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R. FORRER, ZUM KAPITEL DER DOLCHGRAFFITI AN KIRCHEN
VI. BAND
und naht und tag in Iren Herbergen sint
und nit unfsere burger sint. Und sullen dz
rügen Meister und Rat und die Hantwerk
meister gemeinlich unfserm stette Schriber by
dem eide. In wellichs mannes oder frowenhüse
sü sint, sü sint würte oder nit, geste kommen
mit langen messern. Die sullent In sagen,
dz sü Ire messer abelegen. Deten sü des
nit züstunt, so sullent sü sü und Ire pferde
ufsslagen und sullent In selber, noch Iren pfer-
den weder zeessende noch zetrincker.de geben.
Und wer dz überfür dz er das messer niht hies
Mafsen in Fig. A verkleinert bei. Dazu ist noch
zu bemerken:
Auch dieses Mals ist wie die Schlettstädter
vertieft, und zwar in Mannesreichhöhe in den
roten Sandstein sorgfältig eingemeifselt. Gegen-
über den Schlettstädter Dolchmafsen ist das
Hagenauer insofern von noch präziserer Ausge-
staltung, als an der Dolchspitze und bei der Parier-
stange je eine ®/4 cm starke eiserne Zunge ein-
gesetzt ist, die über die Mauerlinie vorspringt
und ersichtlich den Zweck hatte, einen ganz ge-
nauen Mefsansatz zu ermöglichen, sowie jedem
a
CU12jl iw» w'W”’
-v*.. j-(.udn .
CW\ '•Le/i
y*. LZ.
Fig. A. Dolchmafse und andere Längenmafse an der St. Georgskirche
zu Hagenau i. Eis.
a. Das Dolchmafs von Fig. c gröfser dargestellt
b. Die Mafse nach der linken Pfeilerseite
c. Die Mafse an der Frontseite des Pfeilers, dabei rechts das Dolchmafs
abelegen und die parsonen und Ire pfert nit
usser sinere gewalt dete gon, der bessert von
Jeder personen VI ß. jj.
Item were dz Jenem angriffen wurde von
eines langen messers wegen, wil der sweren
dz er umb dis vorgeschriben gebott nit wisse,
so sol es lidig sien. (fol. XVIII a.).
Dazu bemerken Han auer und Kiele: „Dieses
Zeichen, sowie jene verschiedenen Mafse sind
heute noch auswendig an der St. Georgskirche,
an der zweiten Widerlage von der Sakristei ab
eingemeifselt.“
Ich bin daraufhin nach Hagenau gefahren,
um mir auch dieses Dolchmafs zu facsimilieren
und füge hier dieses nebst den benachbarten
Mifsbrauch des Mafses durch nachträgliches Ver-
längern des Steinbildes vorzubeugen. Sollte ein
Dolch auf seine Länge nachgemessen werden,
so stellte man die Spitze auf die untere Metall-
zunge und wenn nun das Klingenende am Griff
die obere Metallzunge überstieg, war der Träger
als straffällig erwiesen. Da nur das Klingen-
mafs in der angedeuteten Weise durch Metall
präzisiert ist, war allem Anschein nach nur die
Länge der Klinge genau vorgeschrieben,
während man es für die Länge des Griffes weniger
streng gehalten zu haben scheint. Damit harmo-
niert die mehr nur andeutungsweise Einzeichnung
der Griffzunge bei dem Schlettstädter Dolchmafs
Fig. 6 S. 240. Hier wird man dem Verfertiger
R. FORRER, ZUM KAPITEL DER DOLCHGRAFFITI AN KIRCHEN
VI. BAND
und naht und tag in Iren Herbergen sint
und nit unfsere burger sint. Und sullen dz
rügen Meister und Rat und die Hantwerk
meister gemeinlich unfserm stette Schriber by
dem eide. In wellichs mannes oder frowenhüse
sü sint, sü sint würte oder nit, geste kommen
mit langen messern. Die sullent In sagen,
dz sü Ire messer abelegen. Deten sü des
nit züstunt, so sullent sü sü und Ire pferde
ufsslagen und sullent In selber, noch Iren pfer-
den weder zeessende noch zetrincker.de geben.
Und wer dz überfür dz er das messer niht hies
Mafsen in Fig. A verkleinert bei. Dazu ist noch
zu bemerken:
Auch dieses Mals ist wie die Schlettstädter
vertieft, und zwar in Mannesreichhöhe in den
roten Sandstein sorgfältig eingemeifselt. Gegen-
über den Schlettstädter Dolchmafsen ist das
Hagenauer insofern von noch präziserer Ausge-
staltung, als an der Dolchspitze und bei der Parier-
stange je eine ®/4 cm starke eiserne Zunge ein-
gesetzt ist, die über die Mauerlinie vorspringt
und ersichtlich den Zweck hatte, einen ganz ge-
nauen Mefsansatz zu ermöglichen, sowie jedem
a
CU12jl iw» w'W”’
-v*.. j-(.udn .
CW\ '•Le/i
y*. LZ.
Fig. A. Dolchmafse und andere Längenmafse an der St. Georgskirche
zu Hagenau i. Eis.
a. Das Dolchmafs von Fig. c gröfser dargestellt
b. Die Mafse nach der linken Pfeilerseite
c. Die Mafse an der Frontseite des Pfeilers, dabei rechts das Dolchmafs
abelegen und die parsonen und Ire pfert nit
usser sinere gewalt dete gon, der bessert von
Jeder personen VI ß. jj.
Item were dz Jenem angriffen wurde von
eines langen messers wegen, wil der sweren
dz er umb dis vorgeschriben gebott nit wisse,
so sol es lidig sien. (fol. XVIII a.).
Dazu bemerken Han auer und Kiele: „Dieses
Zeichen, sowie jene verschiedenen Mafse sind
heute noch auswendig an der St. Georgskirche,
an der zweiten Widerlage von der Sakristei ab
eingemeifselt.“
Ich bin daraufhin nach Hagenau gefahren,
um mir auch dieses Dolchmafs zu facsimilieren
und füge hier dieses nebst den benachbarten
Mifsbrauch des Mafses durch nachträgliches Ver-
längern des Steinbildes vorzubeugen. Sollte ein
Dolch auf seine Länge nachgemessen werden,
so stellte man die Spitze auf die untere Metall-
zunge und wenn nun das Klingenende am Griff
die obere Metallzunge überstieg, war der Träger
als straffällig erwiesen. Da nur das Klingen-
mafs in der angedeuteten Weise durch Metall
präzisiert ist, war allem Anschein nach nur die
Länge der Klinge genau vorgeschrieben,
während man es für die Länge des Griffes weniger
streng gehalten zu haben scheint. Damit harmo-
niert die mehr nur andeutungsweise Einzeichnung
der Griffzunge bei dem Schlettstädter Dolchmafs
Fig. 6 S. 240. Hier wird man dem Verfertiger