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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 6.1912-1914

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8. Heft
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Sterzel, Hans: Das Wolfegger Hausbuch und seine Bedeutung für die Waffenkunde, 2
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Fachnotizen
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https://doi.org/10.11588/diglit.39948#0309

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8. HEFT STERZEL, DAS WOLFEGGER HAUSBUCH U S. BEDEUTUNG F. D. WAFFENKUNDE 289

des Feldlagers. Ohne grofse Vorbereitungen waren
die Verteidigungslinien durch Zusammenschieben
der Fahrzeuge schnell hergestellt, und das ent-
sprach ganz besonders dem Geschmack der
Söldner. So gern sich diese von Amts und der
Beute wegen schlugen, so ungern arbeiteten sie.
Deshalb zeigten sie denn auch absolut kein Ver-
ständnis für Schanzarbeiten nach Art der von Casars
Legionären ausgeführten Lagerbauten und wären
um keinen Preis dazu zu bewegen gewesen, sich
mit Spaten und Axt einen künstlichen Schutzwall

zu schaffen. Erst dem Einflufs Moritz’ von Oranien
gelang es, das Kriegsvolk an die Arbeit mit
Schippe und Spaten zu gewöhnen.
Aus dem Gesagten erhellt, dafs die Zeich-
nungen des Hausbuchs jedenfalls einen reichen,
ganz zuverlässigen Schatz der Belehrung über
das mittelalterliche Waffen- und Kriegswesen
gegen Ende des 15.Jahrhunderts bilden und zum
Verständnis der schriftlichen Quellen wesentlich
beitragen.

FACHNOTIZEN

Waffenanfertigung im 17. Jahrhundert: Ge-
wehrfaktoreien in Schweden zur Zeit Gustav
Adolfs. Im Anfänge der Regierung Gustav
Adolfs gab es nur eine Gewahrfaktorei, und zwar
in Arboga, wo sowohl Harnische als Schufs-
waffen hergestellt wurden. Aufserdem befanden
sich, auch bereits vor dieser Zeit, in den Rüst-
kammern des Reichs einige Handwerker, die neben
den Reparaturen auch neue Waffen herstellten.
Natürlich konnte der Bedarf des Heeres durch
diese Einrichtungen nicht gedeckt werden. Man
war daher gezwungen, den fehlenden Bedarf
durch einzelne Handwerker im Reich oder durch
Ankauf in fremden Ländern, besonders in Deutsch-
land und Holland, zu decken. Die Harnische
wurden durch Harnischmacher, Blech- und Kupfer-
schmiede auf dem Lande oder in den Städten
verfertigt. Mit ihnen schlofs man Verträge, nach
denen sie jährlich eine gewisse Anzahl zu einem
festgestellten Preise zu liefern hatten. Die Be-
träge wurden nicht immer in barem Gelde, sondern
teilweise auch in Naturalien geleistet, für welche
die Werte im Vertrag festgesetzt waren. Häufig
lieferte der Staat auch Harnischplatten, Eisen und
Kohlen, deren vertragsmäfsiger Wert bei der
Abrechnung in Abzug kam. Für einen Harnisch
mit Kragen und Beintaschen zahlte der Staat im
Jahre 16x6 sechs Taler1).
In derselben Weise erhielt man die übrigen
Waffen ebenfalls von Spiefs- und Rohrschmieden,
Bauern, die für Rechnung der Krone unter Auf-
sicht von Faktoren arbeiteten und dafür steuer-
frei waren. Im Jahre 1620 wurde allen Rohr-
schmieden aufgegeben, in die Städte zu ziehen
oder ihr Handwerk aufzugeben. Gleichzeitig er-
folgte die Errichtung- von weiteren Gewehr-

faktoreien in kleineren Städten, so in Söderhamm,
wo sich schon 1600 verschiedene Rohrschmiede
niedergelassen hatten, und in Norrtelge, Jönköpung
und Norrköping. Die zur Aufsicht über die Einzel-
arbeiter bestellten Faktoren erhielten die Rente
von gewissen Orten und vom Eisen der Bergwerke
des Bezirks und mufsten dafür jährlich eine be-
stimmte Anzahl Musketen, Bandoliere, Spiefse und
Gabeln zu einem festgesetzten Preise abliefern, der
erhöht wurde, falls sie ihr eigenes Eisen dabei ver-
brauchten. Ihr Lohn bestand aus einem Zehntel des
Geldwerts der Waffen, die aus dem Eisen der Krone
hergestellt waren. Über die Bezahlung der Rohr-
schmiede bestand eine gleichzeitig vom Könige
erlassene Verordnung. Die Arbeiter mufsten so-
fort bei Ablieferung ihrer Arbeit bezahlt werden
1625 wurden von der Faktorei bei Helsingland
geliefert:
1500 Musketen zu 10 Mark das Stück,
2500 Bandoliere „ 12 Öre „ „
5800 Gabeln „ 6 „ „ „
6000 Spiefse mit Eisen „ 6 ,, ,, „ .
Andere Faktoren erhielten nur ein Zwanzigstel
des Geldwertes der abgelieferten Waffen, bekamen
aber als Ausgleich Bezahlung in Naturalien, die
die Vögte ihnen überlassen mufsten. Im Etat vom
Jahre 1624 sind diese Naturalien mit den nach-
stehenden Werten angesetzt: 1 Tonne Mehl 2 Taler,
1 Liespfund2) Hopfen 2 Taler, 1 Liespfund Butter
1 Taler 8 Öre, 1 Liespfund Speck 1 Taler, 1 Lies-
pfund Fisch 24 Öre, 1 Lamm 12 Öre, 1 Schaf 24 Öre,
x Liespfund Lachs 24 Öre, 1 Tonne Heringe 16 Öre,
1 Ochs 8 Taler, 1 Kuh 4 Taler, 1 Ochsenhaut
2 Taler, 1 Kuhhaut 1 Taler.
Zur selben Zeit rechnete man 1 Schiffspfund
Rohrplatten zu 8 Taler, 1 Liespfund Stahl 16 Öre,
1 Schiffspfund Stangeneisen 7 Taler, 1 Tonne
Kohlen 2 Öre.
2) 1 Liespfund = 8,5 kg, 1 Skalpfund=o,425 kg, 1 Schiffs-
pfund = 170 kg.

*) 1 Richsdaler == 4,62 Mark.
 
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