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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 6.1912-1914

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7. Heft
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Fachnotizen
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https://doi.org/10.11588/diglit.39948#0269

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7. HEFT

FACHNOTIZEN

249

FACHNOTIZEN

Noch einmal das „Schwert von Perasto“.
Obwohl ich der Annahme einer Verleihung
obigen Schwertes seitens des Banus Grafen Peter
Zrin an die Stadt Perasto bis auf weiteres eigent-
lich skeptisch gegenüberstehe, will ich es zur
Steuer der Wahrheit nicht unerwähnt lassen —
ich tue es auf die Autorität der nachträglichen
Mitteilung eines vertrauenswürdigen Gewährs-
manns hin —, dafs die in Rede stehende Waffe
schon deshalb ein hohes Alter für sich in An-
spruch nehmen könnte, da sie durch die Verehe-
lichung des Banus Grafen Nikolaus Zrin, des
Helden von Sziget, Urgrofsvaters des obengenann-
ten Grafen Zrin, 1544 mit der Gräfin Katharina
Frankapan, die mütterlicherseits mit dem Despoten
Vuksa Stepanovic verwandt war, wenn auch nicht
nachgewiesenermafsen,so doch vermutlicherWeise
in die Waffensammlung deren von Zrin gelangt
sein mag. Da nämlich der Despot ohne Leibes-
erben verstarb, und seine Verlassenschaft unter
die Verwandten geteilt wurde, so konnte es leicht
geschehen, dafs das seinen Namen verewigende
Schwert durch die Frankapans an die Zrins kam.
Dies ist zwar nur eine Annahme, aber keine
ganz unglaubwürdige. Die Zrins waren zur Zeit
ihrer Blüte, wie dies früher an dieser Stelle1)
dargelegt worden ist, ob ihrer Waffen- und
Kunstsammlungen weit und breit berühmt, wo-
für der Niederländer Jakob Tollius, der den
letzten Zrin 1660 auf einem seiner Schlösser auf-
suchte, als unverdächtiger Zeuge gelten kann. —
Sollte also tatsächlich auf diese Weise und schon
so früh das Schwert in den Besitz der Grafen
von Zrin gekommen sein, so ist es ja möglich,
dafs es bei seinem demnach vorauszusetzenden
beträchtlichen Alter gelegentlich einer notwendig
gewordenen Reparatur auch, was den Griff an-
belangt, modernisiert wurde. Bei dieser Gelegen-
heit konnte der ungekürzteSchwertsegenMemento
mei Domine vielleicht nachträglich in das
Schwert eingelegt worden sein. Ich betone
vielleicht, da ja auch Schwerter, die aus dem
14. Jahrhundert stammen, wie das Fragment
Schwert Nr. 00,196 im Berliner Zeughause dar-
tut (diese Zeitschrift Bd. III S. 225), die unge-
kürzte Invokation aufweisen, somit dieses Argu-
ment nicht unbedingt gegen die Annahme, dafs
das perastiner Schwert aus dem 15. Jahrhundert
Johann v. Ille, Einiges über die Waffen der letzten
Grafen von Zrin (1670), Zeitschr. f. hist. Waffenkunde, Bd. II,
S. 289.

herrühren könnte, zu sprechen braucht, wie das
E. A. Gefsler, Zürich in seinen sehr interessanten
„Bemerkungen“ im letzten Hefte ausgeführt hat.
Hinsichtlich der Entstehungszeit des Schwertes
läfst sich noch folgendes nachtragen. Der Metro-
polit von Antivari und Geschichtsschreiber Andreas
Zmajevic, ein Perastiner von Geburt, hat in seinen
Annali ecclesiastici dell’lllirio2), die bis zum Jahre
1644 reichen, eine, wenn auch gerade wegen der
Wiedergabe der slavischen Beschwörungsformeln
nicht ganz einwandfreie Beschreibung des Schwer-
tes aufgenommen. Diese Tatsache allein genügt,
um seine Entstehung sowohl „aus der zweiten
Hälfte des 17. oder aus dem Anfang des 18.
Jahrhundertes“ in eine frühere Zeit verlegen zu
können.
Jedenfalls wäre eine Beaugenscheinigung des
Schwertes besonders mit Hinblick auf die Unter-
suchung der Schriftzeichen und auf das sprachliche
Moment geboten, um Zweifel zu lösen, welche die
im kleinen Mafsstabe reproduzierten Lichtbilder
zu beheben nicht imstande sind.
D. v. Preradovic,
k. u. k. Linienschiffskapitän d. R.
Geschütze der maximilianischen Artillerie.
In Heft 6 S. 214 dieser Zeitschrift bespricht
Major Sterzei drei maximilianische Fal-
kon'etrohre des Berliner Zeughauses. Er
fragt sich, wo ihm gleiche Rohre „schon irgend-
wo einmal im Leben begegnet sein mufsten“.
Ich kann ihm auf die Spur verhelfen: Er hat
gleiche in meiner Sammlung mittelalterlicher Ge-
schütze zu Strafsburg und deren Abbildungen im
illustrierten Katalog der Strafsburger Waffenaus-
stellung von 1903 gesehen, allwo mein Schwester-
rohr unter Nr. 14 abgebildet ist. — Doch dies
nur nebenbei. Nur nebenbei will ich auch hinzu-
fügen, dafs ich es ebendort bereits ausgesprochen
habe, dafs diese Rohre zur Artillerie des Kaisers
Max gehörten und „für den Schwabenkrieg ge-
arbeitet worden sein dürften“.
Wenn ich auf die Sache hier zurückkomme,
so tue ich das nur, um an die seltsame Art,
mit der hier Alt - Strafsburger Besitz nach
Berlin gekommen ist, anzuknüpfen. Major
Sterzei hat sie bereits geschildert: Die Rohre
stecken als Kettenträger vor einer Strafsburger
Kaserne (wahrscheinlich vor dem alten Arsenal
am Broglie); ohne den geringsten Beweis, dafs
sie wirklich je Oberkircher Besitz waren, findet
sich 1874 in Strafsburg eine Behörde, welche die
a) Dizionario biografico degli nomini illustri della
Dalmazia, compilati dalP Abb Simeone Glinbich etc.
Vienna, 1856.
 
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