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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 2,3): Die Bildnisse der römischen Kaiser: Von Pertinax bis Theodosius — Stuttgart u.a., 1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.1111#0016

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Pertinax.

vorgewölbter, in einzelne getrennte Spitzen auslaufender Bart. Der
ganze Kopf hat etwas vom Herculestypus und durch das Wilde
und Kräftige desselben unterscheidet er sich auch bestimmt von dem
seines (sonst ähnlichen) Nachfolgers Julianus.

Visconti (Pio Clem. VI. p. 213) macht einen Unterschied zwischen
den Grossbronzen, die zu Pertinax’ Lebzeiten geschlagen sind, und
denen, die ihn als Divus darstellen: auf den letzteren habe er ein
verschönertes und verjüngtes Aussehen, volleres und gelockteres
Haar und einen länger herabfallenden Bart. Ich will das Vor-
handensein einer derartigen Verschiedenheit im Allgemeinen nicht
in Abrede stellen. Aber ob dieselbe als beabsichtigt gelten darf,
und ob sie wirklich auf die Apotheose zurückzuführen, scheint mir
sehr fraglich. Denn eigentlich findet sie sich schon bei den Dar-
stellungen des lebenden Pertinax. Man vergleiche die zwei bei uns
abgebildeten Grossbronzen (Münztaf. I. 1. 2), welche beide aus
seiner Begierungszeit stammen, und von denen die zweite gegenüber
der ersten eine mindestens ebenso starke Idealisierung zeigt wie die
Consecrationsmiinze bei Lenormant (Iconogr. pl. 40. 7) gegenüber
der zweiten bei uns. Man wird also nur sagen können, dass die
paar nach seinem Tode geschlagenen Münzen sich in der Auffassung
des Pertinaxkopfes an den schon vorher bestehenden milderen Typus
anschliessen.

Neben den Münzen wird als Quelle für das Pertinaxbildnis
auch noch eine Gemme betrachtet, welche mit der Sammlung
Orleans nach Petersburg gekommen ist, und angeblich den Kopf
des Kaisers denen seiner Gemahlin und seines Sohnes gegenüber-
gestellt zeigt (vergrössert abg. bei Visconti-Mongez pl. 46. 1); zwi-
schen beiden eine Urne mit zwei Palmen. Von diesen Köpfen
scheint der weibliche durch die dahinter gesetzten Buchstaben TIT
deutlich als Titiana, die Gemahlin des Pertinax, bezeichnet. Weniger
deutlich der bärtige männliche durch die drei Anfangsbuchstaben
des Beinamens Mxaioc als Pertinax; denn dieser Beiname ist sonst
für ihn nicht überliefert und nimmt sich ohne Beifügung des Per-
sonennamens höchst seltsam aus. Ausserdem werden die drei da-
zwischen stehenden Worte KAÜE1MAEINA . XP (ooavJtva?). EAOTIA
auf die chrysanthinischen Spiele von Sardes gedeutet, welche die
Stadt nach dem Vorbild der capitolinischen in Born zu Ehren des
Helvius (Pertinax) und seiner Familie gefeiert habe h Die Köpfe
lassen sich nach der Abbildung bei Visconti-Mongez zur Not mit
den Münztypen des Pertinax und der Titiana vereinigen, obgleich S.

S. Belley in den Mem. de l’acad. des inscr. et belles lettres. T. XXYT.

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