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Verein für Historische Waffenkunde [Editor]; Verein für Historische Waffenkunde [Contr.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 6.1912-1914

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7. Heft
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Stöcklein, Hans: Zur Geschichte der Münchner Gewehrkammer, zugleich Einiges über Katalogisierung
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https://doi.org/10.11588/diglit.39948#0267

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7. HEFT

HANS STÖCKLEIN, ZUR GESCHICHTE DER MÜNCHNER GEWEHRKAMMER usw.

247

Material in ungeahnter Weise vermehrten2 * * 5 3). Ich
habe vor, an dieser Stelle nächstens die, den
veralteten Katalog von Robert ergänzenden Er-
gebnisse zu publizieren. Auf einen bedauerlichen
Mangel, der sich leider bei den meisten Katalogen
sehr fühlbar macht, möchte ich aber gleich jetzt
schon hin weisen. Es ist einesteils der Mangel an
reproduzierten Marken. Wenn so oft die Geld-
frage hier geltend gemacht wird, so liegt meistens
eine falsche Ökonomie vor. Es ist absolut nicht nötig,
alle Marken abzubilden, denn Marken, welche
bereits in einem der bekannten Führer wie Dres-
den, Madrid usw. festgelegt sind, brauchen nicht
immer wieder abgebildet zu werden. Es würde
vollständig genügen, darauf hinzuweisen, im üb-
rigen aber womöglich alle unpublizierten oder
schlecht abgebildeten Marken zu bringen. Sehr
wichtig und leider meist gar nicht berücksichtigt
sind die Eigentumsmarken und alten Inventar-
nummern, die sich auf Waffen finden. Dafür sei
mir gestattet gleich ein schlagendes Beispiel an-
zuführen :
Bei der Durchsicht der Gewehre des Musee
d’Artillerie und Aufnahme der Marken usw. fand
ich des öfteren das Monogramm:
das ich mir genau abzeichnete, und \ |-Lf
auch auf den gleichen Gewehren >UJ X
alte Inventarnummern.
Die Lösung fand sich zufällig bei einem Ge-
wehre des gleichen Museums. Dieses (M 581)
trug aufser dem Monogramm auf dem Kolben
noch das Wappen mit dem vollen Namen des
Leopold Freiherr von Hohenhausen. Eine Durch-
sicht meines Zettelkataloges unter den Mono-
grammen ergab folgende Liste von Gewehren
mit obigem Monogramm:
1. Radschlofsbüchse, Lauf von Bart. Schachner in
Insbruck, Schlofs graviert von Joh. Christ.
Stengl (in) in München. M 290. Mus. d’Art.
Paris.
2. Steinschlofsgewehr, Lauf von Mathias Bacza-
Madrid. Am Abzugsbügel: Nr. 71. M 551.
Mus. d’Art. Paris.
3. Steinschlofsgewehr, am Kolben mit Wappen
und Namen des Leopold Freiherr von Hohen-
hausen. Nr. 97. M 581. Mus. d’Art. Paris.
4. Windbüchse mit Nr.86. Mi568 Mus. d’Art.Paris.
5. Steinschlofsflinte. AD 9444 Zeugh. Berhn.
6. Steinschlofspistole von Armand Bongarde. VI
305 Ars. Woolwich.
7. Steinschlofspistole von Th. Clett. mit Nr. 88.
VI 394 Ars. Woolwich.
2) Meine Sammlung von Waffenschmieden ist bereits
auf über 6500 Meister (Plattner, Klingenschmiede, Messer-
schmiede, Büchsenmacher, Geschützgiefser, Goldschmiede
und entwerfende Künstler) angewachsen.

Wir haben hier also die Büchsenkammermarke
des Freiherrn von Hohenhausen vor uns und
können weiter schliefsen, dafs diese Büchsen-
kammer mindestens 97 Nummern gehabt haben
mufs. Was die Persönlichkeit betrifft, so kommt
offenbar hier der Freiherr Leopold Maximilian
von Hohenhausen in Betracht. Er war Kämmerer
des Kurfürsten von der Pfalz, Geheimer Staats-
rat, Generalfeldzeugmeister in der unterpfälzischen
Provinz, kommandierender General-Gouverneur
der Residenzstadt Mannheim und Präsident der
Akademie der Wissenschaften, geboren am
13. April 1708 und f am 6. Dezember 1783. Im
Katalog der Sammlung Graimberg8) findet sich
unter Nr. 1824 eine Bleiplatte, offenbar aus seinem
Grabe stammend (Kapuzinerkirche in Mannheim),
unter Nr. 3587 sein Porträt, gemalt von Heinrich
Karl Brandt, und unter Nr. 2040 sein Degen.
Letzterer trägt in einem Schilde den Namen
Leopold Freyherr von Hohenhausen und ein
Band mit der Devise: LANEAM FERT VIRT
HONORIS4). Die Anfangsbuchstaben der Devise
LFVH entsprachen auch denen seines Namens
und der Büchsenkammermarke.
Ich könnte noch einige Beispiele bringen,
wollte aber hier zunächst nur die Wichtigkeit
dieser meist übersehenen Monogramme beweisen.
Eine andere ebenfalls in Paris gemachte Beob-
achtung betrifft die Inschriften und Nummern,
welche sich oft auf der Innenseite des Schub-
deckels der Kolbenlade an Radschlofsbüchsen
und Tschinken finden. Um unter den vielen
Funden nur einige herauszugreifen, nehmen wir
die Radschlofsbüchse M 211 her. Im Schub-
deckel ist mit Tinte eingetragen:
„Aa 89, durchgebutz v. Darmsteter Carlsberg 1786.“
M 249 trägt folgende Inschrift:
„Aa 130 wurde auf Careisberg durchgeschmerchelt
(geschmirgelt) 1786 durch Wollondier Oster-
feld, ein Darmstetter.“
M 257: „Aa 25 aus dem rost auf Careisberg ge-
schmerchelt 1786.“
Carlsberg war das prächtige, vom Herzog
Karl August II. von Zweibrücken erbaute Schlofs
bei Zweibrücken, das 1793 von der französischen
Revolutionsarmee dem Boden gleich gemacht
wurde, nachdem der gröfste Teil der Kunst-
schätze glücklicherweise nach Mannheim gerettet

3) Des Prof. Dr. Thom. Alfr. Leger erklärendes Ver-
zeichnis der Denkmäler in der Graimbergischen Altertümer-
sammlung des Heidelberger Schlosses. Herausgegeben
von Karl von Graimberg. Heidelberg 1838.
4) Soll wohl heifsen LANCEAM FERT VIRTVS
HONORIS. Die Tugend trägt den Speer der Ehre.
 
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