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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]; Verein für Historische Waffenkunde [Mitarb.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 6.1912-1914

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3. Heft
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Literatur
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Vereins-Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.39948#0129

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3. HEFT

VEREIN SNACHRICHTEN

109

ein etwas zerrissenes Panzerhemd mit weifsem Hemd dar-
unter und nackte Beine. Im Gürtel steckt ihm ein Wurf-
beil mit kurzem Holzstiel. (Vergl. Rose, das mittelalterl.
Wurfbeil. Zeitschr. f. hist. Waffenk. II, pag. 239fr.) In
Fig. 2 sehen wir einen aus rechteckigen Plättchen zu-
sammengesetzten Hut eines Kriegsknechtes aus einem
Kreuzigungsbilde in der Galerie Augsburg, das 1517 von
dem Augsburger Maler Ulrich Apt für die dortige Domini-
kanerkirche gemalt wurde. Fig. 3 stellt ein ähnliches
Original dar aus dem Besitze des Grafen Wilczek (nach
Szendrei, Ungarische' kriegsgeschichtliche Denkmäler in
der Milleniums-Landesausstellung, Budapest 1896, pag. 250,
und dort, wie mir scheint irrtümlich, in das 14. Jahr-
hundert datiert. Der Hut gehört wohl erst dem 15. Jahr-
hundert an). Hüte von runden Eisenschuppen finden sich
mehrfach bei Dürer (Kleine Holzschnittpassion B 27—30,
36 und 4s vom Beginn des 16. Jahrhunderts), Veit Stofs
(Relief einer Kreuztragung im Kaiser-Friedrich-Museum
Berlin, Abbild, bei Daun, Veit Stofs; Bielefeld-Leipzig
1906, pag. 43) usw.
An Seitenwehren werden Messer, lange Messer, Degen
und Schlachtschwerter genannt. Unter letzteren werden
wir uns aber nicht, wie der Verfasser angibt, Bidenhänder
zu denken haben, sondern sogenannte Anderthalbhänder.
Denn die Waffe, welche wir jetzt allgemein als Zwei-
händer bezeichnen, ist erst ein Produkt der 2. Hälfte des
16. J ahrhunderts.

Äufserst wichtig ist die Zunahme der Helmparten
gegenüber dem 15. Jahrhundert, sie machen um fast die
Hälfte der Trutzwaffen aus, während die Ahlspiefse,
Schweinsspiefse bereits durch den sich zur Hauptwaffe
entwickelnden langen Spiefs ersetzt werden.
Leider kann ich hier nicht näher auf den weiteren
Inhalt der interessanten Abhandlung eingehen, ich er-
wähne nur noch das im Anhänge mitgeteilte reichhaltige
Literaturverzeichnis, das für die gründlichen Studien des
Verfassers ein hervorragendes Zeugnis ablegt.
Anschliefsend sei mir gestattet, auf zwei früher er-
schienene Aufsätze des Verfassers hinzuweisen. Beide
erschienen im Archiv für Kulturgeschichte, herausgegeben
von G. Steinhausen. In Band VI, pag. 28, finden wir
unter dem Titel „Eine Spiefsrechtordnung aus dem Jahre
1542“ endlich einmal eine gründliche, von allem roman-
tischen Beiwerk gereinigte Darstellung des Spiefsrechts.
In Band VIII, pag. 89, ist eine „Reiterwerbung im Jahre
1546“ abgedruckt, die für Kriegs- und Waffenhistoriker
wertvolles Material bietet.
Ferner erschien vom gleichen Verfasser: Die ältesten
Artikelbriefe für das deutsche Fufsvolk, München 1908, als
selbständiges Werk. Es enthält über die Kriegsgeschichte
des 15. und beginnenden 16. Jahrhunderts eine solche Fülle
hochwichtiger Nachrichten, dafs die Anschaffung dieses
Buches jedem Forscher auf diesem Gebiete nur dringend
angeraten werden kann. Hans Stöcklein.

j VEREINS-NACHRICHTEN |
Bericht
über die Hauptversammlung des Vereins für
historische Waffenkunde auf der Wartburg am
12. und 13. Juli 1912.

Erste Vorstandssitzung
Freitag, den 12. Juli, nachmittags 4 Uhr.
Anwesend sind die Herren Exzellenz von
Usedom, Oberburghauptmann von Cranach, Prof.
Koetschau, Prof. Haenel, Dr. Rose, Major Loss-
nitzer, Coltman - Clephan, Michelly und Diener-
Schönberg, aufserdem die Pfleger Herren Müller-
Hickler, Macoir und Prof. Weinitz.
Exzellenz von Usedom eröffnet die Sitzung
mit Worten des Dankes an den Gastgeber Herrn
von Cranach.
In Vertretung des durch einen eben ein-
getretenen Trauerfall in der Familie am Er-
scheinen verhinderten i. Schriftführers, Herrn
Kammerherrn Dr. Kekule von Stradonitz, gibt
Prof. Koetschau den Geschäftsbericht. Danach
hat der Verein zurzeit einen Bestand von 285 Mit-
gliedern. Er hat seit der letzten Hauptversamm-

lung das Hinscheiden von vier Mitgliedern zu
beklagen: der Herren Polte-Magdeburg, Girand-
Lyon, Maindron-Paris und des Freiherrn von
Mansberg-Dresden. Trotz dieser betrübenden
Verluste ist aber ein geringes Wachstum zu
verzeichnen. Als besonders erfreuliches Ereignis
wird der vor kurzem erfolgte Beitritt IhrerKönig-
lichen Hoheit Prinzefs Mathilde, Herzogin zu
Sachsen, zur Kenntnis genommen. Die Wichtig-
keit und Notwendigkeit des Werbens neuer Mit-
glieder wird erneut hervorgehoben.
Der Herr Schatzmeister Michelly gibt seinen
Rechenschaftsbericht wie folgt:

A. Einnahme:
Kassenbestand Juni 19x0.3915,92 M.
Mitgliederbeiträge.5618,35 „
Erlös aus verkauften Heften . . . . 1183,28 „
Zinsen. 146,10 „
Zurückgezahltes Plonorar. 95,20 „
10958,85 M.
B. Ausgabe:
Kosten der Zeitschrift.7003,58 M.
Porti. 182,52 „
Verläge. 543,62 »
Beitrag zum Turnierbuch. 600,— „
Kassenbestand Juni 1912.2629,13 „
10958,85 M.
S. w. o.
 
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