundert. Mitteilungen
aus dem Museum für Hamburgische Geschichte
Nr. 3, 8. Beiheft, 2. Teil.
In der Vielseitigkeit der Waffe liegt ein guter Teil
ihres Reizes, in ihr aber bergen sich auch die Klippen, an
denen die klare Kenntnis der Waffe oftmals zerschellt.
Die Beziehungen zu den verschiedensten, zum Teil hetero-
genen Wissensgebieten, wie vor allem den Kriegs- und
Kunstwissenschaften, führt leicht, selbst wenn das Problem
von einer Seite ernsthaft angefafst wird, zur kritiklosen
Übernahme von Bestimmungen des anderen Wissensbe-
reiches, die man respektiert, nur weil man sie nicht versteht.
Die Ergebnisse bleiben infolgedessen zum mindesten halbe.
Umdie Ergebnisse derForschungzu sammeln und in Ein-
klang zu bringen, ist man daran gegangen, eine selbständige
Waffenwissenschaft zu schaffen. Hierdurch wird aber leicht
ein Streben nach Alleswissen gezüchtet, das der Verschieden-
heit der Gesichtspunkte doch nicht gerecht wird und weder für
den Forschenden noch für die Forschung befriedigend und
erspriefslich ist. Nichts kennzeichnet den derzeitigen Stand
unserer Kenntnisse von den Waffen deutlicher als die Tat-
sache, dafs der Waffenbeflissene heute noch in den meisten
Fragen auf das vor mehr denn zwanzig Jahren erschienene
Handbuch der WaffenkundevonBöheim angewiesen ist. Nie-
mand wird— besonders an dieserStelle - die wertvolle Leistung
unterschätzen wollen, in der das schnell erworbene weit-
schichtige Wissen eines temperamentvollen, um die Waffen-
kunde einzig verdienten Mannes bewahrtist,undinder so viele
Probleme angeschlagen sind; aber ebenso weifs jeder, der
sich dieses Kompendiums vor allem zur Orientierung mit
Nutzen bedient hat, dafs viele seiner Angaben nicht mehr
der Kritik unserer Tage standhalten können.
Um eine sichere Grundlage für die Waffenkunde
namentlich des Mittelalters zu gewinnen, ist es vor allem
nötig, das reiche Material der darstellenden Kunst und
der Literatur systematisch zu sammeln und kritisch zu
sichten. Die Arbeit, die hier geleistet werden mufs, ist
und bleibt die des sachkundigen Spezialforschers, der
weiter nichts als seine Quelle vor Augen hat und sich bei
seiner Aufgabe weise Selbstbeschränkung auferlegt. So
sind denn auch die Arbeiten, an die man sich bei dem
gegenwärtigen Stand der Forschung mit Vertrauen wenden
kann, vor allem Spezialarbeiten. Ich denke etwa an die
mustergültigenEntwicklungsreihen, die Demaylediglich auf
Grund von Siegeln aufgestellt hat.
Eine neue vorbildliche Leistung, die aus literarischer
Quelle schöpft, ist die umfangreiche Abhandlung von
Julius Schwietering in den Mitteilungen aus dem
Museum für Hamburgische Geschichte unter dem
Titel: Zur Geschichte von Speer und Schwert im
1 2. Jahrhundert.
Es ist schwer zu sagen, was an diesem Aufsatze wert-
voller ist, die wichtigen Ergebnisse des interessanten
Themas oder die vorbildliche Art und Weise, mit der sie
gewonnen werden.
Wie sehr dem Verfasser die Methode am Herzen liegt,
zeigt die ausführliche vorangeschickte Einleitung über das
Thema: Epis che Dichtungen als Qu eile zur W affen -
geschichte. S. setzt sich zunächst mit früheren, verfehlten
Versuchen auseinander, die Aussagen der Dichter für die
Waffenkunde zu verwerten. Entweder ist die Literatur in
unkritischer Weise benutzt worden, um ohne Berücksichtigung
der zeitlichen Reihenfolge der angeführten Denkmäler