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GESSLER, DIE ENTWICKLUNG DES „SCHWEIZERSÄBELS“ IM 16. BIS INS 17.JAHRH. VI. BAND
Eia ziemlich seltener Fall ist die Erhaltung
der Scheide samt dem dazugehörigen Bandelier;
sie besteht aus einem hölzernen, mit schwarzem
Leder überzogenen Kern, daran sind Mundblech
und Stiefel, sowie drei weitere messingeneScheiden-
beschläge angebracht, welche zum Teil durch-
brochen sind, sie sind mit Blumen und Rankenwerk
Abb. 35. Der Säbel der Vorstadtgesellschaft zum Rupf in
Basel nebst zugehöriger Scheide und Gurt, um 1600
Historisches Museum Basel
graviert; am Mundblech befindet sich ein Anhänge-
haken. Der Leibgurt aus gelbem Leder zeigt ein-
fache Messinggarnitur (Abb. 3 5). Bei diesem Säbel
Die Schweizersäbel-Klingen mit Blutrinnen
zeigen alle Meistermarken oder Beschauzeichen,
welche italienischen bezw. mailändischen Ursprungs
sind; von welchen Meistern sie verfertigt wurden,
wissen wir nicht. Der Handelsverkehr der Schweiz
mit Oberitalien war im 16. Jahrhundert sehr grofs.
Ob nun diese leichteren Klingen mit den Blutrinnen
am Rücken nicht wie die früheren mit dem Hohl-
schliff, welche meist aus Passau oder München
kamen, in Deutschland hergestellt werden konnten
und deshalb aus Italien bezogen wurden, bleibe
dahingestellt; sicher ist, dafs keine Klinge mit dem
breiten Hohlschliff des ersten Typus des Schwei-
zersäbels eine aufserdeutsche Marke auf weist.
Sowie die Klinge wieder zur alten Form zurück-
kehrt, auch unter Beibehaltung der Griffform des
zweiten Typs, erscheinen wieder Münchner Klingen;
man vergleiche den Säbel der Basler Vorstadt-
gesellschaft zum Rupf.
Zum Schlufs seien an dieser Stelle noch einige
Tierkopfknäufe, welche sich im Schweizerischen
Landesmuseum befinden, angeführt. Sie bilden
leider nur die Überreste von Schweizersäbeln;
aufser den Knäufen, die in der Folgezeit meist
als Gewichte für Schnellwagen Verwendung ge-
funden haben, hat sich nichts mehr erhalten. Die
Stücke stammen alle aus der Schweiz, sie sind
in die zweite Hälfte des 16. und in den Anfang
des 17. Jahrhunderts zu setzen. Man vergleiche
ferner die Tierkopfknäufe der Sammlung von
Schwerzenbach (Forrer, Schwerter und Schwert-
knäufe der Sammlung von Schwerzenbach, Leipzig
1905, S. 49 und Tafel XXXVIII und XXXIX).“
(Abb. 36.)
III. Schweizersäbel im Ausland.
Mit den geschilderten Säbeln in den schweize-
rischen Sammlungen dürften die bedeutendsten
Stücke bis um 1600 ihre Würdigung gefunden
haben. Wenige in schweizerischen Privatsamm-
Abb. 36. Säbelknäufe, zweite Hälfte 16. Jahrhundert. — Anfang. 17. JahrhundertJaus der Schweiz
Schweizerisches Landesmuseum
sehen wir keine Klinge mit Blutrinnnen mehr, die
Form nähert sich wieder dem ersten Typus der
Schweizersäbelklinge; aus dieser entstand dann
die des schon in der ersten Hälfte des 17. Jahr-
hunderts aufgekommenen „Schwedensäbels“, so-
fern nicht orientalische Einsflüsse mitspielen.
lungen verborgene waren dem Verfasser nicht zu-
gänglich, leider konnten von einzelnen, allerdings
nicht sehr wichtigen Exemplaren keine Abbildungen
und Beschreibungen beigebracht werden. Die noch
sonst in der Schweiz erhaltenen Säbel der obigen Art
bringen zu dem schon Besprochenen nichts Neues.
GESSLER, DIE ENTWICKLUNG DES „SCHWEIZERSÄBELS“ IM 16. BIS INS 17.JAHRH. VI. BAND
Eia ziemlich seltener Fall ist die Erhaltung
der Scheide samt dem dazugehörigen Bandelier;
sie besteht aus einem hölzernen, mit schwarzem
Leder überzogenen Kern, daran sind Mundblech
und Stiefel, sowie drei weitere messingeneScheiden-
beschläge angebracht, welche zum Teil durch-
brochen sind, sie sind mit Blumen und Rankenwerk
Abb. 35. Der Säbel der Vorstadtgesellschaft zum Rupf in
Basel nebst zugehöriger Scheide und Gurt, um 1600
Historisches Museum Basel
graviert; am Mundblech befindet sich ein Anhänge-
haken. Der Leibgurt aus gelbem Leder zeigt ein-
fache Messinggarnitur (Abb. 3 5). Bei diesem Säbel
Die Schweizersäbel-Klingen mit Blutrinnen
zeigen alle Meistermarken oder Beschauzeichen,
welche italienischen bezw. mailändischen Ursprungs
sind; von welchen Meistern sie verfertigt wurden,
wissen wir nicht. Der Handelsverkehr der Schweiz
mit Oberitalien war im 16. Jahrhundert sehr grofs.
Ob nun diese leichteren Klingen mit den Blutrinnen
am Rücken nicht wie die früheren mit dem Hohl-
schliff, welche meist aus Passau oder München
kamen, in Deutschland hergestellt werden konnten
und deshalb aus Italien bezogen wurden, bleibe
dahingestellt; sicher ist, dafs keine Klinge mit dem
breiten Hohlschliff des ersten Typus des Schwei-
zersäbels eine aufserdeutsche Marke auf weist.
Sowie die Klinge wieder zur alten Form zurück-
kehrt, auch unter Beibehaltung der Griffform des
zweiten Typs, erscheinen wieder Münchner Klingen;
man vergleiche den Säbel der Basler Vorstadt-
gesellschaft zum Rupf.
Zum Schlufs seien an dieser Stelle noch einige
Tierkopfknäufe, welche sich im Schweizerischen
Landesmuseum befinden, angeführt. Sie bilden
leider nur die Überreste von Schweizersäbeln;
aufser den Knäufen, die in der Folgezeit meist
als Gewichte für Schnellwagen Verwendung ge-
funden haben, hat sich nichts mehr erhalten. Die
Stücke stammen alle aus der Schweiz, sie sind
in die zweite Hälfte des 16. und in den Anfang
des 17. Jahrhunderts zu setzen. Man vergleiche
ferner die Tierkopfknäufe der Sammlung von
Schwerzenbach (Forrer, Schwerter und Schwert-
knäufe der Sammlung von Schwerzenbach, Leipzig
1905, S. 49 und Tafel XXXVIII und XXXIX).“
(Abb. 36.)
III. Schweizersäbel im Ausland.
Mit den geschilderten Säbeln in den schweize-
rischen Sammlungen dürften die bedeutendsten
Stücke bis um 1600 ihre Würdigung gefunden
haben. Wenige in schweizerischen Privatsamm-
Abb. 36. Säbelknäufe, zweite Hälfte 16. Jahrhundert. — Anfang. 17. JahrhundertJaus der Schweiz
Schweizerisches Landesmuseum
sehen wir keine Klinge mit Blutrinnnen mehr, die
Form nähert sich wieder dem ersten Typus der
Schweizersäbelklinge; aus dieser entstand dann
die des schon in der ersten Hälfte des 17. Jahr-
hunderts aufgekommenen „Schwedensäbels“, so-
fern nicht orientalische Einsflüsse mitspielen.
lungen verborgene waren dem Verfasser nicht zu-
gänglich, leider konnten von einzelnen, allerdings
nicht sehr wichtigen Exemplaren keine Abbildungen
und Beschreibungen beigebracht werden. Die noch
sonst in der Schweiz erhaltenen Säbel der obigen Art
bringen zu dem schon Besprochenen nichts Neues.