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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]; Verein für Historische Waffenkunde [Mitarb.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 6.1912-1914

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9. Heft
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Lenc, Ėduard Ėduardovič: Arsenalzeichen oder Beschau?
DOI Artikel:
Gessler, Eduard Achilles: Die Entwicklung des "Schweizersäbels" im 16. bis ins 17. Jahrhundert, 2
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https://doi.org/10.11588/diglit.39948#0323

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9. HEFT GESSLER, DIE ENTWICKLUNG DES „SCHWEIZERSÄBELS“ IM 16. BIS INS 17. JAHRH.

baren, zur Metallbearbeitung notwendigen Mate-
rialien, Geräte und Arbeitskräfte im örtlichen
Arsenale konzentriert waren und deshalb auch
die Münze, als staatliche Institution, dort ihren
Platz erhielt.
Eine dritte Möglichkeit, dafs zugleich mit An-
gabe des Prägungsortes auch das staatliche Ga-
rantiezeichen für dieVollgültigkeit des Geldstückes
beigefügt wurde, ist wohl ganz von der Hand zu
weisen, da eine solche Beglaubigung allenfalls
noch auf Gold- und Silbermünzen verständlich
wäre, bei Kupfergroschen aber, und noch dazu
bei solchen ohne Wertangabe, keinen Sinn hätte.
Für unsere Untersuchung und die oben aus-
gesprochene Hypothese ist die Interpretation
dieses Prägungsstempels ausschlaggebend, denn
die Erklärung als schematische Darstellung des

303

Wortes „imtichan“ wäre widerlegt durch das
Vorkommen desselben Zeichens auf Münzen des
15. Jahrhunderts, auf denen es aller Wahrschein-
lichkeit nach nichts anderes als Werkstattzeichen,
d. h. eben Arsenalmarke im eigentlichen Sinne
des Wortes bedeuten konnte.
Die Lösung der Frage müssen wir besseren
Kennern des Orients im allgemeinen und der tür-
kischen Numismatik im besonderen überlassen;
für die Waffenkunde resultiert fürs erste aus den
obigen Ausführungen nur die Folgerung, dafs um
das Jahr 1500 die fragliche Marke nachweislich
von dem Adrianopeler Arsenale bereits geführt
wurde, während für das Irenenarsenal in Kon-
stantinopel, die „Rüstkammer Sultan Moham-
meds II“ bisher ein solcher dokumentarischer
Nachweis fehlt.

Die Entwicklung des „Schweizersäbels“
im 16. bis ins 17. Jahrhundert
Von Dr. E. A. Gefsler, Zürich
II

II. Der spätere Typus
it dem Beginn des letzten Viertels des
16. Jahrhunderts löst sich aus der Ver-
mischung ein neuer Typus des Schweizer-
säbels los, dessen Kennzeichen am Griff besonders
der Knauf bildet, welcher die Form eines Löwen-
oder Brackenkopfes erhält. Die Klinge ist stärker
gebogen und trägt als Hauptmerkmal zwei bis drei
dem Rücken parallel laufende Blutrinnen.
Diese Form bleibt bis in den Anfang des
17. Jahrhunderts in Gebrauch, daneben findet sich
aber die frühere Klingengestalt immer noch vor,
ja, sie scheint sogar mit dem Beginn des neuen
Jahrhunderts wieder mehr Geltung erlangt zu
haben. Auf alle Fälle sind diese Blutrinnenklingen
nach 1600 sehr spärlich anzutreffen, sie haben keine
Schule gemacht, denn der „Schwedensäbel“ geht
auf eine Klinge ohne Blutrinne zurück. Die im
folgenden geschilderten Säbel entwickeln sich nur
in bezug auf den Griff weiter; der Löwenkopf, an-
fangs in flottem Stil, dann aber immer mehr ver-
rohend, findet sich durch das ganze 17. bis ins
18. Jahrhundert hinein, die Klinge mit den Blut-
rinnen scheint ungefähr von 1570 bis um 1600 ge-
bräuchlich gewesen zu sein.
X. Ein Säbel aus ehemaligem Züricher
Privatbesitz im Schweizerischen Landes-
museum (Abb.24/25 S.304)
Der Astknauf ist oben durch eine silberge-
triebene Zierplatte bedeckt, deren Mittelpunkt die

Vernietung der Angel bildet. Der Griff ist beinahe
gleich wie an Säbel III und IV. Die Klinge ist
einschneidig, schwach gebogen und im letzten
Drittel mit einem Rückenschliff versehen. Den an-
fangs breiten Rücken, der wie die früheren Klingen
einen schwachen Absatz oben zeigt, begleiten drei
nebeneinander laufende Blutrinnen, von denen die
äufserste dann in den Rückenschliff übergeht.
Meistermarken sind nicht vorhanden (Abb. 24).
Mafse:
Gesamtlänge 123,5 cm,
Klingenlänge 103,5 cm,
Klingenbreite 3,5 cm,
Länge des Rückens bis zum Absatz 12,5 cm,
Breite „ „ oben 8 mm,
„ „ ,, beim Absatz 5 mm,
„ „ „ „ Rückenschliff 3 mm,
Höhe des Knaufs 5 cm,
Länge der Parierstange 17 cm (Abb. 25).
Griff und Klinge scheinen nicht zusammenzu-
gehören. Bei keinem der früheren Säbel, welche
diesen Grifftypus zeigen, finden wir eine Klinge
mit Blutrinnen: diese Art tritt erst in den siebziger
bis achtziger Jahren auf, um dann gemeinsam mit
den Klingen der alten Art nebeneinander herzu-
gehen und nach 1600 wieder zu verschwinden.
Wir dürfen annehmen, dafs ein alter Griff aus den
Jahren 1530 bis 1540 an dieKlinge aus dem letzten
Viertel des 16. Jahrhunderts montiert wurde.
' Im folgenden Stück tritt uns die vollständige
Form des zweiten Typs des Schweizersäbels vor
Augen.
 
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