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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 6.1912-1914

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1. Heft
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Gessler, Eduard Achilles: Beiträge zum altschweizerischen Geschützwesen, [1]: die großen Geschütze aus dem Zeughausbestand der Stadt Basel
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Gohlke, Wilhelm: Das Geschützwesen des Altertums und des Mittelalters, [5]
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https://doi.org/10.11588/diglit.39948#0032

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12 E. A. GESSLER, BEITRÄGE ZUM ALTSCHWEIZKRISCHEN GESCHÜTZ WESEN VI. BAND

dieses Geschützes anzusprechen sein. Er stellte
nach der Niederlage von Grandson seinem Lehens-
herrn das Belagerungsgeschütz zur Verfügung; nur
ein grofser und mächtiger Vasall, wie dieser Herr,
konnte sich in jener Zeit den Besitz eines solchen
Geschützes gestatten.
Die Zeit der Entstehung der Bombarde dürfte
in die erste Zeit der Regierung dieses bedeutenden
Vasallen des Königs von Frankreich und der
Herzoge von Burgund fallen. 1436 führte er
eine Armee gegen die Engländer und spielte im
weitern eine wichtige Rolle im englisch-französi-
schen Kriege. Um diese Zeit wird er sich wahr-
scheinlich eine Belagerungsartillerie für seine
eigenen Truppen angeschafft haben. Das Geschütz
wird später in einem Schlosse des Johann d’Auxy
geruht haben und erst nach der Niederlage von
Grandson in die Schweiz (Lausanne) geführt worden
sein. Es würde an dieser Stelle zu weit führen
und auch nicht dem Zweck dieser Arbeit ent-
sprechen, den Ursprung und die Geschichte dieser
grofsen Geschütze zu verfolgen, wenige sind noch

erhalten und diese kommen, wie Arm. de Behault
de Dornon (in den Annales Du Cercle Archeolo-
gique de Mons 1901 tom. 30) nachweist, aus
Flandern, respekt. Mons (Le canon d’Edinbourg
„Mons Meg“ forge a Mons au XVe siede), so
wahrscheinlich auch das Basler Stück. Auf unsere
Zeit sind noch gekommen die „Mons Meg“ ge-
nannte Bombarde in Edinburg, 400 cm lang, ferner
die „Holle Griet“ von Diest, bedeutend kleiner,
167 cm lang, dann ein Riesengeschütz, die „Dulle
Griet“ von Gent, 502 cm lang.
Alle diese Geschütze haben Kammer und
Flug getrennt, unser Geschütz ist ungeteilt und
unter diesen von Mittelgröfse. Wer sich für diese
Geschütze und überhaupt für die frühe Artillerie
interessiert, wird mit Gewinn die oben zitierte
Arbeit Behault de Dornons lesen, ebenso darf er
auch nicht Boeheim beiseite lassen. (Die Zeug-
bücher Kaiser Maximilians I., Jahrbuch d. kunst-
histor. Sammlung des A. FI. Kaiserhauses Bd. XIII
1892 dito XV 1894.)
(Fortsetzung folgt)

Das Geschützwesen des Altertums und des Mittelalters
Von W. Gohlke
(Fortsetzung aus Band V, Heft 12, S. 393.) .

IV. Wurfzeug, durch die Kraft von Federn
bewegt.
Die Mängel der Nervenstränge an den Torsions-
geschützen veranlassten schon Philon zu Vor-
schlägen, die Kraft der Stränge durch andere
Kräfte zu ersetzen1). Er wählte hierzu die Elasti-
zität erzener Doppelfedern und die Elastizität der
Luft.
In bezug auf den Erzspanner bemerkt er:
„Man nehme für diesen eherne Schienen. Diese
werden aus möglichst gutem Kupfer gegossen,
das wohlgereinigt und wiederholt im Ofen ge-
wesen ist und dem man auf die Mine drei Drach-
men Zinn'2), welches ebenfalls gereinigt und um-
gegossen ist, hinzufügt. Wenn nun die Schienen


Fig. 61. Federn nach Philon
gegossen und geschmiedet sind und die oben
angegebenen Mafse erhalten haben, so gibt man
*) Siehe Heft 9 des 5. Bandes, S. 294.
-) Also 3 vom Hundert.

ihnen sanfte Biegung nach einem hölzernen Mo-
dell, schlägt sie sodann kalt vielfach und lange
Zeit, indem man darauf sieht, dafs sie von gleicher
Dicke, senkrecht zur Stirnseite, durchgehends
gleich breit sind und überall am Modell anliegen.
Hierauf verbindet man sie paarweise miteinander,
indem man ihre hohle Seiten gegeneinander kehrt
und ihre Ecken genau passend abfeilt und sie
mittels Nieten miteinander verbindet. Es er-
halten die Schienen ihre Kraft durch die Legie-
rung der Metalle; denn diese, so rein und lauter
als möglich gegossen, ohne irgend eine fremde
Beimischung ist stark, dehnbar und elastisch;
man schlägt sie aber kalt vielfach und lange Zeit,
damit sie, an der Oberfläche verdichtet, Kraft
geben. Gegen diese Doppelschienen (Fehlern)
lehnt sich nun der Griff des Bogenarms an. Bei
dem Spannen werden die Federn zusammen-
geprefst, die Schienen aufgerichtet, bis sie sich
gegeneinander stützen; bei dem Abdrücken kehren
sie in ihre ursprüngliche Lage zurück; indem sie
hierbei mit vieler Kraft auseinander springen,
schnellen sie den Griff des Bogenarms fort.“
Oberst Schramm hat auch diese Konstruktion
nach den Philonschen Angaben wieder aufgebaut,
 
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