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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 6.1912-1914

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1. Heft
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Gessler, Eduard Achilles: Beiträge zum altschweizerischen Geschützwesen, [1]: die großen Geschütze aus dem Zeughausbestand der Stadt Basel
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https://doi.org/10.11588/diglit.39948#0025

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1. HEFT

E. A. GESSLER, BEITRÄGE ZUM ALTSCHWEIZERISCHEN GESCHÜTZWESEN

5

Gröfse, teils Hinterlader (Kammerschlangen), teils
Mörser, an denen der rote Anstrich noch ganz
deutlich erkennbar ist. Diese Geschütze stammen
alle von der Artillerie Karls des Kühnen; da,
wie wir sehen werden, auch dieses Hauptstück
von gleicher Provenienz ist, so steht der rote
Anstrich fest. Auch die Geschütze der späteren
maximilianischen Artillerie waren, die eisernen
immer, die bronzenen teilweise, mit Menniganstrich
versehen. Sicher bezeugt ist auch die rote Farbe
bei den mit unserem Geschütz so eng verwandten
grofsen Bombarden, so der „tollen Grete“ in Gent
und der „Mons Meg“ in Edinburg. Auch bunter
Anstrich ist zu treffen. Dafs auch Basler Ge-
schütze bemalt wurden, bezeugt die Jahrrechnung
1477/78 (also gerade nach den Burgunder Kriegen):
„Item geben von buchsen ze molen und von hant
buchsen ze vassen ze struben 3 ß 12 sh.“

nicht möglich, im historischen Museum Basel diese
Zahl nachzuprüfen.
Seelenlänge des Flugs . 174 cm.
Kaliber des Flugs . . ca. 36 „
Die Seelenlänge des Flugs beträgt also ca.
5 mal das Kaliber des Flugs und entspricht so-
mit den in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts
angewandten Regeln beim Geschützbau.
Die Ladung nimmt ®/6 von der Fassungskraft
der Kammer in Anspruch.
Die bis heute über unser Geschütz geschrie-
benen Abhandlungen geben die Mafse ungenau
an. A. Behault de Dornon nennt eine Gesamt-
länge von 310 cm gegen 273 in Wirklichkeit, ein
beträchtlicher Unterschied bei einem Geschütz-
rohr. Ebenso ist es unmöglich, das Rohrkaliber
auf genau 35 cm anzugeben, da infolge der Ent-
stehung durch Zusammenschweifsen das Kaliber



Abb. 2. Bombarde (Steinbüchse) 1420 — 30. Basel, Histor. Museum

Das Rohr ist in seinen Mafsverhältnissen un-
regelmäfsig gearbeitet, da bei der Schwierigkeit
der Herstellung , immer genaue Abmessungen zu
erzielen unmöglich war. Der Verfasser hat das
Geschütz, so genau es dessen Zustand erlaubt
aufsen und innen vermessen.

Rohrlänge.273 cm.
Höhe des. Stofsbodens . 47,5 „

Aufsenlänge d. Kammer 72 „
Aufsenlänge des Flugs 201 „
Umfang b. Stofsboden .149 „
Umfang beim Mittelring 186,5 u
Umfang bei d. Mündung 164 „
Kaliber der Kammer . 15,5 „
Kaliber des Flugs 34,5—36 „ ,
Gesamtseelenlänge . . 255 „
Seelenlänge d. Kammer 81 „
Seelenlänge des Flugs .174 „
Höhe der Mündung. . 52 „
Kugelgewicht .... 98 Pfd. Stein od. 272 Pfd. Eisen.
A. Behault de Dornon1) gibt das Gewicht des
Ganzen auf 2000 kg an, dem Verfasser war es
') Une piece d’artillerie du XVe siede. Annales du
cercle arch&dogique de Mons t. XXX. 1901.

zwischen 34,5 — 36 cm schwankt. Das Zündloch
ist ebenfalls nicht schräg, sondern senkrecht,
ferner ist die von Behault de Dornon beigegebene
Abbildung des Geschützes ganz ungenau. Die
von Essenwein in den Quellen zur Geschichte der
Feuerwaffen angegebenen Mafse stimmen eben-
falls nicht g'anz. Das Verschulden trifft seinen
damaligen Gewährsmann OberstlieutenantR.Falk-
ner, Regierungsrat (p. 2 7, Abb. A. XXXa). Viel un-
genauer ist Beck, Geschichte des Eisens (Bd. I,
p. 901, Fig. 285).
Aus dem Bericht von Falkner-Essenwein er-
hält man auch über die Konstruktion Unrichtig-
keiten überliefert, die auch Behault de Dornon
übernimmt. Er schreibt: „Zwischen den einzelnen
Ringen ist deutlich Kupfer als Lötung ... zu er-
kennen.“ Diese Lötung ist aber nichts anderes
wie die (roten) Überreste des Menniganstrichs.
Ebenso ist die Bohrung des Zündlochs genau er-
kennbar senkrecht, Essenwein liefs diese Frage
offen. Immerhin gibt uns die Skizze Falkners
einen Begriff von der Innen- und Aufsenkon-
 
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