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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 6.1912-1914

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3. Heft
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https://doi.org/10.11588/diglit.39948#0128

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108

LITERATUR

VI. BAND

Es liegt nicht in der Aufgabe dieser Besprechung,
einen Auszug des reichen Inhalts der Abhandlung zu
geben; wer sich mit der Kriegsgeschichte des 15. Jahr-
hunderts beschäftigt, kann an dieser wertvollen Arbeit
nicht vorübergehen. Dem Zwecke dieser Zeitschrift ent-
sprechend möchte ich daher nur einige, die Bewaffnung
behandelnde Absätze besonders herausgreifen.
Der Verfasser erwähnt bei Schilderung einer Muste-
rung im Jahre 1468 (Seite 101), dafs man bei den Arm-
brustem, den Büchsen- und Hackenschützen nicht selten
„das Plech“ (Brustblech) findet, welches trotz des häufigen
Fehlens des geschobenen Oberschenkelschutzes bisweilen
als „Krebs“ bezeichnet wird. Sollte nun vielleicht unter


Fig. 1.
Weifses Hemd. Fränkisch, um 1440—90;
wohl vom Meister des Hersbrucker Altares.
Nat. Mus. (K VIII, 354).
„Krebs“ hier nicht der Harnisch mit Oberschenkelschutz,
sondern nur eine geschiftete Brust bezeichnet werden?
Unter „Plech“ wäre dann die aus einem Stück gearbeitete
Brust- bezw. Rückenplatte zu verstehen.
Von grofsem Interesse ist der Abschnitt „Feld-
artillerie“, der über die Armierung der Schlösser und
Städte, sowie über die Geschützarten eingehende Nachricht
gibt. Anschliefsend daran finden wir auch eine Reihe von
wichtigen Angaben über Büchsenmeister.
Aus dem JI. Abschnitt „Musterung und Harnisch-
schau“ wird der Waffenforscher ganz besonders viel Wert-
volles ziehen können. Die Listen der zum Wehrdienst
tauglichen Männer enthalten auch die Beschreibung der
Waffen, die zur Musterung mitgebracht wurden, und wir
gewinnen dadurch einen guten Überblick über die damals
in Händen des Landvolkes befindlichen Waffen. Dabei
fällt zunächst die verhältnismäfsig recht bedeutende Zahl
von Schutzwaffen auf, die, wenn auch teilweise veraltet,
doch den bäuerlichen Heerhaufen als ziemlich wohlgerüstet
erscheinen lassen. So haben bei der Musterung von 1479
von 2000 wehrfähigen Mannen des Landgerichts Dachau
allein 452 stählene Panzer(hemden) und 1108 Eisenhüte,
Häubel und Handschuhe. In Wolfratshausen sind von 800
tauglichen Männern 310 im Besitze von Panzern (Hemden)
und 312 haben Krebs und Plecher.
Auch mit Trutzwaffen waren die eben erwähnten
Dachauer Mannen gut versehen, es werden 352 Armbrüste
und 24 Handbüchsen aufgeführt. An sonstigen Waffen

werden Helmparten, Ahlspiefse (Alatspiefse) und Schweins-
spiefse genannt.
Die in der Folge behandelte Harnischschau von 1504
greift zwar in das 16. Jahrhundert hinüber, doch gehören
die Waffen sicher fast alle noch dem 15. Jahrhundert an.
Hier ist die Beschreibung der Ausrüstung noch viel aus-


Fig. 2.
Ulrich Apt, f 1532
Kreuzigung — Galerie Augsburg (103)
Klass. Bilderschatz Nr. 1083,
gemalt 1517 für die Dominikanerkirche Augsburg.
ftihrlicher. Als Kopfbedeckung finden wir den Eisenhut,
Eisenhaube und Hirnhäubel, sowie den „pickten,“ „gepickten“
oder „puechhut“, den Beck richtig als einenmit durchlochten
Eisenplättchen besetzten Hut (vielleicht aus Filz?) erklärt.
In der Anmerkung 61 schreibt der Verfasser: „Buck hier
wohl statt Einbiegung, im Sinne von Erhebung.“ Der
Ausdruck „buck“ erscheint mir in diesem Zusammenhang


Fig. 3.
Szendrei Nr. 797, pag. 250.
Rundes Band, darüber 10 kegelschnittförmige Platten,
oben runde Platte
Nacken: 3 bogenförmige Stücke (angenietet)
Augenschirm mit Stirnband durch 4 Eisennägel verbunden
Angebl. 14.? wohl 15. Jahrh.
Graf H. Wilczek.
eher von „Buckel“ zu kommen. Nennen wir doch einen
mit Nägeln beschlagenen oder knorrigen Spiefsschaft einen
gepickten Schaft. Der Ausdruck findet sich auch bei einem
Verzeichnis der Landshuter Harnischkammer von 1479
(Meidinger, Land und Hoftäge, München 1802, pag. 352): „2
Schweinsspiefs mit gepükhten Schefften“. Das Aussehen
dieser „pickten Hüte“ mag ungefähr der auf den 3 folgenden
Abbildungen gegebenen Form entsprochen haben. Abb. 1
stellt einen, auch sonst waffengeschichtlich interessanten
Kriegsknecht aus dem, wohl vom Meister des Hersbrucker
Altars um 1480 gemalten Altarflügel im Münchner National-
museum dar (Gemäldekatalog K VIII, Nr. 354). Der Mann
hat einen, aus Eisenplättchen zusammengenieteten Hut,
 
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