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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]; Verein für Historische Waffenkunde [Mitarb.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 6.1912-1914

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5. Heft
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Jacobs, Johannes: Die Kgl. Gewehrkammer in München
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https://doi.org/10.11588/diglit.39948#0185

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5. HEFT

DR. JOHANNES JACOBS, DIE KÖNIGLICHE GEWEHRKAMMER IN MÜNCHEN

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das älteste der jetzt vorhandenen Inventare der
königl. Gewehrkammer (JII), das zwischen 1820
und 1838 geschrieben wurde. Nach dem Jahre
1838 ist der ganze Bestand noch einmal neu
aufgenommen, anders eingeteilt und in einem
neuen, noch jetzt geltenden Inventare (J III) neu
beschrieben worden1). Hinzugekommen ist ver-

Aber schon im Jahre 1844 wurden die
Ambraser Waffen und mit ihnen eine Reihe
anderer Stücke, besonders prächtige alte
Jagdbiichsen mit Radschlössern, insgesamt
166 Gegenstände, nach den sogenannten „Ver-
einigten Sammlungen“ überwiesen und gelangten
nach deren Auflösung im Jahre 1866 in das


hältnismäfsig wenig. Hervorzuheben ist die am
17. November 1819 erfolgte Überweisung einer
Anzahl Waffen, welche den Restbeständen der
hochberühmten Sammlung im Schlosse zu Ambras
am 15. Juli 1808 entnommen waren, als Tirol
zuBayern gehörte; ferner ca.ioo Gewehre vornehm-
lich aus dem Privatbesitze des Königs Ludwig I.
*) Da in JIII bei jedem Stück auch die Nummer aus
J II hinzugefügt ist, läfst sich das Schicksal jeder Waffe
leicht verfolgen. Es fehlen aber in JII bereits folgende
Gegenstände der alten herzoglichen Gewehrkammer, ohne
dafs sich über deren Verbleib in J 1 eine Notiz fände (die
Feuerwaffen sind vollständig aufgezählt):
A. Französische Kugelbüchsen: Nr. 145, 146
Büchsen des Anton Baumann. Nr. 66, 67, 133, 134 C. Freund.
Nr. 50 Joseph Kuchenreuter.
B. Carabiner: Nr 60 Riegel.
C. Einfache Flinten: Nr. 229, 295 Bongarde. Nr. 77
Eisenmenger. Nr. 20 Früwirth. Nr. 307, 308, 309 Andr. Gans.
Nr. 254 Hefs. Nr. 312, 313, 314 L. 111. Nr. 66, 133, 134, 231, 262
Junker. Nr. 302 J. Chr. Kuchenreiter. Nr. 268, 269 Mathee.
Nr. 33 Mey. Nr. 178, 263, 267 Riegel. Nr. 264, 265 J. Titol.
C c. Doppelflinten: Nr. 131, 136 Coulaux Freres.
Nr. 42 Eisenmenger. Nr. 15, 38, 39, 147 Freund. Nr. 71, 72,
126 A. Gmeiner. Nr. 45 Hefs. Nr. 41 Junker. Nr. 9, 12, 13,
35, 85 — 97 B. May und Cn. Tordu. Nr. 76 — 81 Toupriant.
Nr. 17, 43, 131, 136 CanonTordu. Nr. 137,138,139 ohne Namen
D. Pistolen mit Anschlag: Nr. 12 A. Baumann.
E. Einfache Pistolen (stets ein Paar): Nr. 84 Bailles
(weiterhin jedenfalls „Russelstreet Bloomsbury“ zu lesen).
Nr. 59 Coulaux. Nr. 1, 6, 9, 10 Hefs. Nr. 79 Hild. Nr. 98, 99
J. A. Kuchenreuter. Nr. 106 J. Ch. Kuchenreuter. Nr. 13, 33
May. Nr. 69 Morin. Nr. 43 CI. Niquet. Nr. 10 Toupriant.
Nr. 123 ohne Namen.
G. Hirschfänger: Nr. 6. Die Backen von Schildkrot,
bez. Hefs, Mannheim 1765 und sechs einfache Exemplare.
R. Mobilien (d. h. verschiedene Gegenstände): In
dieser grofsen Rubrik, welche meist Jagdgeräte enthält,
fehlen zahlreiche Gegenstände, so ca. 20 Pulverhörner, über

Bayerische Nationalmuseum, wo sie sich noch
befinden2).
Inzwischen hielt im Jahre 1857 der sehr
verdiente Freiherr von Aretin, der Schöpfer
des Nationalmuseums, als er den Grundstock
zu dieser Sammlung legte, eine Nachlese
und suchte aus der Königlichen Gewehr-
120 Gewehrfutterale, ca. 20 Weidtaschen, ca. 30 Hundehals-
bänder, 30 Wildlockrufe, aber auch ein mit Gold ein-
geschlagener doppelter Flintenlauf (Nr. 9) und 12 einfache
französische Gewehrläufe (Nr. 13).
Diese Verluste einer Plünderung durch die Franzosen
zuzuschreiben, erscheint mir wenig annehmbar. Einmal sind
in J I die Abgänge bis zum 14. September 1814 sehr genau
verzeichnet, ohne dafs einer Plünderung gedacht wird.
Dieser Einwand kann freilich mit der Annahme zurück-
gewiesen werden, dafs für die fraglichen Abgänge ein be-
sonderer Akt angelegt worden sei. Ferner können die
Gewehre kaum als offizielle Kriegsbeute mitgenommen
worden sein, da viel zu wenig Namen unserer fehlenden
Gewehre im Katalog des Musee d’Artillerie zu finden sind.
Es könnten nur etwa die auch von Stöcklein in dieser
Zeitschrift VI S. 2sf. angeführten Gewehre von Bongarde,
Paris M 585, Gans, Paris M615 und Riegel, Paris M619 in
Betracht kommen, es sei denn, dafs Stöcklein jetzt auch
hierin viel bisher unbekanntes Material in Paris gefunden
hat. So bliebe nur die Annahme einer privaten Plünderung
durch französische Horden bestehen und diese scheint mir
durch die Art der fehlenden Gegenstände wenig glaublich.
Es ist nicht unwahrscheinlich, dafs die fehlenden Stücke
in legaler Weise an einen anderen Platz gebracht worden
sind — wie ich dies bei den Jagdutensilien für ganz sicher
annehmen möchte — und gelegentlich wieder auftauchen.
Oder aber wir müssen mit der Möglichkeit rechnen, dafs
hier in den Jahren zwischen 1815 und 1820 ausgiebige
Diebstähle verübt worden sind.
2) Das Inventar, welches damals über diese Gegen-
stände aufgenommen wurde, erwähnt Hans Stöcklein
in dieser Zeitschrift VI S. 25.
 
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