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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]; Verein für Historische Waffenkunde [Mitarb.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 6.1912-1914

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8. Heft
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Gessler, Eduard Achilles: Die Entwicklung des "Schweizersäbels" im 16. bis ins 17. Jahrhundert, 1
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Forrer, Robert: Geschützminiaturen aus den Mss. "Christine de Pisan" und "Histoire de Charles Martel"
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https://doi.org/10.11588/diglit.39948#0297

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8. HEFT GESSLER, DIE ENTWICKLUNG DES „SCHWEIZERSÄBELS“ IM 16. BIS INS 17, JAHRH. 277

deren auf Waffen bezüglichen Inhalt R. Wegeli
veröffentlicht hat (Anzeig. f. Schweiz. Altumskunde
1907, S. 59 ff., 1908 S. 72 ff. Notizen zur Geschiche
des zürcherischen Waffenwesens; leider ohne jeg-
lichen Kommentar), ferner Akten aus Luzern, St.
Gallen, einiges aus der Innerschweiz usw. Die
oben zitierten Auszüge (Bd. 1908, S. 264) nennen
uns zum erstenmal einen Münchner Klingen-
schmied, von dem sich gerade im Gebiet der
dreizehn alten Orte noch verschiedene Zweihänder
vorfinden; nebenbei sei hier bemerkt, dafs alle
Zweihänder aus dem Ende des 15. bis tief in den
Anfang des 16. Jarhunderts aus Italien in die
Schweiz einwanderten. Die betreffende Stelle der
Seckeimeisterrechnungen lautet: „1570. 13 ff 6 ss.
8 d. Ulrich Diefstetter Clingen schmid zu München
unnd Dominicus Hünli Statthalter zu Lindouw
jedem zwei sonnen Cronen an ein fenster über
das iren jedem ein Rundelen wappen uff dem
Rathus dartzu worden.“ Ferner (S. 344 ib.) „1573.
6 ff Ulrich Ban Glasmaler den 7 Wintermonat 73
schanckten min Herrn dem Herrn Diefstetter zu
München.“ Diefstetter und Hünli erhielten also
jeder eine Wappenscheibe und dazu noch über-
dies je eine von den im voraus zu Geschenk-
zwecken auf dem Rathaus magazinierten Run-
delen, das heifst sog. Züricher Ämterscheiben in
Kreisform mit dem Wappen der Stadt in der
Mitte und umgeben mit den Wappen der Zürche-
rischen Ämter. Maler dieser Glasgemälde ist
Ulrich Ban, ein in seiner Zeit hochgeschätzter
Meister, der für den Rat von Zürich arbeitete, vor

1525 geboren; sein Name verschwindet nach 1576
aus den Akten.
Aus diesen beiden Notizen geht deutlich her-
vor, dafs gerade Zürich mit den Münchner Klingen-
schmieden in naher Beziehung stand, indem der
Rat dem Meister Ulrich Diefstetter eine Scheiben-
schenkung macht, wohl zum Ausdruck der Zu-
friedenheit für gelieferte Klingen. Von Diefstetter
sind noch verschiedene Klingen von Zweihändern
im Schweizerischen Landesmuseum erhalten.
Neben den Diefstettern nnd Hardern waren die
Stäntler die besten Klingenschmiede in München;
von allen diesen befinden sich noch Waffen in
den schweizerischen Museen, spezielle Schweizer-
säbelklingen scheinen aber nur die Stäntler ge-
liefert zu haben. Dafs Zürich mit den letzteren
im Verkehr gestanden hat, ist sicher bezeugt,
wenn nicht für das 16. Jahrhundert, so doch für
später; wir dürfen annehmen, dafs die folgende
Erwähnung nur ein Glied in der langen Kette
des Geschäftsverkehrs zwischen den Ständlern
und der Stadt Zürich bildet. Stöcklein (Münch-
ner Klingenschmiede) zitiert aus den Münchner
Ratsprotokollen vom 20. und 24. Mai 1658: „(Paulus)
Ständler erklärt.von .... dem Buchhändler
Michael Schifflberger von Zürich, 36 fl. auf Klingen
empfangen zu haben, und erbietet sich, die
200 Klingen auf Mitfasten fertig zu machen.“
(Zeitschr. f. hist. Waffenkunde Bd. V, S. 248.) Ein
Geschlecht „Schifflberger“ existierte zwar in Zürich
und in der Schweiz damals nicht, wohl aber in
Zürich und Bern „Schauffelberger“.
(Fortsetzung folgt)

Geschützminiaturen aus den Mss. „Christine de Pisan“ und
„Histoire de Charles Märtel“
Von R. Forrer

Die Brüsseler Bibliotheque Royale besitzt
zahlreiche Manuskripte des 14. und 15. Jahr-
hunderts mit künstlerisch hervorragenden
oder inhaltlich interessanten Miniaturen. Der ver-
storbene Konservator J. van den Gheyn hat
im Verein mit den Verlegern Vromant & Cie.
in Brüssel eine gröfsere Anzahl dieser Miniaturen-
serien in guten und billigen Reproduktionen
herausgegeben. Kostüm- und waffengeschichtlich
sind diese Bände eine wahre Fundgrube für alle
einschlägigen Forscher. Indem ich alle Kollegen
auf diese wertvollen Publikationen aufmerksam
mache, reproduziere ich anbei in verkleinertem
Mafsstabe vier Miniaturen, die besonderes Inter-

esse wegen der darauf dargestellten Geschütze
beanspruchen.
Das eine Blatt, Abb. 4, gehört zu dem
xoo Miniaturen umfassenden Codex Nr. 9392 des
Jean Mielot, der im Aufträge von Philippe le Bon
der Christine von Pisa opus: Epistel der Othea,
Göttin der Vernunft, an Hektor, Fürst der Trojaner
illustriert hat. Mit Hektor ist nach Gheyn in
Wirklichkeit der junge Herzog Ludwig von Orleans
gemeint, dem die Vernunftgöttin inVersen aller-
lei gute Ratschläge gibt. In den Miniaturen
werden Herkules, Minos, Perseus, Minerva, Narziss,
Bellerophon, Neptun, Kassandra und zahlreiche
andere antike Gestalten im Bilde und redend
 
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