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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 6.1912-1914

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3. Heft
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Preradović, Duschan: Über Enterwaffen
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https://doi.org/10.11588/diglit.39948#0125

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3. HEFT D. v. PRERADOVIC, ÜBER ENTERWAFFEN 105

definitiv kondemniert wurde. In den letzten
Dezennien diente er als Abzeichen des Picken-
matrosen, bzw. als Waffe für die in Enterabtei-
lungen eingereihten Kohlenmänner13).
Hinsichtlich der Enterabteilungen ordnete
die „Vorschrift für die Verfassung der Schiffs-
rollen“ wie folgt an:
„Es werden drei Enterabteilungen gebildet,
und zwar besteht die I. Enterabteilung aus der
ganzen Steuerbordbemannung der Batterie mit
Ausnahme der ersten Geschützvormeister; die
II. Enterabteilung besteht aus der ganzen Back-
bordbemannung der Batterie, ebenfalls mit Aus-
nahme der ersten Geschützvormeister, die ihren
Kanonen im Gefechte auch weiter vorstehen
müssen.
Der zuerst auf Deck gerufenen Enterabtei-
lung schliefsen sich stets an: die ganze disponible
Deckmannschaft, d. i. die Bemannung der Deck-
geschütze, die Manövermannschaft (die im Ge-
fecht eine Schützenabteilung bildet), ferner die
gesamte sonstige in der Batterie bestimmte
Mannschaft, die nicht unmittelbar zur Bedienung


Fig. 12.

Die Enterpicke (Fig, 12) bestand aus einer
29,0 cm langen dreischneidigen Spitze, die mit
einer in zwei Federn verlaufende Hülse an eine
2,21 m lange Stange befestigt war.
Das Gewicht der Enterpicke betrug 1,47 kg.
Mit Marinemannschaftssäbeln wurden be-
teilt: der Quartiermeister des Matrosenkorps,
der Schiemann (Bootsmannsmaat), Oberboots-
mann und die Piloten (Lotsen), dann die übrige
Mannschaft des Matrosenkorps und der Marine-
artillerie; endlich die Mannschaft der Flottillen-
truppen. Bei diesen Abteilungen, und zwar von
den Matrosen nur am Lande, von den Chargen
aber an einer Steckkuppel getragen.
Die Entersäbel, -Beile und -Picken, als zur
Ausrüstung des Schiffes gehörig, wurden erst
unmittelbar vor einem bevorstehenden Kampfe
an die Mannschaft verteilt.
Zu Anfang der 60er Jahre des vergangenen
Jahrhunderts wurde in der österreichischen
Marine ein neuer Entersäbel eingeführt (Fig. 13).
Dieser Entersäbel überdauerte die übrigen
derlei Waffen, die bald nach der Schlacht bei
Lissa sämtlich ausgeschieden worden waren,
noch um einige Jahrzehnte, indem er erst 1903

der bemannt gebliebenen Geschützbordseite ge-
hört (Büchsenmacher ausgenommen).
Die III. Enterabteilung, die für den Augen-
blick der dem Schiffe drohendsten Gefahr im


Gefechte oder um eine Enterung oder deren Ab-
wehr intensiv zu gestalten, vorgesehen war, bil-
deten die ersten Geschützvormeister, die Büchsen-
macher, die bewaffnete Bonjerdeckmannschaft
und die Raumgasten.“
I3) In der österreichischen Marine haben die Enter-
waffen bei Bekämpfung des griechischen Piratenwesens
während und auch nach dem griechischen Befreiungskriege
keine unwesentliche Rolle gespielt. Im Gefechte bei Helgo-
land und in der Seeschlacht bei Lissa waren die Enter-
abteilungen bereit, es wurde auch, besonders zu den in der
Schlacht bei Lissa beabsichtigten Rammstöfsen gerufen,
doch kam es zu keinem Enterkampfe.

hatte; die Scheide war aus Leder. Der Dolch
wog ohne Scheide 0,27 kg.
Die Enterhacke (-Beil) [Fig. xi] wog 1,28 kg
und wurde beim Entern zum Angriff, zur Ver-
teidigung und zum Durchhauen des feindlichen
Takelwerkes gebraucht. Sie bestand aus einer
an der Schneide abgerundeten, an der entgegen-
gesetzten Seite in einer 10,54 cm lange Spitze


auslaufenden Klinge und aus einem 0,53 cm
langen hölzernen Stiele. Die Spitze diente, um
sich damit in die Bordwand einzuhauen. Ober-
halb des Stielloches befand sich an dem Stiele
ein Haken, der zum Anhängen des Enterbeiles
an die Steckkuppel diente.

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