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HAUPTVERSAMMLUNGSBERICHT
VI. BAND
fang des 16. Jahrhunderts an, unter denen nament-
lich ein Paar vorzügliche Radschlofspistolen mit
Elfenbeineinlagen das allgemeine Interesse er-
regten. Aber auch die Prunksäle mit getäfelten
Decken, und eine reiche Bildergalerie alter hol-
ländischer Meister mit einem echten Rembrandt,
fanden allseitige Bewunderung. Aufrichtiger
Dank gebührt daher der Gräflichen Schlofsherr-
schaft, die in liebenswürdiger Weise trotz ihrer
derzeitigen Abwesenheit den Zutritt zu diesen
Sehenswürdigkeiten dem Verein gestattet hatte.
Hierauf erfolgte um 4 Uhr die Abfahrt mit
dem Dampfer Gustav Wasa nach dem idyllisch
in den Schären gelegenen Schlofs Näsby, dessen
Besitzer, Herr Direktor Carl Robert Lamm, die
Güte gehabt hatte, den Verein zu einem 5-Uhr-
Tee einzuladen. Nachdem die Mitglieder dort
von demSchlofsherrn und seiner Frau Gemahlin im
Kreise seiner Familie empfangen und zunächst
an einem opulenten Büffet in dem herrlichen
Parke mit der gröfsten Gastfreiheit bewirtet
waren, gab Herr Direktor Lamm ausführlich
Auskunft über die Historie des Schlosses. Hier-
nach stammt der alte Herrensitz Näsby bereits
aus dem 12. Jahrhundert, an dessen Stelle Graf
Per Larsson Sparre 1665 das jetzige Hauptge-
Sonnabend,
Dieser offiziell letzte Tag der Hauptversamm-
lung vereinigte um 10 Uhr vormittags die Mit-
glieder auf dem Vorplatze des Kgl. Artillerie-
museums, woselbst dessen derzeitiger Chef, Herr
Kapitän Kuylenstierna, nach Begrüfsung der Gäste
einen sehr interessanten historischen Überblick
über „die metallischen Trophäen des Schwedischen
Staates“ gab, die vor dem Eingang des Museums
in Gestalt einer überraschend grofsen Anzahl er-
oberter und reihenweise nach Nationalitäten ge-
ordneter Kanonenrohre eine der imposantesten
Sammlungen Europas darstellen. Neben den bei-
den ältesten Stücken, zwei Dänischen Schlangen
mit den Jahreszahlen 1542 und 1543 von der
Festung Varberg, erregte namentlich die sächsisch-
polnische Kriegsbeute von 25 prächtig ciselierten
Kanonen, die in der Schlacht bei Clissow (1702)
König August dem Starken abgenommen waren,
allgemeine Bewunderung, ebenso wie auch eine
Anzahl russischer Geschütze aus den Feldzügen
von 1790 resp. 1808/09 herrührend, und einige
französische Kanonen mit der Namenschiffre Na-
poleons I, eine Kriegsbeute aus der Schlacht bei
Leipzig (1813).
Unter der Führung der Herren Major Spak und
Kapitän Kuylenstierna schritt man hierauf zu einer
bäude nach Zeichnungen des Nicodemus Tessin
d. Ä. errichten liefs. Der 1731 von Johann August
Meyerfeit erweiterte Bau wurde 1897 durch eine
Feuersbrunst teilweise zerstört, aber 1904 von dem
jetzigen Besitzer wieder neu aufgebaut und zu
einem prächtigen Familienheime und Horte seiner
in langen Jahren gesammelten Kunstschätze um-
gewandelt. Wertvolle Brüsseler Gobelins und
altorientalische Teppiche, geschnitzte Möbel, ge-
füllt mit wunderbarem Silberzeug, eine stattliche
Galerie alter Bilder mit einem echten Van Dyck
und einem Romney, sowie ein eigener Anbaü für
die zahlreichen modernen Bilder, insbesondere aber
eine reichhaltige und systematisch geordnete
Sammlung europäischer und orientalischer Waffen
nahmen das Interesse der Besucher andauernd
in Anspruch. Dem Danke derselben für die freund-
liche Aufnahme und die bereiteten Genüsse gab
daher Herr Professor Montelius beredten Aus-
druck.
Die an diesen Besuch sich anschliefsende
weitere Rundfahrt in den berühmten Stockholmer
Schären, mit einem gemeinsamen Abendessen auf
dem Dampfer, liefs die Stimmung Aller aufs
höchste steigen und bildete den Abschlufs dieses
überaus genufsreichen Tages.
den 18. Juli
Besichtigung der aufserordentlich zahlreichen an-
deren Schätze an Kanonen, Fahnen und Uniformen
im Innern des Museums, deren mustergülitge Auf-
stellung und systematische Anordnung dem hervor-
ragenden organisatorischen Talente der beiden ge-
nannten Herren zu verdankenist. Aufserder berühm-
ten 1606 eroberten sog.Radziwillkanone und einem,
noch von der BelagerungWiens(i683)herrührenden
und ebenfalls bei Clissow (1702) eroberten tür-
kischen Prunkzelte, interessierte die Mitglieder
insbesondere auch ein dem Archiv des Museums
angehöriges illustriertes Werk von 1706—1714 in
drei grofsen Foliobänden. Dieses schöne Werk,
das in den ersten beiden Bänden die zum Teil
noch vorhandenen Trophäen Karls XII. aus den
Jahren 1700—1702 bzw. 1703—1706 darstellt, ent-
hält in seinem dritten Bande die Trophäen von
1598—1679 samt der Siegesbeute Stenbocks bei
Heisingsborg (1710), sowie Stiche von noch älteren
schwedischen Metallkanonen und Mörsern, so dafs
es mit seinen genauen Abbildungen von schwe-
dischen, deutschen, russischen, polnischen und
dänischen Artilleriestücken vom 16. Jahrhundert
an ein hochwichtiges Studienmaterial für alle
Waffenhistoriker bildet.
In dem Saale der Artilleriehochschule sprach
HAUPTVERSAMMLUNGSBERICHT
VI. BAND
fang des 16. Jahrhunderts an, unter denen nament-
lich ein Paar vorzügliche Radschlofspistolen mit
Elfenbeineinlagen das allgemeine Interesse er-
regten. Aber auch die Prunksäle mit getäfelten
Decken, und eine reiche Bildergalerie alter hol-
ländischer Meister mit einem echten Rembrandt,
fanden allseitige Bewunderung. Aufrichtiger
Dank gebührt daher der Gräflichen Schlofsherr-
schaft, die in liebenswürdiger Weise trotz ihrer
derzeitigen Abwesenheit den Zutritt zu diesen
Sehenswürdigkeiten dem Verein gestattet hatte.
Hierauf erfolgte um 4 Uhr die Abfahrt mit
dem Dampfer Gustav Wasa nach dem idyllisch
in den Schären gelegenen Schlofs Näsby, dessen
Besitzer, Herr Direktor Carl Robert Lamm, die
Güte gehabt hatte, den Verein zu einem 5-Uhr-
Tee einzuladen. Nachdem die Mitglieder dort
von demSchlofsherrn und seiner Frau Gemahlin im
Kreise seiner Familie empfangen und zunächst
an einem opulenten Büffet in dem herrlichen
Parke mit der gröfsten Gastfreiheit bewirtet
waren, gab Herr Direktor Lamm ausführlich
Auskunft über die Historie des Schlosses. Hier-
nach stammt der alte Herrensitz Näsby bereits
aus dem 12. Jahrhundert, an dessen Stelle Graf
Per Larsson Sparre 1665 das jetzige Hauptge-
Sonnabend,
Dieser offiziell letzte Tag der Hauptversamm-
lung vereinigte um 10 Uhr vormittags die Mit-
glieder auf dem Vorplatze des Kgl. Artillerie-
museums, woselbst dessen derzeitiger Chef, Herr
Kapitän Kuylenstierna, nach Begrüfsung der Gäste
einen sehr interessanten historischen Überblick
über „die metallischen Trophäen des Schwedischen
Staates“ gab, die vor dem Eingang des Museums
in Gestalt einer überraschend grofsen Anzahl er-
oberter und reihenweise nach Nationalitäten ge-
ordneter Kanonenrohre eine der imposantesten
Sammlungen Europas darstellen. Neben den bei-
den ältesten Stücken, zwei Dänischen Schlangen
mit den Jahreszahlen 1542 und 1543 von der
Festung Varberg, erregte namentlich die sächsisch-
polnische Kriegsbeute von 25 prächtig ciselierten
Kanonen, die in der Schlacht bei Clissow (1702)
König August dem Starken abgenommen waren,
allgemeine Bewunderung, ebenso wie auch eine
Anzahl russischer Geschütze aus den Feldzügen
von 1790 resp. 1808/09 herrührend, und einige
französische Kanonen mit der Namenschiffre Na-
poleons I, eine Kriegsbeute aus der Schlacht bei
Leipzig (1813).
Unter der Führung der Herren Major Spak und
Kapitän Kuylenstierna schritt man hierauf zu einer
bäude nach Zeichnungen des Nicodemus Tessin
d. Ä. errichten liefs. Der 1731 von Johann August
Meyerfeit erweiterte Bau wurde 1897 durch eine
Feuersbrunst teilweise zerstört, aber 1904 von dem
jetzigen Besitzer wieder neu aufgebaut und zu
einem prächtigen Familienheime und Horte seiner
in langen Jahren gesammelten Kunstschätze um-
gewandelt. Wertvolle Brüsseler Gobelins und
altorientalische Teppiche, geschnitzte Möbel, ge-
füllt mit wunderbarem Silberzeug, eine stattliche
Galerie alter Bilder mit einem echten Van Dyck
und einem Romney, sowie ein eigener Anbaü für
die zahlreichen modernen Bilder, insbesondere aber
eine reichhaltige und systematisch geordnete
Sammlung europäischer und orientalischer Waffen
nahmen das Interesse der Besucher andauernd
in Anspruch. Dem Danke derselben für die freund-
liche Aufnahme und die bereiteten Genüsse gab
daher Herr Professor Montelius beredten Aus-
druck.
Die an diesen Besuch sich anschliefsende
weitere Rundfahrt in den berühmten Stockholmer
Schären, mit einem gemeinsamen Abendessen auf
dem Dampfer, liefs die Stimmung Aller aufs
höchste steigen und bildete den Abschlufs dieses
überaus genufsreichen Tages.
den 18. Juli
Besichtigung der aufserordentlich zahlreichen an-
deren Schätze an Kanonen, Fahnen und Uniformen
im Innern des Museums, deren mustergülitge Auf-
stellung und systematische Anordnung dem hervor-
ragenden organisatorischen Talente der beiden ge-
nannten Herren zu verdankenist. Aufserder berühm-
ten 1606 eroberten sog.Radziwillkanone und einem,
noch von der BelagerungWiens(i683)herrührenden
und ebenfalls bei Clissow (1702) eroberten tür-
kischen Prunkzelte, interessierte die Mitglieder
insbesondere auch ein dem Archiv des Museums
angehöriges illustriertes Werk von 1706—1714 in
drei grofsen Foliobänden. Dieses schöne Werk,
das in den ersten beiden Bänden die zum Teil
noch vorhandenen Trophäen Karls XII. aus den
Jahren 1700—1702 bzw. 1703—1706 darstellt, ent-
hält in seinem dritten Bande die Trophäen von
1598—1679 samt der Siegesbeute Stenbocks bei
Heisingsborg (1710), sowie Stiche von noch älteren
schwedischen Metallkanonen und Mörsern, so dafs
es mit seinen genauen Abbildungen von schwe-
dischen, deutschen, russischen, polnischen und
dänischen Artilleriestücken vom 16. Jahrhundert
an ein hochwichtiges Studienmaterial für alle
Waffenhistoriker bildet.
In dem Saale der Artilleriehochschule sprach