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R. BOHLMANN, DIE BRAUNSCHWEIG. WAFFEN AUF SCHLOSS BLANKENBURG VI. BAND
von Rantzau zu deuten, dürfte jedenfalls nicht
mehr angängig sein.
Auf die Verwandtschaft des schönen unvoll-
ständigen Harnischs Nr. 73 und des Rückens von
Nr. 75 (bei Diener-Schönberg) auf der Wartburg
mit unseren besten Stücken sei noch hingewiesen,
ebenso auf den bei Gurlitt unter Nr. 9 beschriebenen
Rücken mit „HANS • HO VN“ (beim Verfasser).
Auch im Zeughaus zu Berlin wurde neuerdings
Abb. 34. Harnisch 10
ein halber Harnisch zusammengestellt (Nr. 127),
der fraglos unseren Braunschweigischen ganz nahe
steht und so werden sich höchstwahrscheinlich
anderswo — namentlich in England und Paris —
noch Harnische oder Teile davon finden, die zu
unserer Gruppe gehören.
Es dürfte nun an der Zeit sein, die Hochzeits-
harnische selbst zu betrachten. Nr. 6 ist fast so
grofs wie Nr. 5, miti,05 m Gürtelweite. Der Helm,
Brust und Rücken sind zusammengehörig.Kragen,
Spangröls und Armzeuge von einem anderen Har-
nisch aus dieser Reihe. Geschlossene Armzeuge,
kleine Muscheln. Die grossen Schöfse sind von
einem schlichten Harnisch. Die Atzung ist etwas
flach, die Zeichnung derselben aber meisterlich.
Die Borden sind mitMauresken in der Art Flötners
geziert, der hohe Kamm des Helms (Abb. 21),
beiderseits mit der gleichen Darstellung, ge-
schmückt: vor einem Zelte sitzt mit gespreitzten
Beinen ein Faun und hält mit gestreckten Armen
Bratspiefse, auf denen ein grofser Vogel und ein
Abb. 35. Harnisch 11
gespickter Braten stecken, über Flammen, die
hinter dem Zelte aufsteigen. Von rechts und links
kommen auf Fabeltieren Vermummte geritten, die
eine Fackel unter den Braten halten und sich mit
dem Mantel scheinbar die Nasen zuhalten. Ein
grofser Vogel sucht von dem Braten etwas zu
rauben. Vielleicht findet einer der Leser eine Deu-
tung. Die Seitenstreifen enthalten liegende nackte
Männer, die sich an einen Zierschild mit Löwen-
maske anlehnen. Die Brust (Abb. 22) zeigt im
oberen Abschnitt links (vom Beschauer aus) die
Erschaffung Evas und rechts den Sündenfall. Im
R. BOHLMANN, DIE BRAUNSCHWEIG. WAFFEN AUF SCHLOSS BLANKENBURG VI. BAND
von Rantzau zu deuten, dürfte jedenfalls nicht
mehr angängig sein.
Auf die Verwandtschaft des schönen unvoll-
ständigen Harnischs Nr. 73 und des Rückens von
Nr. 75 (bei Diener-Schönberg) auf der Wartburg
mit unseren besten Stücken sei noch hingewiesen,
ebenso auf den bei Gurlitt unter Nr. 9 beschriebenen
Rücken mit „HANS • HO VN“ (beim Verfasser).
Auch im Zeughaus zu Berlin wurde neuerdings
Abb. 34. Harnisch 10
ein halber Harnisch zusammengestellt (Nr. 127),
der fraglos unseren Braunschweigischen ganz nahe
steht und so werden sich höchstwahrscheinlich
anderswo — namentlich in England und Paris —
noch Harnische oder Teile davon finden, die zu
unserer Gruppe gehören.
Es dürfte nun an der Zeit sein, die Hochzeits-
harnische selbst zu betrachten. Nr. 6 ist fast so
grofs wie Nr. 5, miti,05 m Gürtelweite. Der Helm,
Brust und Rücken sind zusammengehörig.Kragen,
Spangröls und Armzeuge von einem anderen Har-
nisch aus dieser Reihe. Geschlossene Armzeuge,
kleine Muscheln. Die grossen Schöfse sind von
einem schlichten Harnisch. Die Atzung ist etwas
flach, die Zeichnung derselben aber meisterlich.
Die Borden sind mitMauresken in der Art Flötners
geziert, der hohe Kamm des Helms (Abb. 21),
beiderseits mit der gleichen Darstellung, ge-
schmückt: vor einem Zelte sitzt mit gespreitzten
Beinen ein Faun und hält mit gestreckten Armen
Bratspiefse, auf denen ein grofser Vogel und ein
Abb. 35. Harnisch 11
gespickter Braten stecken, über Flammen, die
hinter dem Zelte aufsteigen. Von rechts und links
kommen auf Fabeltieren Vermummte geritten, die
eine Fackel unter den Braten halten und sich mit
dem Mantel scheinbar die Nasen zuhalten. Ein
grofser Vogel sucht von dem Braten etwas zu
rauben. Vielleicht findet einer der Leser eine Deu-
tung. Die Seitenstreifen enthalten liegende nackte
Männer, die sich an einen Zierschild mit Löwen-
maske anlehnen. Die Brust (Abb. 22) zeigt im
oberen Abschnitt links (vom Beschauer aus) die
Erschaffung Evas und rechts den Sündenfall. Im