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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]; Verein für Historische Waffenkunde [Mitarb.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 6.1912-1914

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7. Heft
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Klingelschmitt, Franz Theodor: Waffenerzeugung im mittelalterlichen Mainz
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https://doi.org/10.11588/diglit.39948#0247

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Waffenerzeugung im mittelalterlichen Mainz
Von Franz Theodor Klingelschmitt, Mainz

Dafs in einer so streitbaren Stadt wie Mainz
auch immer Waffen angefertigt wurden,
konnte man wohl ohne Bedenken annehmen,
doch ist man der Frage nach Mainzer Vertretern
des Handwerks bisher kaum näher getreten.
Auch diese Zeilen können und wollen keine er-
schöpfende Auskunft darüber geben. Sind sie
doch nur auf Zufallsfunde, Nebenfrüchte kunst-
wissenschaftlicher Forschung, angewiesen. Immer-
hin scheinen die aber doch interessant genug, um
ihre Veröffentlichung jetzt schon zu rechtfertigen.
Schon um damit zu zeigen, dafs hier tatsächlich
für die Forschung noch etwas zu holen ist und
um weitere systematische Untersuchungen anzu-
regen.
Sie werden sich gewifs lohnen, denn schon
jetzt kann man als feststehend ansehen, dafs die
Herstellung von Waffen aller Art in der uralten,
mittelrheinischen Metropole, in Mainz,kaum später
als in den schon lange berühmten Städten Solingen,
Passau, Regensburg, Augsburg, Nördlingen, Nürn-
berg und Köln zu hoher Blüte kam.
Die älteste Nachricht, die hierher gehört,
stammt aus dem Jahre 1321. Da schenkt ein
Kanonikus bei St. Johann zusammen mit seiner
Mutter Lypmodis dem Komthur des Hospitals
St. Johannis zu Mainz ein Flaus. Diesen Kanonikus
nun erweist sein Zuname als Sohn eines Waffen-
schmiedes, er heifst nämlich Johannes Platin-
maghere1). Es ist wohl kein Zufall, dafs gerade
dieser Zweig der Kunst so früh schon Spuren
hinterlassen hat; denn in dem Friedebrief vom
24.November 1332 treten unter den „Zünften und
Handwerken“, die ihn besiegeln, bereits „die
plettener und ir genossen“ auf2), 1347 aber
ist schon ein Vertreter des Handwerks nachweis-
bar, der noch dazu nach auswärts liefert. Am
28. März 1347 nämlich quittiert „meister Conrat
platenmechir burger zu Mentzen“ dem Grafen
*) Wagner-Schneider: Die vormaligen geistlichen
Stifte im Grofsherzogtum Hessen. II. Darmstadt 1878, 273.
2) Die Chroniken der deutschen Städte. XVII Leipzig
1881, 15/16.

Wilhelm II. von Katzenelnbogen über eine Teil-
zahlungvon 25PfundHeller aufeine Forderung von
29 Pfund3). Die interessante Urkunde im Mar-
burger Staatsarchiv besitzt auch noch das Siegel
des Meisters, das einen, wie es scheint, bemalten
Plattenharnisch zeigt. Rand und Umschrift des
merkwürdigen Stückes sind bedauerlicherweise
verloren.
Fast volle hundert Jahre hören wir dann
nichts mehr von den Mainzer Plattenmachern. In
dieser Zeit scheint auch der Name abgekommen
zu sein, denn der Meister Gerhart Gelheimer
der uns in einer Urkunde vom 21. Mai 1445 be-
gegnet, wird nicht mehr Plattner, sondern „har-
nascher“ genannt4). Auch die Zunftlisten, die
etwa 1468 entstanden sind5), reden nur noch von
,Harneschern“6). Sie führen einen „Jost harne-
s eher“7) und einen „Henghin harnescher“8) auf.
Die Kenntnis eines „Hans harnescher“ und
seinerHausfrauKatherin vermittelt uns dasBruder-
schaftsbuch der Dreifaltigkeitsbrüderschaft9) in
der Liste der 1493—1505 eingetretenen Personen.
Auch ein Vertreter einer anderen Spezialität
ist in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts in
Mainz nachweisbar. In der Liste des Zunftbuches
findet sich nämlich auch ein „erhärt huben-
smet“10). Er steht mit den Harneschern, Sporern
und Schwertfegern in einer Liste. Von diesen

3) F. Küch: Meister Kuno, ein Mainzer Maler aus der
ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts in Rauchs „Hessenkunst
1911“, 5-
4) Die Chroniken der deutschen Städte. XVII. 276.
6) Unveröffentlicht, auf der Mainzer Stadtbibliothek.
8) Die Liste der „hoffsmiede, kleynsmiede, messer-
smiede, sporer, Swertfeger-harnescher, keffseler, wrner vnd
hultzschucher“ ist in zwei Ausfertigungen da, von denen
die erste durchstrichen ist. Ich bezeichne sic als I und II.
Die Zählung stammt von mir, sie gibt den Platz an, den
der Name einnimmt.
7) I 32 und II 32.
8; I 34 und II 34.
9) Heute im Archiv von St. Stephan zu Mainz. Un-
veröffentlicht. Seitenzählung vom Verfasser. Die Namen
f. 6 b, f. 7 b auch eine „An harnescherin“.
10) II 56.
 
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