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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 6.1912-1914

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11. Heft
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Rambaldi, Karl von: Ein Augsburger Trabharnisch
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https://doi.org/10.11588/diglit.39948#0410

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Ein Augsburger Trabharnisch
Von Graf K. von Rambaldi

Wie die Abbildungen auf Tafel 31 und 32
des Werkes „Die Waffen der Wartburg“
von A. Diena-Schönberg ersehen lassen,
fiel in die Zeitperiode
von 1550—60 die Mode,
die Harnische mit einem
vor einem Kreuze im
Gebete knienden Ritter
nach der Manier Alde-
grevers^zu schmücken2).
Wenn obenerwähnte
Harnische mit der An-
gabe „Vielleicht Augs-
burger Arbeit“ bezeich-
net werden, so gibt uns
der hier abgebildete
blanke Trabharnisch, der
sich in meiner Sammlung
befindet, die Gewifsheit,
dafs wir es mit einer
Augsburger Arbeit zu
tun haben. Derselbe trägt
am oberen Ende des
Rückteiles die Augs-
burger Beschaumarke
und ein allerdings etwas
undeutliches Meister-
zeichen. Ich halte letz-
teres für den dreifach
laufenden Fufs Peffen-
hausers. Ebenfalls be-
findet sich der Augs-
burger Pinienapfel oder
das sogenannte Stadt-
pyr oben auf der Brust.
Der Helm ist ein
Burgunderhelm mit vorn
niederem, hinten hohem
Kamm. Das Visier be-
steht aus Stirnstulp, Visier und Kinnreff, die in
einer Welle aufschlächtig sind, Hals und Nacken-
*) Aldegrever Heinrich, deutscher Maler, Goldschmied
und Kupferstecher, geb. 1402 zu Soest (oder Paderborn), bildete
sich nach Albrecht Dürer, dessenZeichnungen er besonders in
seinen zahlreichen Kupferstichen nachahmte. Er starb 1558.
a) Nach Fahrmbacher und Feistle: „Das Münchner kur-
fürstliche Zeughaus“, Zeitschrift für historischeWaffenkunde

reifen, welche wie das Visier in eine Springfeder
einschnappend sind. Über dem Stulp befindet sich
ein beiderseitiger Sehspalt. Das Visier hat rechts
zwölf senkrechte Schlitze
mit runder Erweiterung
im Mittelpunkt und drei
runde Löcher und links
zwanzig zu einer Rosette
vereinigte und aufser-
dem sechs etwas gröfsere
Durchlochungen; hinten
im Nacken befindet sich
eine Federhülse. Der
Halsberg mit starkem
Wulste hat drei Ge-
schiebe und Riemen für
das Armzeug. Die Brust
mit scharfem Mittelgrat
und besonders schön
ausgebildetem spitzen
Tapul, welcher unter der
Mitte scharf abgetrieben
ist, hat starken Schnur-
rand, wie er sich auch
an den beweglichen Ein-
sätzen der Armaus-
schnitte befindet. Auf
dem mit eingraviertem
Leistenornament ver-
sehenem Brustschilde
befindet sich links die
Figur eines knienden
Ritters, rechts das Kru-
zifix, zu dem der Ritter
betet. Beide sind auf
einem Untergründe mit-
telst Vergoldung her-
vorgehoben. Über dem
Ritter befinden sich in
einem Spruchband die Buchstaben RVBR. Diese
Inschrift, die mit Sicherheit aufzulösen nicht
möglich ist, kann etwa lauten: Recte vide bene
Band V, S. 255, zeigen die in der Löwenburg bei Kassel
verwahrten Harnische des lutherischen Kurfürsten Lud-
wig VI. auch auf der Brust den vor dem Kreuze betenden
Ritter.
 
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