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Verein für Historische Waffenkunde [Editor]; Verein für Historische Waffenkunde [Contr.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 6.1912-1914

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6. Heft
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Vereinsnachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.39948#0243

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6. HEFT

VEREINSNACHRICHTEN

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VEREINS-NACHRICHTEN

Erste Studienfahrt desVereins für Historische
Waffenkunde nach Goslar, Braunschweig,
Blankenburg und Halberstadt.
Aus dem Wunsche heraus, die persönliche
Fühlung und den lebendigen Austausch zwischen
den Mitgliedern desVereins zu fördern, zugleich
aber das in einzelnen lokalen Sonder gebieten von
unseren Freunden und Vertretern Geschaffene
der allgemeinen Kenntnis und Beachtung besser
zu erschliefsen, entstand auf der Wartburg-
versammlung des vorigen Jahres der Beschlufs,
waffengeschichtliche Studienfahrten in den Jahren
zwischen den Hauptversammlungen zu veranstalten.
Die erste dieser Fahrten liegt nun hinter uns. In
den schönen Tagen vor Pfingsten unternommen,
vom glänzendsten Wetter begünstigt, einem der
ehrwürdigsten der deutschen Gaue gewidmet,
ausgezeichnet organisiert und sachkundiger Füh-
rung wie gastfreundlicher Teilnahme sich er-
freuend, darf sie als ein glückverheifsender und
harmonischer Auftakt zu der Reihe von Unter-
nehmungen bezeichnet werden, die in dem Arbeits-
programm des Vereins für die nächsten Jahre
enthalten sind.
Da der Plan der Fahrt durch die Einladungen
ja genügend bekannt geworden ist, braucht an
dieser Stelle der Verlauf nur mit kurzen Worten
geschildert zu werden. In Goslar trafen am 8. Mai
zwölf Mitglieder, von denen zwei sich die Gattinnen
zugesellt hatten, zusammen. Der Rundgang des
Nachmittags führte in das Rathaus, wo das so-
genannte Huldigungszimmer mit seiner merk-
würdigen malerischen Ausstattung vor allem be-
sichtigt wurde, in das Museum, wo unter der
liebenswürdigen Führung des Leiters, Herrn
Klingender, eine Anzahl wertvoller mittelalter-
licher Waffen, Schwerter, Bogen, Schilde usw.
studiert werden konnten, und an den alten Be-
festigungsanlagen entlang der Stadt zum Dom
und ins Kaiserhaus. Der folgende Tag in Braun-
schweig brachte ein aufserordentlich umfang-
reiches Programm. Wenn dies in zufriedenstel-
lender Weise bewältigt werden konnte, so danken
das die Teilnehmer in erster Linie unserem Mit-
glied, Herrn Robert Bohlmann, Besitzer der
Hagenmarkt-Apotheke in Braunschweig. Schon
in Goslar hatte Herr Bohlmann die Führung über-
nommen, und bald spürte man, soweit das den
Teilnehmern nicht schon vorher bekannt war,
hier der Leitung eines Mannes anvertraut zu sein,
in dem sich begeisterte Liebe zu den Schätzen

der Vergangenheit in seiner Heimat mit einer
Füllevon geschichtlichem und insbesondere waffen-
geschichtlichem Wissen und einer reifen Sicher-
heit des Urteils verband, wie sie jedem Fach-
manne zur Ehre gereichen würden. Als nach
der Wanderung durch die Burg Dankwarderode,
den Dom und die schönsten Strafsen der Stadt
die kleine Gesellschaft in Herrn Bohlmanns präch-
tigem Hause landete, konnte sie aber auch bald
sehen, welch erlesene Sammlung hier, dank der
Findigkeit und Aufopferung des geborenen Waf-
fenfreundes, vereinigt war. Insbesondere an
Stücken braunschweigischer Herkunft sind hier
sowohl Blankwaffen wie insbesondere Schutzwaffen
von wirklich seltener Qualität und hervorragender
geschichtlicher Bedeutung zu finden. Herr Bohl-
mann, der seiner aufserordentlich klaren und sach-
kundigen Vorführung seiner in langen Jahren ge-
sammelten Schätze noch die gastfreundlichste
Bewirtung im Kreise seiner Familie folgen liefs,
konnte mit Recht die ehrlichsten Glückwünsche
der Teilnehmer entgegennehmen, von denen die
meisten, selbst Sammler, die Bedeutung des hier
Geschaffenen doppelt zu würdigen befähigt sind.
Im Vaterländischen Museum erregte dann die
stimmungsvolle Pracht der Räumlichkeiten viel
Bewunderung; hier wie im Städtischen und im
Herzoglichen Museum, deren Besuch in nur zu
kurzer Zeit absolviert werden mufste, hatte man
Gelegenheit, eine Anzahl lokalgeschichtlich be-
deutsame Waffentypen in guten Beispielen kennen
zu lernen.
Noch am Abend wurde die freundliche Harz-
stadt Blankenburg erreicht, und hier wartete am
dritten Tage der Studiengenossen noch eine be-
sondere Überraschung. Die Ausstattung des alten
herzoglichen Schlosses mit Waffen aus altem braun-
schweigischem Besitz war bis dahin von wissen-
schaftlicher Beachtung nicht berührt worden. Denn
die Stücke, nur nach dekorativen Gesichtspunkten
aufgestellt, hatten eine nichts weniger als pfleg-
liche Behandlung erfahren und niemand konnte
wissen, welche Schätze unter ihnen verborgen
waren. Im Aufträge Seiner Hoheit des Herzog-
Regenten hat Herr Bohlmann in den letzten Jahren
hier gearbeitet und, von der fördernden Teilnahme
und dem feinen Verständnis des hohen Schlofs-
herrn aufs eifrigste und wertvollste unterstützt,
die Bestände gesichtet, gereinigt und neu auf-
gestellt. Da wir hoffen dürfen, dafs die Rüst-
kammer von Blankenburg in ihrem neuen Zustand
bald einmal Gegenstand einer besonderen Ver-
 
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