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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 6.1912-1914

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2. Heft
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Mörtzsch, Otto: Die Harnischkammer im Schlosse Schleusingen: Ao. 1584
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https://doi.org/10.11588/diglit.39948#0053

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Die Harnischkammer im Schlosse Schleusingen
Ao. 1584
Von Otto Mörtzsch, Dresden

Am 27. Dezember starb auf dem Rittersitze
/ \ seines adligen Vasallen, Burckhard Trotts, zu
A. JL Henneberg im Alter von 72 Jahren und
nach 40 jähriger Regierungszeit „der durchlauchtige
hochgebohrne Fürst und Herr“, Herr Georg
Ernst Graf zu Henneberg, der letzte seines
Geschlechtes. Am 17. Januar 1584 überführte man
seine irdischen Überreste von Mafsfeld, wo man
sie vorläufig beigesetzt hatte, nach Schleusingen
in das von ihm 1566 in der Egidienkapelle der
dortigen Stadtkirche errichtete Erbbegräbnisx).
„Zur Verewigung seines für die hennebergische
Geschichte ohnehin unvergefslichen Andenkens
wurde ihm ein Monument errichtet, auf welchem
man den Grafen zwischen seinen beiden
Gemahlinnen in Lebensgröfse aufgestellet siehet,
obgleich die Eine* 2) noch am Leben war und eben
keine Lust hatte, ihm in der Gruft Gesellschaft
zu leisten“3)- — Graf Georg Ernst beschlofs den
Mannesstamm des Hauses Henneberg-Schleu-
singen, welches seit 1274, also 309 Jahre lang
ununterbrochen regiert hatte. Die Linie Henne-
berg-Hartenberg war bereits 1379 erloschen, und

*) Der alte Begräbnisort der Grafen von Henneberg-
Schleusingen war bis 1566 das Kloster Vefsra, welches
nach Einführung der Reformation saecularisiert wurde.
2) Elisabeth, eine Tochter Herzog Christophs zu
Württemberg, 1586 zum zweiten Male vermählt mit Pfalz-
graf Georg Gustav am Rhein. „Mit ihrem zwoten Gemahl
lebte sie ebenfalls in unfruchtbarer Ehe und starb den
18. Februar 1592“.
3) Joh. Adolf Schuhes, Diplomatische Geschichte des
Gräflichen Hauses Henneberg. Hildburghausen, 1791. S. 208.

das Haus Henneberg-Aschach, von 1379 Henne-
berg-Römhild genannt, ging 1549 mit dem un-
beerbten Absterben Graf Bertholds zu Römhild
und seines Bruders Albrechts zu Schwarza aus.
Die älteren Grafen von Henneberg (vor der
Teilung 1274) stammen wahrscheinlich von den
alten Gaugrafen des Grabfeldes, zwischen
Thüringer Wald, Vogelsberg, Spessart und Main
gelegen, ab. Der älteste, urkundlich nach-
weisbare Graf in diesem fränkischen Gau war
Poppo, der schon 819 erwähnt wird. Als Stamm-
vater der Henneberger mit dem Titel Graf von
Henneberg haben wir Poppo I. zu betrachten,
der 1037 in einer bischöflich Regensburger Be-
stätigungsurkunde als Zeuge genannt wird und
1078 in der Schlacht bei Mellrichstadt zwischen
Kaiser Heinrich IV. und Rudolf von Schwaben
sein Leben verlor. — Die Henneberger Länder
umfafsten zur Zeit ihrer gröfsten Ausdehnung
bis 1347 ungefähr 2800 qkm, beim Aussterben
des Hauses nicht mehr ganz die Hälfte, nämlich
die Ämter: Schleusingen, Suhla, Kühndorf,
Hallenberg, drei Teile an den Centgerichtsbezirken
Benshausen, Ilmenau, Themar, Mafsfeld, Meiningen,
Wasungen, Sand, Frauenbreitungen, Kalten-
nordheim, Kaltensondheim, Fischberg, Behrungen,
Hentingen, Schmalkalden, Herrenbreitungen,
Barchfeld und Broderoda. Aufserdem besafsen
die Grafen noch Dörfer und Güter im Würz-
burgischen und in Franken. — Das Erbe des
reichen Fürstengeschlechtes trat auf Grund eines
Erbvertrages mit den „gesamten kur- und fürst-
lichen Häusern von Sachsen“ und eines kaiser-

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