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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 6.1912-1914

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2. Heft
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Wilbrand, Wilhelm: Ein frühmittelalterlicher Spangenhelm
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Gessler, Eduard Achilles: Beiträge zum altschweizerischen Geschützwesen, [2]: die großen Geschütze aus dem Zeughausbestand der Stadt Basel
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https://doi.org/10.11588/diglit.39948#0070

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50 W.A.J.WILBRAND, EIN FRÜHMITTELALTERLICHER SPANGENHELM VI. BAND

in einer Entfernung von 1,5 bis 3 cm vom unteren
Rande, und injedem der Blätter ein derartiges Loch,
in einer Entfernung von 0,9 bis 1,3 cm vom unteren
Rande; es sind wohl Nietlöcher zur Befestigung
des Futters. Letzterem Zwecke dient auch eine
Reihe kleinerer Nietlöcher in einer Entfernung
von ungefähr 5 mm vom unteren Rande.
An einzelnen Stellen dieser Löcher und in
den Löchern selbst haben sich Reste eines grün-
lichen Filzstoffes erhalten, der wohl als LIelmfutter
verwendet worden war. Das Gewicht der Helm-
kappe in ihrem heutigen, stark abgerosteten Zu-
stande beträgt 420 Gramm.
In welche Zeitperiode der Helm gehört, ist
wohl annähernd zu bestimmen.
Das mitgefundene Spiefseisen hat zur Auf-
nahme des Holzschaftes keine ausgeschmiedete
Tülle, wie die fränkischen Spiefse, sondern zwei
Lappen, die den Schaft auf der einen Seite um-

klammern, während er auf der anderen Seite von
der Fläche umgeben wird, aus der die Klinge
des Spiefses geschmiedet ist (Abbildung 5).


Abb. j
Die Spiefsklinge hat auf jeder Seite einen leichten
Grad. Das Spiefseisen ist 34 cm lang, wovon auf die
Spiefsklinge 20,5 cm entfallen. Da das Spiefs-
eisen zweifellos nicht fränkisch ist, so gehört der
Helm wohl auch keinem Franken; es liegt deshalb
die Vermutung nahe, dafs es der Helm eines
sächsischen Kriegers ist; hierzu stimmt die Gegend,
in der er aufgefunden wurde, vorzüglich.
Was die Datierung anlangt, so möchte ich
den Helm in die Zeit setzen, die zwischen der
Völkerwanderung und Carl dem Grofsen liegt,
ich lasse mich aber gern eines Besseren belehren.

Beiträge zum altschweizerischen Geschützwesen
Die großen Geschütze aus dem Zeughausbestand der Stadt Basel
Von Dr. phil. Eduard A. Geßler
(Fortsetzung und Schluß aus Bd. VI, Heft 1, S. 12)

Zeigte uns die Murtner Bombarde den Typus
der veralteten Belagerungsartillerie Karls
des Kühnen, so sehen wir im Zweitältesten
Rohre desBasler historischen Museums den moder-
nenTypderBurgundischenschwerenGeschützevom
Jahre 1474. Dieses Geschützrohr bildet eine
Übergangsform vom Hauptstück (Bombarde) zur
maximilianischen Scharfmetze (mezza bombarda).
Es ist ein Bronzevorderlader mit Kammer und
Flug, also eine Steinbüchse.
Wir fangen mit der Beschreibung bei der
Kammer an. Ihr Abschlufs nach hinten geschieht
durch die Traube, sie ist in Gestalt eines drachen-
ähnlichen Tierkopfes mit aus dem offenen Rachen
heraustretendem Rohr mit strickförmig gewunde-
nem Rand und runder Öffnung gebildet. Diese
Öffnung diente zum Einschieben eines. Hebe-
baums, um dem Rohr die vertikale Richtung zu
geben. Der Stofsboden der Kammer ist konisch,
nach dem Rande zu von der Traube ausgehend
ringsum schwach s-förmig geflammt, die Haare
des Tierkopfs darstellend.
Das Kammerstück ist aufsen glatt, im Innern
ist es vom Flug, der einen gröfseren Durch-
messer zeigt, durch einen abgeschrägten Ab-
schnitt getrennt. Aufsen ist das Kammerstück
verstärkt durch eine zweifache abgestufte Ring-

gliederung vertikal zum Rohr, die erste mit
2 Ringen, von denen die vordere nach dem Flug
zu höher und nach vorn abgeschrägt ist; in seiner
Mitte befindet sich das runde Zündloch mit senk-
rechter Führung. Die zweite Gliederung hat
3 Ringe, von denen der mittlere mit schwachem
Grat herausragt.
Der Flug teilt sich in das verstärkte, glatte
Mittel- und in das Vorderstück, welches wiederum
in Felder zerfällt. Der Flug wächst von der
Kammer in Ringgliederung aufsteigend. Am
verstärkten Mittelstück des Flugs befinden sich
in der Mitte des Geschützrohrs 2 Schildzapfen
in der Form abgestutzter Kegel mit schwacher
Verjüngung.
Der zweite Teil des Flugs, das Vorderstück,
gleicherweise wie von der Kammer getrennt, ist
seinerseits durch 4 Ringgliederungen in 4 Felder ge-
teilt. Die erste Ringgliederung besteht aus 3 Ringen,
von denen der mittlere mit schmalem Grat höher
ist; die zweite ebenfalls aus 3 Ringen, von denen
der mittlere, hoch und dick, nach vorn nochmals
in drei Stufen abgeschrägt ist, die andern sind
niedrig. Die dritte Gliederung entspricht der
ersten. Die Mündung ist verstärkt, ebenfalls
durch eine Ringgliederung, zwei kleine Ringe
mit schmalen und zwei hohe mit breitem Grat.
 
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