164 PRERADOVIC, ÜBER EIN HISTORISCHES SCHWERT IN PERASTO (DALMATIEN) VI. BAND
Waffe besessen. Dieser bosnische Grofse, den
der Volksmund auch Vuk Ognjeni (den Feuer-
Wolf) nennt, oder als Zmaj Despot Vuk, in diesem
Falle init einem Drachen, da Zmaj im Kroatischen
Drache bedeutet, in Verbindung bringt, aber auch
mit dem Namen Vuk Gergurovic belegt, hat um
1448 gelebt und war der Sohn des Despoten
Gregor Georg. Er ist eine geschichtliche Per-
sönlichkeit, die durch ihre Taten nicht wenig
befruchtend auf die Volksphantasie und die Tra-
dition eingewirkt hat, was sich schon aus der
verschiedenen diesen Mann scharf umzeichnenden
Namengebung bekundet. Das Vorhandensein der
zweisprachigen Inschriften auf dem Schwerte zu
erklären, wird nicht leicht. Die ganze Anlage
der Ornamente sowohl als auch die Einfügung
der Sprüche auf den Klingen bietet einen so
zwanglosen Anblick, dafs der Gedanke an eine
nachträgliche Einschaltung einer der drei In-
schriften nicht recht am Platze erscheint. Viel-
leicht haben wir es hier mit einem Tribut zu
tun, den die Nationalsprache der mächtigen die
Welt noch gröfstenteils erfüllenden Sprache Roms
darbringt. Ist es ein Zugeständnis der orientali-
schen an die römisch-katholische Kirche? Jeden-
falls ist dieser sprachliche Dualismus meines
Wissens ein Unikum, wofür auch der Umstand
spricht, dafs der früher erwähnte sehr erschöpfende
Artikel Wegelis über etwaige Analogien nichts
anführt.
Oder glaubte der Besitzer mit Sprüchen in
zwei Sprachen die Gefahren des Krieges leichter
zu bannen? Wer wird dies feststellen können?
Über die Art, wie das Schwert nach Perasto
gekommen sein soll, sin d wir zwar etwas besser un ter-
richtet, aber solange die einzige kontrollierbare
bezügliche Quelle, auf die die Angabe zurück-
geht, nämlich die „Kirchlichen Annalen“ des zeit-
genössischen Erzbischofs von Zara-Zmajevic, als
ein noch immer der Öffentlichkeit vorzuen'thalten-
des, nicht zu publizierendes geheimnisvolles Etwas
behandelt werden, ist die im folgenden erwähnte
Schenkung des Schwertes an die Perastiner durch
den Banus von Kroatien mit Vorsicht aufzuneh-
men. Wenn sie gebracht wird, geschieht es nur
wegen ihrer allgemeinen Verbreitung, die sie sich
vielleicht mit Recht erworben hat.
Die Überlieferung erzählt nachstehendes:
Als die Türkei den Verlust von Risano, dessen
Eroberung durch die Venezianer 1649 unter dem
Provveditore Leonardo Foscolo von den Osmanen
dem Einflufs der Perastiner zugeschrieben wurde,
im Jahre 1654 an diesen rächen wollten, griffen
sie am 15. Mai genannten Jahres Perasto mit
grofser Übermacht an. Die Perastiner leisteten
aber heldenmütigen Widerstand; der Führer der
Türken, Mehmed Aga Rizvanagic, fiel und die
Türken zogen unverrichteter Dinge wieder ab.
Die Erinnerung an diese schöne Tat wird noch
jetzt alljährlich in Perasto gefeiert.
Der zurzeit der Belagerung Perastos in Dal-
matien weilende kroatische Banus Peter Graf Zrin
wurde von dieser Waffentat verständigt und
wollte ihre tapferen Teilnehmer kennen lernen.
Er kam zu diesem Zwecke nach Perasto und soll
bei seinem Abschiede den Perastinern das kost-
bare Schwert verehrt haben. Diese wufsten den
zweifachen Wert dieser besonderen Gabe der-
gestalt zu schätzen, dafs das Schwert künftighin
neben dem Stabe der richterlichen Gewalt all-
jährlich beim Einführen des Bürgermeisters diesem
vorangetragen und dann übergeben wurde. Und
noch heute soll dieser Brauch in Übung sein.
Indem ich diesen Beitrag über das berühmte
Schwert von Perasto niederlege, erachte ich es für
meine besondere Pflicht, den Herren Krile und
Rudolf Conte Viscovich, die mir beide mit Rat
und Tat beistanden — Conte Krile spendete auch
die Photographien des Schwertes —, meinen besten
und ergebensten Dank hiermit auszudrücken.
Die Kgl. Gewehrkammer in München
Von Dr. Johannes Jacobs
Gelegentlich der Durchmusterung der Waffen
im Bayrischen Nationalmuseum auf ihre
Herkunft hin stellte sich heraus, dafs der gröfste
Teil der besten Stücke, besonders die alten
Prachtbüchsen mit Radschlössern, aus der König-
lichen Gewehrkammer stammen. Dies gab Ver-
anlassung, sich mit der Geschichte und dem In-
halte auch dieser Sammlung zu beschäftigen.
Der Grundstock der jetzigen Kgl. Gewehr-
kammer bildet die ehemalige herzoglich Pfalz-
Zweibrückener Gewehrkammer, deren Inventar
vom Jahre 1795 Hampe in dieser Zeitschrift V
S. 407ff. besprochen hat. Bis 1815 reichen diese
Aufzeichnungen. Mit diesem Verzeichnisse, das
wir abgekürzt JI nennen, stimmt in der Anlage
und in den Beschreibungen vollkommen überein
Waffe besessen. Dieser bosnische Grofse, den
der Volksmund auch Vuk Ognjeni (den Feuer-
Wolf) nennt, oder als Zmaj Despot Vuk, in diesem
Falle init einem Drachen, da Zmaj im Kroatischen
Drache bedeutet, in Verbindung bringt, aber auch
mit dem Namen Vuk Gergurovic belegt, hat um
1448 gelebt und war der Sohn des Despoten
Gregor Georg. Er ist eine geschichtliche Per-
sönlichkeit, die durch ihre Taten nicht wenig
befruchtend auf die Volksphantasie und die Tra-
dition eingewirkt hat, was sich schon aus der
verschiedenen diesen Mann scharf umzeichnenden
Namengebung bekundet. Das Vorhandensein der
zweisprachigen Inschriften auf dem Schwerte zu
erklären, wird nicht leicht. Die ganze Anlage
der Ornamente sowohl als auch die Einfügung
der Sprüche auf den Klingen bietet einen so
zwanglosen Anblick, dafs der Gedanke an eine
nachträgliche Einschaltung einer der drei In-
schriften nicht recht am Platze erscheint. Viel-
leicht haben wir es hier mit einem Tribut zu
tun, den die Nationalsprache der mächtigen die
Welt noch gröfstenteils erfüllenden Sprache Roms
darbringt. Ist es ein Zugeständnis der orientali-
schen an die römisch-katholische Kirche? Jeden-
falls ist dieser sprachliche Dualismus meines
Wissens ein Unikum, wofür auch der Umstand
spricht, dafs der früher erwähnte sehr erschöpfende
Artikel Wegelis über etwaige Analogien nichts
anführt.
Oder glaubte der Besitzer mit Sprüchen in
zwei Sprachen die Gefahren des Krieges leichter
zu bannen? Wer wird dies feststellen können?
Über die Art, wie das Schwert nach Perasto
gekommen sein soll, sin d wir zwar etwas besser un ter-
richtet, aber solange die einzige kontrollierbare
bezügliche Quelle, auf die die Angabe zurück-
geht, nämlich die „Kirchlichen Annalen“ des zeit-
genössischen Erzbischofs von Zara-Zmajevic, als
ein noch immer der Öffentlichkeit vorzuen'thalten-
des, nicht zu publizierendes geheimnisvolles Etwas
behandelt werden, ist die im folgenden erwähnte
Schenkung des Schwertes an die Perastiner durch
den Banus von Kroatien mit Vorsicht aufzuneh-
men. Wenn sie gebracht wird, geschieht es nur
wegen ihrer allgemeinen Verbreitung, die sie sich
vielleicht mit Recht erworben hat.
Die Überlieferung erzählt nachstehendes:
Als die Türkei den Verlust von Risano, dessen
Eroberung durch die Venezianer 1649 unter dem
Provveditore Leonardo Foscolo von den Osmanen
dem Einflufs der Perastiner zugeschrieben wurde,
im Jahre 1654 an diesen rächen wollten, griffen
sie am 15. Mai genannten Jahres Perasto mit
grofser Übermacht an. Die Perastiner leisteten
aber heldenmütigen Widerstand; der Führer der
Türken, Mehmed Aga Rizvanagic, fiel und die
Türken zogen unverrichteter Dinge wieder ab.
Die Erinnerung an diese schöne Tat wird noch
jetzt alljährlich in Perasto gefeiert.
Der zurzeit der Belagerung Perastos in Dal-
matien weilende kroatische Banus Peter Graf Zrin
wurde von dieser Waffentat verständigt und
wollte ihre tapferen Teilnehmer kennen lernen.
Er kam zu diesem Zwecke nach Perasto und soll
bei seinem Abschiede den Perastinern das kost-
bare Schwert verehrt haben. Diese wufsten den
zweifachen Wert dieser besonderen Gabe der-
gestalt zu schätzen, dafs das Schwert künftighin
neben dem Stabe der richterlichen Gewalt all-
jährlich beim Einführen des Bürgermeisters diesem
vorangetragen und dann übergeben wurde. Und
noch heute soll dieser Brauch in Übung sein.
Indem ich diesen Beitrag über das berühmte
Schwert von Perasto niederlege, erachte ich es für
meine besondere Pflicht, den Herren Krile und
Rudolf Conte Viscovich, die mir beide mit Rat
und Tat beistanden — Conte Krile spendete auch
die Photographien des Schwertes —, meinen besten
und ergebensten Dank hiermit auszudrücken.
Die Kgl. Gewehrkammer in München
Von Dr. Johannes Jacobs
Gelegentlich der Durchmusterung der Waffen
im Bayrischen Nationalmuseum auf ihre
Herkunft hin stellte sich heraus, dafs der gröfste
Teil der besten Stücke, besonders die alten
Prachtbüchsen mit Radschlössern, aus der König-
lichen Gewehrkammer stammen. Dies gab Ver-
anlassung, sich mit der Geschichte und dem In-
halte auch dieser Sammlung zu beschäftigen.
Der Grundstock der jetzigen Kgl. Gewehr-
kammer bildet die ehemalige herzoglich Pfalz-
Zweibrückener Gewehrkammer, deren Inventar
vom Jahre 1795 Hampe in dieser Zeitschrift V
S. 407ff. besprochen hat. Bis 1815 reichen diese
Aufzeichnungen. Mit diesem Verzeichnisse, das
wir abgekürzt JI nennen, stimmt in der Anlage
und in den Beschreibungen vollkommen überein