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Verein für Historische Waffenkunde [Editor]; Verein für Historische Waffenkunde [Contr.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 6.1912-1914

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6. Heft
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Gessler, Eduard Achilles: Die ritterliche Bewaffnung von 1386: zur Zeit der Schlacht von Sempach
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https://doi.org/10.11588/diglit.39948#0217

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6. HEFT

DR. E. A. GESSLER, DIE RITTERLICHE BEWAFFNUNG VON 1386

197

dem Verfasser nicht gelungen, von allen Stücken
jener Zeit, die in unserm Lande noch auf uns
gekommen sind, Abbildungen beizubringen; die
Haupttypen sind jedoch alle vertreten und die
dazu gehörige Originale konnten eingehend
untersucht werden.
Es folgt zuerst die Beschreibung der ritter-
lichen Schutzwaffen und dann der Trutzwaffen;
die ganze Ausrüstung soll zuletzt mit der im
obigen geschilderten Kriegstracht des Freiherrn
von Hohenklingen verglichen werden.
Die wichtigste Schutzwaffe bildete das Panzer-
hemd. (Abb. 2.) In den historischen Sammlungen im
Rathause in Luzern befindet sich ein ohne Zweifel
aus dem Ende des 14. Jahrhunderts stammendes
Panzerhemd, welches der Tradition nach dem in
der Schlacht bei Sempach am 9. Juli 1386 ge-
fallenen Herzog Leopold III. von Österreich ge-
hört haben soll. In seiner instruktiven Arbeit
„Römisch-germanische Panzerhemden“ bemerkt
Walter Rose, Berlin (Zeitschr. für hist. Waffen-
kunde, Band IV, S. 53) bei der Erklärung des
Ursprungs der germanischen Originalfunde aus
Anlafs der Technik des Ringestanzens (in An-
merkung 72) Folgendes: „Im Occident tauchte
diese Technik des Stanzens der Panzerringe erst
in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts auf,
wofür das im Luzerner Rathause befindliche
Panzerhemd des bei Sempach gefallenen Herzogs
Leopold von Österreich ein Beispiel bietet“. Rose
setzt also diese Schutzwaffe als sicher bezeugt
in die Zeit der Sempacherschlacht. Nach genauer
Untersuchung auch von Seiten des Verfassers,
sowohl am Original als in Bezug auf die Über-
lieferung, mufs dieses vortrefflich erhaltene Ketten-
hemd als Arbeit der zweiten Hälfte des 14. Jahr-
hunderts, jedenfalls vor 1386, angesprochen werden.
Letzteres ist vom Verfasser beschrieben im
„Katalog d. histor. Sammlungen im Rathause in
Luzern“, 1911; da dieser Katalog wohl nicht in
jedermanns Händen ist, soll die Stelle hier folgen:
„No. 26. Panzerhemd. Das ganze Geflecht be-
steht abwechselnd aus runden genieteten und
flachen gestanzten Ringen; Halskragen verstärkt,
Doppelgeflecht; links seitlich aufschnallbar, der
Rand gesäumt mit ebenfalls verstärktem Saum
von gestanzten und genieteten Messingringen.
Lange Ärmel, am Rand mit breitem gezacktem
Saum, wie oben gesäumt, teilweise zerrissen.
Öffnung des Hemds seitlich links, bis zur Achsel-
höhle geschlitzt, und durch an vierpafsförmigen
blanken Eisenknöpfen befestigte Lederriemen, die
in Eisenschnallen eingreifen, verschliefsbar. Der
untere Rand des Hemdes mit gezacktem Messing-
saum wie oben, teilweise defekt. Vorn kurzer
Schlitz. Auf der linken Seite der Brust befindet

sich ein runder Messingknopf mit geperltem Rand
und unten abgerundetem Schild, darauf ein ver-
wischtes Wappen, wahrscheinlich das Nürnbergs
als Beschauzeichen, darum Umschrift in gotischen
Majuskeln: STAT . ■. NVRMBERG, darunter
hängt ein nicht zugehöriger mit dem österreichischen
Bindenschild bemalter Kupferschild des XVII.
Jahrhunderts. Länge des Panzerhemds 82 cm,
Breite bei ausgespreizten Ärmeln 158 cm. Her-
kunft: der wahrscheinlichen Tradition nach Panzer-
hemd Herzog Leopolds, 1386 bei Sempach ge-
fallen. 1744 dem Zeughaus Luzern überlassen
aus dem Besitz der Familie Feer, in diesem seit
1629 nachweisbar. Zwei Holztafeln, Kartouchen,
erinnern daran durch folgende Inschrift: „Tit. hr.
Frantz Bernard und Leopold Christof! Feer Zwing-

Abb. 11


Visier einer Beckenhaube aus dem Kanton Solothurn.
'14. Jahrhundert, 2. Hälfte.
Original, Schweizer. Landesmuseum Zürich
her zu Emen u. Her zu Budisholz haben diesen
Pantzer von Hertzog Leopold verehrt“. Herkunft:
Nürnberg. XIV. Jahrh., II. Hälfte. (Siehe Abbild.
Tafel No. 26.)“
Über Einzelheiten vergleiche man die Probe
vom Panzergeflecht, die Schnalle und den Knopf
mit der Inschrift. (Abb. 3.)
Weitere Literatur über dieses Panzerhemd
findet sich gesammelt in dem mit peinlicher
wissenschaftlicher Forscherarbeit zusammenge-
tragenen Buche: „Die Schlacht bei Sempach, Ge-
denkbuch zur fünften Säkularfeier, im Aufträge
des h. Regierungsrates des Kantons Luzern, ver-
fafst von Dr. Theodor von Lieben au, Staatsar-
chivar, Luzern 1886“ (S. 401/02).
Unter den österreichischen Trophäen werden
in erster Linie die Waffen Herzog Leopolds
aufgeführt: „Das Panzerhemd Herzog Leopolds-
 
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