Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 6.1912-1914

DOI Heft:
1. Heft
DOI Artikel:
Gessler, Eduard Achilles: Beiträge zum altschweizerischen Geschützwesen, [1]: die großen Geschütze aus dem Zeughausbestand der Stadt Basel
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.39948#0029

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
1. HEFT

E. A. GESSLER, BEITRÄGE ZUM ALTSCHWEIZERISCHEN GESCHÜTZWESEN

9

Jöny gen Orba und hutt dodannen gen Losen
(Lausanne) mitt grofser macht körnen und wartet
daselbs sinr büchsen (Geschütze) die er von all
sinen slossen stetten und landsherren besendt und
ettlich nuw lossen giessen.“
p.4132. 1476 April.
„der hertzog sol auch wohl zwei malen als
vil büchsen haben als zu Granso darunder vier
grosser lägerbüchsen (Hauptstücke) sind, die er
ietzt vasset.“
p. 421,16 sine dato vor Murten.
„Er hatt 3 haubtbuchsen und drissig ander
buchsen die man nempt curtan (Kartaune) und

samte Artillerie, darunter unser Geschütz. Knebel
berichtet:
p. 22,20. sine dato 1476 nach Murten.
„Portauerunt Basilienses eciam duas mag-
nas bombardas quas obtinuerunt in castris Bur-
gundorum.“
Diese Bombarden wurden nach Basel ge-
schafft.
p. 45,12. 1476 Sept. nach Murten.
„Mornendes mentag noch sant Verenentag
kommend denen von Basel ein grofs ysen buchsen
schusset einen Stein eins halben sesters grofs von
Basel oder etewenig mer zehen schuch lang.“


Abb. 6. Szene aus der Schlacht bei Grandson. Diebold Schillings Luzerner Chronik, Bl. 98b, 99a

sust daby anderthalb hundert slangen isin
buchsen.“
p. 423,28. 1476 1 Mai.
„Item quod viderit vehi per civitatem Meten-
sem 43 pixides in curribus et carrucis inter quas
erat una magna pixis que habuit in curru suo 46
equos quas omnes susceperunt gentes ducis Bur-
gundie extra civitatem vehentes et conducentes
eos ad ducem“ (pixis = Büchse, Geschütz, in car-
rucis werden solche auf Lafetten sein, in curru
Hauptbüchse, die auf einem grofsen Wagen mit-
geführt wurde).
Zu diesen Geschützen, die nach der Schlacht
von Grandson aus dem burgundischen Reich in
aller Eile herbeigeschafft wurden, gehörte unseres.
Am 22. Juni 1476 fiel die Entscheidung bei Murten.
Karl von Burgund wurde völlig aufs Haupt ge-
schlagen und verlor zum zweitenmal seine ge-

Die Rohrlänge unserer Steinbüchse beträgt
2,75 m. Entspricht also den „zehen schuch“.
Es steht nach obigen Zeughausinventaren
und den Berichten Knebels fest, dafs dieses
grofse Legstück als Teil der Burgunderbeute nach
Basel kam, als eine der vier grofsen „Lägerbuchsen“.
Zu dieser Nachricht von der Beuteverteilung
von Murten ist es gelungen, ein Bild, das diesen
Hergang schildert, zu finden, worauf unser Ge-
schütz dargestellt ist; es ist uns erhalten in Die-
bold Schillings Luzerner Chronik. Der Kaplan
Diebold Schilling von Luzern verfafste seine
Chronik; welche die Ereignisse der Schweizer
Geschichte schildert, nach 1507. Der Chronist
konnte aus eigener Anschauung über die Bur-
gunderkriege berichten, da er unter anderen auch
die Schlacht von Nancy mitmachte; um 1460 ge-
boren, starb er um 1520.
 
Annotationen