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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 6.1912-1914

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11. Heft
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Fachnotizen
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https://doi.org/10.11588/diglit.39948#0414

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394

FACHNOTIZEN

VI. BAND

bedachung, welche zum Verhüten desNafswerdens
des aufgeschütteten Zündlochpulvers dienen. Beim
Anfang des Lafettenschwanzes zwischen den Wän-
den befand sich ehemals ein Kästchen mit auf-
klappbarem Deckel zur Aufbewahrung für die
Kugeln; davon sind das Scharnier, die Bänder
sowie ein Deckelstück noch erhalten. Am eisen-
beschlagenen Schwanz sehen wir einen Eisen-
pflock mit Griff zur Befestigung der Lafette ander
Protze.
Die ganze Lafette war ehemals in den Stadt-
farben von Stein, blau und rot, bemalt; die Rän-
der nebst den Speichen rot, die Radnaben blau,
dann die Wände aufsen rot, innen blau, die Be-
schläge rot.
Gesamtlänge 262 cm.
Länge des vorderen Teils 135 cm,
„ „ Schwanzes 127 cm,
Breite vorn 23,5 cm,
„ in der Mitte 27,5 cm,
„ am Schwanz 26,3 cm,
Breite der Wände vorn 6,5 cm,
Höhe der Achse 36,5 cm,
Länge „ „ 108 cm,
Höhe der Räder 75 cm
Länge der Naben 30,5 cm.
Das interessante Stück stand ehemals auf dem
die Stadt überragenden Schlosse Hohenklingen.
Leider war es mir nicht möglich, über die Her-
kunft des Geschützes etwas Näheres zu erfahren,
auch der Giefser konnte nicht mit Sicherheit aus-
findig gemacht werden. Der Pfeil neben dem
Zündloch ist wahrscheinlich die Giefsermarke der
Füfslischen Gufswerkstättein Zürich. Die berühmte
Giefserfamilie führte den Pfeil als Meistermarke,
jedoch sind diese Pfeile, wie wir sie auf noch er-
haltenen Geschützen des 17. Jahrhunderts finden,
von diesem auf dem Steinerrohr von 1526 ab-
weichend. Auf den beiden stummen Schilden war
jedenfalls einst das Stadtwappen angebracht ge-
wesen.
Das Falkonet von Stein am Rhein ist das
früheste völlig erhaltene Stück aus dem 16. Jahr-
hundert, welches auf unsere Zeit gekommen ist,
ähnlich oder gleich haben wir uns die leichte
Artillerie der Eidgenossen in den Mailänderfeld-
zügen zu denken. Das Städtlein Stein mit der
dazu gehörigen Burg Hohenklingen hatte sich
schon 1459 mit der Stadt Zürich verbündet und
begab sich am Ende des 15. Jahrhunderts voll-
ständig in den Schutz dieser Stadt. Es wäre also
nicht ausgeschlossen, dafs dieses Falkonet von
Zürich nach Stein geschafft worden wäre, Rohre
mit dem Gufsdatum 1526 sind im Züricher Zeug-
haus vorhanden gewesen. Aus den Inventaren
wissen wir, dafs sowohl im Amthaus als auch im

Kloster zu Stein im 17. Jahrhundert Falkonete in
Stellung gebracht waren, welche aus dem Zeug-
haus in Zürich ausgegeben waren.
Dr. E. A. Gefsler, Zürich.
Zwei Prunkschwerter aus dem 16. Jahrhun-
dert. Den Ausführungen des mit E. H. gezeich-
neten Artikels in Band VI Heft 7 S. 252 schliefse ich
mich gerne an und bin hierfür dankbar, dagegen
kann ich mich zu den Erklärungen der eingeschla-
genen Buchstaben auf meinem Prunkdegen durch
Herrn Dr. Stöcklein absolut nicht bekennen, so
gerne ich auch möchte, da ja das Stück als nach-
gewiesene Arbeit des Andreas Munsten nur an
Wert gewinnen würde.
Jedenfalls müfste dieser Munsten ein sehr ka-
priziöser Herr gewesen sein, insofern er den Buch-
staben „E“ seines Namens eine solche Abneigung
entgegenbrachte, dafs er ihn einfach unterschlug
und durch eine verhältnismäfsig ziemlich Raum in
Anspruch nehmende Ziergravierung (Zierschnörkel)
ersetzte. Seine Vaterstadt Solingen hat er an-
scheinend auch wenig geachtet, da er ihr nicht
mehr gönnte, als das an den Buchstaben N an-
gehängte S. Eine derartige Eigentümlichkeit der
Solinger Meister, das E in ihren Namen wegzu-
lassen, kann als solche nicht bestanden haben,
denn die Wifsberg, Klein, Koller, deren Klingen
vielfach in den Münchner Waffensammlungen ver-
treten sind, gestatten sich diese Unterschlagung
nicht, sie schrieben ihren Namen glatt aus, ver-
zichten auch durchwegs auf das angehängte S,
bringen aber, wo sie bestand, die Firmenmarke
an. Warum dieser Andreas Munsten sein Zeichen,
den „Wilden Mann“ oder den „Wolf“, den er zu-
weilen führte, just auf meinem Degen wegliefs,
fehlt in den Erklärungen des Herrn Dr. Stöcklein.
Völlig zurückweisen mufs ich aber die Deu-
tung der unteren Buchstabenlinie. Die Buch-
staben sind, wie die Abbildung ersehen läfst, deut-
lich geschlagen und völlig unversehrt und geben
zu keiner falschen Lesung Anlafs.
Ein Andreis, meint er, möchte sich daraus ent-
puppen. Gerade so gut könnte er sich einen Ab-
solon oder Abraham daraus entziffern. Was er
entziffert, ist lediglich ein ohne jeden Unter-
grund abgegebenes Urteil, zu dem er nicht
gekommen wäre, wenn er die Freundlichkeit ge-
habt hätte (er wohnt doch mit mir im gleichen
Stadtviertel) mich aufzusuchen und an Ort und
Stelle sich gewissenhaft über den Stand der Dinge
zu informieren.
Was ferner die Behauptung Dr. Stöckleins an-
belangt, dafs die Erklärung der Inschrift AHIB
als „Albrecht Herzog in Bayern“ schon aus dem
 
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