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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 6.1912-1914

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1. Heft
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Gessler, Eduard Achilles: Beiträge zum altschweizerischen Geschützwesen, [1]: die großen Geschütze aus dem Zeughausbestand der Stadt Basel
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https://doi.org/10.11588/diglit.39948#0030

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E. A. GESSLER, BEITRÄGE ZUM ALTSCHWEIZERISCHEN GESCHÜTZWESEN

VI. BAND

Die Illustrationen seines Werkes, von zwei ver-
schiedenen Meistern verfertigt, zeigen uns Tracht
und Bewaffnung der zweiten Hälfte des 15. Jahr-
hunderts in fast dokumentarischer Genauigkeit,
besonders beim Künstler unseres Bildes. Die
handschriftlichen illustrierten Schweizerchroniken
des 15. Jahrhunderts sind eine für die Waffen-
kunde überaus wichtige Quelle, wie wir sie so
reichlich kaum anderswo fliefsen sehen; ich er-
wähne Tschachtlans Chronik in Zürich, Diebold
Schillings amtliche Berner Chronik (ein Vetter
des Luzerner Schilling), des Gleichen Burgunder-

Bildrand am Stofsboden abgeschnitten, das ge-
gliederte Vorderstück mit seinen grofsen Ver-
stärkungsringen und die Mündung. Von allen
Geschützen, die in der Dieboldschen Chronik Vor-
kommen, ist dieses das einzige dieser Art und
unterscheidet sich von den übrigen Hauptstücken
völlig. An der Identität mit dem noch in Basel
vorhandenen Geschütz ist kein Zweifel möglich.
Das Rohr ist in Goldfarbe gehalten mit schwar-
zen Konturen; dieser Anstrich dürfte auf dem
Originalrohr gleich gewesen sein, goldgelb auf
rotem Menniggrund. Selten wird man eine solche

/

Abb. 7. Belagerung von Murten 1476.

Aus W. Schodölers Chronik, Bl. 216b


kriege in Zürich, Herold Edlibachs Zürcher
Chronik, Werner Schodolers Chronik in Bremgarten
etc. etc., leider sind sie in ihrer Gesamtheit noch
nicht veröffentlicht und daher schwer benutzbar.
Unser Bild stellt die Beuteverteilung nach der
Schlacht von Murten dar, „wie man .... die büchsen
theilt.. ..“ (Abb. 8.) Wir sehen hier die verschie-
denen Formen der burgundischen Artillerie, fahr-
bare Geschütze verschiedener Gröfse, Bockbüchsen
und Lagerbüchsen. Das gröfste dieser Stücke
befindet sich auf einem Blocklager hinten links,
ein Bewaffneter scheint die Dicke des Mündungs-
stückes mit den Händen zu messen, ein anderer
stützt den Arm auf die Kammer des Rohrs. Wir
sehen hier ganz deutlich das oben beschriebene
Basler Geschütz; die runde Kammer hinten, vom

dreifache Übereinstimmung des noch vorhan-
denen Objekts, der schriftlichen Nachrichten dar-
über und seiner bildlichen Darstellung finden.
Es bleibt uns noch übrig, den Ursprung dieses
Hauptstückes festzustellen.
Schon Knebel weist darauf hin, dafs Herzog
Karl von „allen sinen zugewanten fürsten und
hern“ Geschütz herschaffen liefs.
Bei Grandson hatte Herzog Karl seine ge-
samte Artillerie verloren, sein Heer, das wenig
Verluste erlitten, hatte er bald wieder gesammelt.
Es galt nun Ersatz für die verlorenen Geschütze
zu finden. Seine Mittel waren noch nicht er-
schöpft; wenn auch nicht mehr auf der Höhe der
Zeit stehend, boten dennoch die Burgundischen
Zeughäuser und die Bürgten der edlen Herren
 
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