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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 6.1912-1914

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5. Heft
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Preradović, Duschan: Über ein historisches Schwert in Perasto (Dalmatien)
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https://doi.org/10.11588/diglit.39948#0181

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5. HEFT PRERADOVIC, ÜBER EIN HISTORISCHES SCHWERT IN PERASTO (DALMATIEN)

161

Über ein historisches Schwert in Perasto (Dalmatien)
Von D. von Preradovic, k. u. k. Linienschiffskapitän d. R.

Unter den zahlreichen Naturschönheiten des
österreichischen Königreiches Dalmatien
nimmt der Golf von Cattaro (auch Bocche
di Cattaro genannt) weitaus den ersten Platz ein.
Einige Kilometer südöstlich von Ragusa gelegen,
besteht dieser Golf bei einer Küstenentwickelung
von rund 63 Seemeilen, aus den vier fjord-
artigen Buchten von Topla, Teodo, Risano und
Cattaro. Jede dieser Buchten umfafst mehrere
Quadratseemeilen Flächenraum mit prächtigen
Ankerplätzen; himmelanragendes Bergland, das
zumeist steil von der Küste ansteigt, verleiht
dieser Gegend stellenweise das Gepräge im-
posanter Wildheit. An den Uferrändern selbst
gibt es genug der Stätten, die von der geschicht-
lichen Vergangenheit des Golfes erzählen könnten.
So zeigt sich gleich beim Eingänge das vom
ersten bosnischen Könige Stefan Tvertko I. 1379
erbaute Städtchen Novi, von den Venezianern
Castelnuovo genannt, das im Jahre 1667 von einem
furchtbaren Erdbeben heimgesucht und in seiner
Blüte geknickt wurde. Im versöhnenden Gegen-
sätze zu den romantischen Ruinen seiner einsti-
gen Umfassungsmauern breitet sich als ein Wahr-
zeichen neuzeitigen Fortschrittes der Verschieb-
bahnhof der österreichischen Staatsbahn im Zeleni-
katale aus. Meljine, Sitz des Hafenamtes, Kumbor
mit staatlichen Vorratsmagazinen, lagern mit ihren
netten Häuschen anmutig am herrlichen Bade-
strande. In der geräumigen Bucht von Teodo, deren
Name vielleicht nicht mit Unrecht mit dem der
illyrischen Königin Teuta, Beherrscherin dieser
Gegenden zu Römerzeiten, inVerbindung gebracht
wird, hat die österreichische Kriegsmarine eine
Kohlenstation und eine Reparaturwerkstätte er-
richtet, wodurch viel Geld unter die ärmere Be-
völkerung gelangt ist und die Arbeitsgelegenheit
nie versiegt. Risano, als Hauptort der gleich-
namigen Bucht, gemahnt an die beiden Auf-
stände der Jahre 1869 und 1882, während die Bai
von Cattaro die steilsten Berge des Golfes neben
den meisten Ortschaften samt der Hauptstadt
der vier Buchten, Cattaro, aufweist.
Seit der Unterjochung der Illyrier, der autoch-
thonen Bevölkerung des Golfes, durch die Römer
hat dieses Gebiet in den fast zweiundzwanzig darauf
folgenden Jahrhunderten Römer, Byzantiner als
Herren erlebt die Besiedlung durch die Kroaten
im frühen Mittelalter erfahren, vom 14. Jahrhun-
derte Venedigs Herrschaft bis zum Ausgange des
18. Jahrhunderts getragen, dann in raschester

Folge Österreicher, Franzosen, Montenegriner,
Russen, Engländer gesehen, bis das Jahr 1814 den
Golf endgültig bis auf den heutigen Tag mit den
Geschicken Österreichs verbunden hat. In diesem
sich bald erfüllenden ersten Jahrhunderte der Zu-
gehörigkeit des Golfes von Cattaro mit dieser
Monarchie waren die lichten und die dunklen
Tage nicht gleich verteilt; besonder waren es
harte wirtschaftliche Krisen, die er mit dem
neuen Mutterlande teilen mufste, so die Folge
des Staatsbankerottes nach den napoleonischen
Kriegsstürmen, die auch viele Bocheser Familien
im Vermögen verkürzte, und die Auswanderung
nach Amerika und Ägypten nach sich zog, so der
gänzliche Rückgang des Schiffbaues und der
einst blühenden Handelsmarine jener Gegenden
— Erscheinungen, denen weiter nachzugehen
nicht in dem Rahmen dieser Zeilen gelegen ist.
Zu den am meisten in dieser Hinsicht in Mit-
leidenschaft gezogenen Ortschaften genannten
Golfes gehört wohl auch Perasto, eine der ältesten
und berühmtesten Stätten dieses uralt - histo-
rischen Bodens. Es wird zwar nicht so leicht
sein, das Für und Wider gerechterweise gegen-
einander abzuwägen, ob die von Caesar erwähn-
ten Pirustae]) mit den ersten autochthonen Be-
wohnern Perastos identifiziert werden können;
mit mehr Sicherheit, ja Gewifsheit wird jedoch über
Perastos Existenz im frühen Mittelalter berichtet
und von denHeimsuchungen, die die Stadt von Sara-
zenen im 9. und von den Bulgaren unter Simeon
im xo. Jahrhundert, später auch von Türken
und Barbaresken zu erleiden hatte. Im Jahre
1377 kam Perasto unter die Herrschaft von Vene-
dig, in welchem Verhältnisse die Stadt bis zum
23. August 1797 verharrte, als Bonapartes ge-
harnischte Faust der Landkarte Europas neue
Grenzen einrifs.
Die Perastiner haben stets eine exemplarische
Treue und Loyalität dem Staate bewahrt, dem
sie angehörten und ihre Anhänglichkeit anVene-
dig ehrt sie in gleichem Mafse, wie die Zeichen
unerschütterlicher Homogialität für Österreich.
Sie zeichneten sich als tüchtige Soldaten und er-
fahrene vorzügliche Seeleute aus und es ist be-
zeichnend für den Ruf, den sie als solche ge-
nossen, dafs Peter der Grofse 16 russische Jüng-
J) Ipse (Caesar) conventibus Galliae citerioris peractis
in Illyricum proficiscitur, 'quod a Pirustis fmitimam
partem provinciae (i. e. lllyrici) incursionibus vastari audi-
bat etc. Caes. Comm. De Bello Gallico. Cap. V, 5.
 
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