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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 6.1912-1914

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6. Heft
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https://doi.org/10.11588/diglit.39948#0239

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6. HEFT

LITERATUR

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Knauf ist birettförmig. Der Griff mit Silberdraht
umwickelt.
Die ganze Länge mifst 1,07 m, die Länge
der leicht federnden zweischneidigen Klinge
90 cm.
Die Klinge hat anfangs zwei kurze 25 cm
lange Hohlschliffe, die sich dann bis zur Spitze
in einem Hohlschliff fortsetzen. In dem einen
Hohlschliff befinden sich die Buchstaben M.V. N.
S. T. — N. S. Dem Geiste der damaligen Zeit ent-
sprechend dürften diese Buchstaben in nach-
stehenderWeise zu ergänzen sein M(aria) V(irgo)
N(os) S(erva) T(uos), für die weiteren Buchstaben
N. S. finde ich keine Erklärung. In dem anderen
Hohlschliff sind die Buchstaben A. H. I. B. I —
F.R., welche mit A(lbrecht) H(erzog) I(n) BJayern)1)
ergänzt werden dürften. Mit den weiteren Buch-
*) Es handelt sich hier um Albrecht V., Sohn des Her-
zogs Wilhelm IV., geb. 29. Febr. 1528, reg. vom 7. März 1550
bis f 24. Okt. 1579. In der Sammlung der Königl. Staats-
bibliothek in München befinden sich Einbände mit den
gleichen Initialen A. H. I. B.

staben I — F. R. weifs ich nichts anzufangen. Viel-
leicht gelingt es einem der sehr geehrten Leser,
dieses Rätsel zu lösen. Bei letzterem Schwerte
befindet sich die Original-Scheide aus braunem
geprefstem Leder.
Schwert Nr. 1 hat in der Form Ähnlichkeit
mit dem Degen des Churfürsten Max I., geb.
17. April 1573, welcher vom 15. Okt. 1597 bis
f 27. Sept. 1651 regierte, Kurfürst seit 25. Febr.
1623. Eine Lithographie davon erschien in dem
Werke Altertümer und Kunstdenkmale des bayer.
Herrscherhauses, herausgegeben auf allerhöchsten
Befehl Seiner Majestät des Königs Maximilian II.
München 1854—1871.
Der Arbeit nach halte ich diese für Arbeiten
des Othmar Wetter2), welcher um das Jahr 1590 in
München und Dresden als Messerschmied und
Eisenschneider arbeitete, wenn nicht, aber unter
dessen Einflufs entstanden.
K. Graf von Rambaldi.
2) Zeitschrift f. hist. Waffenk. I, 87.

LITERATUR

Walloth: Über das Aufkommen der Feuerwaffen
im Deutschen Reiche (Metz 1324). Colmar i. E.
1912.
Walloth vermehrt mit diesem Werk die reiche Literatur
über die so viel umstrittene Frage nach dem Ursprungs-
lande der Feuerwaffen und fügt den schon vorhandenen
eine neue Hypothese über die Persönlichkeit des Pulver-
mönches bei.
Während Köhler in seinem bekannten Werk, Feldhaus
in einer Abhandlung, die er in dieser Zeitschrift veröffent-
lichte, und der Verfasser dieser Zeilen in seiner Unter-
suchung1), die sich auf das Studium des niederrheinischen
Urkundenmaterials stützt, die Ansicht vertritt, dafs Deutsch-
land die Priorität in der Verwendung der Feuerwaffen für
sich nicht in Anspruch nehmen könne, versucht Walloth das
Gegenteil zu beweisen.
Die jetzt vorherrschende Meinung, dafs die Feuerwaffen
in Deutschland nicht erfunden sein können, verdankt be-
kanntlich dem Umstande seinen Ursprung, dafs nach An-
sicht der neueren Forschung die erste sichere Kunde von
dem Vorhandensein der Feuerwaffen in Deutschland die
Aachener Stadtrechnungen von 1346 liefern, während zu-
verlässige italienische und französische Quellen schon weit
vorher über die Verwendung dieser Waffe berichten. Diese
Beweisführung weist insofern eine angreifbare Stelle auf,
als mit dem Fehlen von zuverlässigen Nachrichten über
Feuerwaffen deutschen Ursprunges bei der Lückenhaftig-
keit des vorhandenen Quellenmaterials noch nicht mit
Sicherheit bewiesen ist, dafs in den Zeiten, in denen in
9 Jacobs, Das Aufkommen der Feuerwaffen am
Niederrheine bis zum Jahre 1400. (Auf Grund von For-
schungen in Archiven und Museen.) Bonn 1910.

Italien und Frankreich die neue Waffengattung aufkam, sie
in Deutschland noch nicht vorhanden war. Meines Er-
achtens hat allerdings die Untersuchung der vorzüglichen
niederrheinischen Quellen die Wahrscheinlichkeit, dafs in
Deutschland die Feuerwaffen nicht erfunden sein können,
fast zur Gewifsheit erhoben. (Siehejacobs, a.a.O.S. 135—137.)
Walloth stützt seine gegenteilige Ansicht auf die von
Huguerin im Jahre 1838 herausgegebene Chronik der Stadt
Metz, die berichtet, dafs 1324 Metz in einem Kriege Feuer-
waffen verwendet. Stimmt diese Notiz, so besitzt Deutsch-
land in der Tat die erste zuverlässige Nachricht über das
Aufkommen der Feuerwaffen. Dieser Bericht der Metzer
Chronik ist seit dem Erscheinen von Köhlers Werk von fast
allen Forschern als unzuverlässig, ja von Köhler selbst als
Fälschung angesprochen worden.
Walloth versucht vornehmlich in einer Köntroverse
gegen Köhlers Beweisführung darzutun, dafs die fraglichen
Stellen der Chronik vollen Glauben verdienen. Wir wollen
an dieser Stelle nicht erörtern, inwieweit Walloth Köhlers
Beweise in der Tat widerlegt, sondern nur die Gründe
besprechen, die er für die Glaubwürdigkeit dieser frühen
Nachricht über das Vorhandensein der Feuerwaffen in
Deutschland anführt, und die Momente hervorheben, die
nach meiner Ansicht gegen ihre Zuverlässigkeit sprechen.
Walloth führt im Grunde nur einen einzigen Beleg für
seine Behauptung an. Die Lektüre der Chronik tue un-
zweifelhaft dar, dafs es dem Verfasser darauf ankomme,
ganz objektiv die Geschicke der Stadt Metz möglichst aus-
führlich zu schildern; mithin, so schliefst er, habe man
keine Ursache, daran zu zweifeln, dafs 1324 in Metz Feuer-
waffen vorhanden waren. In der Tat läfst sich nicht leug-
nen, dafs der Verfasser der Chronik — für diesen Teil ist
es Vigneulle — sich bemüht, alles möglichst wahrheits-
getreu zu berichten. Aber er stellt hier nicht Ereignisse
dar, die er miterlebt hat, sie haben sich vielmehr Jahr-
hunderte vorher abgespielt! Dafs er seiner Erzählung schon
vorhandene Urkunden, Chroniken usw. zu Grunde legt,
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