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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 6.1912-1914

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1. Heft
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Gessler, Eduard Achilles: Beiträge zum altschweizerischen Geschützwesen, [1]: die großen Geschütze aus dem Zeughausbestand der Stadt Basel
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https://doi.org/10.11588/diglit.39948#0027

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1. HEFT

E. A. GESSLER, BEITRÄGE ZUM ALTSCHWEIZERISCHEN GESCHÜTZWESEN

7

Die Feuergeschwindigkeit war ganz gering.
Erstens erforderte das Laden eine geraume Zeit;
bis die Pulverladung richtig in der Kammer safs
und festgemacht wurde, bis die Kugel in den
Lauf geschoben und dann verkeilt war, alles das
brauchte Zeit, auch wenn man dabei nicht ein-
mal vom Feinde gestört wurde. Ein weiterer
Grund der langsamen Feuertechnik bildete der

Rückstofs; bei diesem Kaliber des Rohrs mufste
der Rückstofs eine schwache Prellwand sofort,
eine schwere aber wenigstens nach einigen
Schüssen zerstören; das Geschütz veränderte seine
Lage und mufste, wenn einigermalsen sichere
Treffer erzielt werden wollten, neu eingegraben
werden. Es konnten daher an einem Tage nur
wenige Schüsse abgegeben werden, kaum jedoch
mehr wie vier oder fünf.
Wir sehen also in dem Basler „Flauptstück“
eines jener grofsen Belagerungsgeschütze, wie


Abb. 5. Aus dem Weifskunig

wir sie in den Chroniken des 15. und angehenden
16. Jahrhunderts erwähnt finden.
Es gilt nun zu erforschen, wie lange dieses
Geschütz im Basler Zeughause nachzuweisen ist,
wie es in den Besitz der Stadt gelangte und wo-
her es stammt.

Das älteste Basler Zeughausinventar vom
Jahre 14152) gibt über unser Geschütz keinen Auf-
schlufs, denn die dort erwähnten „9 isenen buhsen
uf wägenen“ sind keine so grofsen Stücke; wir
dürfen mit Sicherheit behaupten, dafs Basel vor
den Burgunderkriegen kein so schweres Geschütz
besessen hat. Weder die noch erhaltenen Jahr-
rechnungen noch sonstige Quellen bezeugen eiserne

schwere Artillerie, was zur schweren Artillerie
um die Mitte bis zum Ausgang des Jahrhunderts
vorhanden war, bestand aus Bronzegufs.
Leider besitzt das Staatsarchiv Basel kein
weiteres Zeughausinventar mehr aus dem 15. Jahr-
hundert und auch das 16. Jahrhundert tritt erst
1591 mit einem Verzeichnis der im Zeughaus be-
findlichen Waffen hervor; von da an allerdings
fliefst unsere Quelle reichlich, bis auf die Neuzeit
sind alle Inventare (mit einer Ausnahme Ende
18. Jahrhundert) vorhanden und bieten für die
Entwicklung der Basler Artillerie von 1591 weg
ein genaues Bild von grofem Interesse. Bevor
wir nun die Quelle betrachten, die uns auch ohne
Zeughausinventare die Herkunft unserer Stein-
büchse erkennen läfst, wollen wir die Inventare
sprechen lassen3).
Das Zeughausinventar von 1591 erwähnt:
„Stain Bixen.
Ain grofs Stainpixen tregt Steyn 115 ffi.“
Laut einem aus dem gleichen Jahr stammen-
den Zeugmeisterbuch von der „Mündung der
stuckhen“ ist neben einem Kreis von 36 cm Durch-
messer (unsere Büchse 34,5 cm) der Text:

2) Ein Basler Zeughausinventar von 1415. Von Dr. phil.
Ed A. Gefsler. — Anzeiger für schweizer. Altertumskunde
N. F. XII 3. Heft p 229 ff.
3) Ich möchte an dieser Stelle Herrn Staatsarchivar Dr.
W.Wackernagel und Herrn Dr. A. Huber in Basel meinen
Dank aussprechen für die Überlassung sämtlicher Zeughaus-
akten zu meinem Studium über das Basler Kriegswesen.


Abb. 4. Aus dem Weifskunig
 
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