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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 6.1912-1914

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1. Heft
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Gessler, Eduard Achilles: Beiträge zum altschweizerischen Geschützwesen, [1]: die großen Geschütze aus dem Zeughausbestand der Stadt Basel
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https://doi.org/10.11588/diglit.39948#0031

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1. HEFT

E. A. GESSLER, BEITRÄGE ZUM ALTSCHWEIZERISCHEN GESCHÜTZWESEN

11


viel Material. Das liefs er in bewunderungswür-
diger Eile herbeischaffen. Am 12. März fand die
Niederlage von Grandson statt und am 17. April
zählte Karl auf seinem Sammelplatz Plan du Loup
auf der Ebene von Zorat bei Lausanne schon
4 grofse Bombarden und eine Unmenge anderen
Geschützes. Zwei Monate genügten, um seine Armee
vollständig kriegsbereit zu machen. Er rückte zur
Belagerung von Murten vor und hier wirkte seine
schwere Belagerungsartillerie, also auch unsere
Bombarde, bis am 22. Juni 1476 die Schlacht von
Murten den Burgunder und seine Armee ver-

Familie war nun der Besitzer? Beim Durchgehen
der Geschichte dieser Familie in jener Zeit stofsen
wir auf Johann den vierten seines Namens „sire
et ber d’Auxy“ den dritten Sohn von David
d’Auxy und Margaretha La Tremouille. Sein
Vater war Kammerherr Karls VI. von Frank-
reich. Johann folgte seinem Bruder Jakob 1422.
Seine Besitzungen waren sehr ausgedehnt, er
nannte eine Anzahl fester Plätze und Städte in Flan-
dern sein eigen. Während der ganzen Regie-
rung des Herzogs Philipp des Guten von Bur-
gund und seines Sohnes Karls des Kühnen war

Abb. 8. Beuteverteilung von Murten. Diebold Schillings Luzerner Chronik, Bl. 102, 102 a

nichtete. Alles Geschütz fiel in die Hände der
Eidgenossen und wurde, wie Knebel berichtet,
unter die Sieger verteilt.
Woher dieses Stück, das Basel zugesprochen
wurde, stammte, zeigt das eingehauene W appen auf
der Kammer, der Familie d’Auxy zugehörig, ein ge-
schachter Wappenschild mit 6 mal 7 (42) Plätzen;
die einen sind leer gelassen, die andern mit Punktie-
rung versehen, die Farben der d’Auxy sind rot und
gold, die Form des Schildes weist in den Anfang
des 15. Jahrhunderts8). Welcher Herr aus dieser
3) Die Deutung dieses, bis dahin den Basler Museums-
leitern unbekannten Wappens erfolgte durch die liebens-
würdige Mitteilung des Herrn Georges Macoir, attach6 aux
Musees royaux aus Brüssel; er wies den Verfasser auf einen

Johann d’Auxys Einflufs grofs am Burgunder-
hof. Er wurde Kammerherr Philipps, erhielt
grofse Lehen, viele hoheWürden, und tat sich als
Kriegsmann hervor; er nahm Teil an der Erziehung
Karls des Kühnen und war seit 1445 Ritter des
goldenen Vliefses. Als erster Kammerherr des Her-
zog Karl seit 1450 erhielt er auch am französischen
Hofe grofsen Einflufs. Ludwig XI. ernannte ihn
ebenfalls zum Kammerherrn. Er starb nach den
Burgunderkriegen.
Da kein anderer d’Auxy in jener Zeit in Be-
tracht kommt, wird Johann IV. als Eigentümer
Artikel hin von A. de Behault de Dornon „Une piece d’Artillerie
du XVe siede ornfe des armoiries de la famille d’Auxy“.
Annales de Cercle archeologique de Mons p. XXX 1901.
 
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