Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 2,3): Die Bildnisse der römischen Kaiser: Von Pertinax bis Theodosius — Stuttgart u.a., 1894

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.1111#0015

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Pertinax.

(193.)


P. Helvius Pertinax, 126 in Ligurien geboren, von geringer
Herkunft, schwang sich durch sein militärisches Talent empor, und
stand sowohl unter Marc Aurel als unter Commodus mit kurzen
Unterbrechungen in hohen Ehren. Nach der Ermordung des letz-
teren (31. Dec. 192) wurde ihm das Kaisertum angeboten. Er gieng,
nicht ohne anfängliches Widerstreben, darauf ein, wurde aber schon
nach drei Monaten von den Prätorianern ermordet, weil er der bisherigen
elenden und verschwenderischen Verwaltung einen Damm setzen
wollte. Sein kurzes Kaisertum fiel in sein 67. Altersjahr. Di-
dius Julianus veranstaltete ihm ein feierliches Leichenbegängnis,
aber die Apotheose fand erst unter Septimius Severus statt.

Pertinax war ein wohlmeinender, von den besten Absichten
beseelter Regent, aber wie Galba seiner Zeit und den Verhältnissen
nicht gewachsen. — In Beziehung auf sein Aeusseres giebt ihm
Capitolinus ein ehrwürdiges Alter, einen langen Bart und gelocktes
Haar (reflexo capillo). Wohlbeleibtheit und eine hohe seiner Würde
angemessene Gestaltx, Malalas ausserdem eine gebogene Nase und,
im Widerspruch mit Capitolinus, schlichtes Haar 1 2.

Die Angaben des Malalas werden durch die Münzen entschieden
dementiert, wie es denn gleich hier ausgesprochen werden mag, dass
die ikonographischen Beschreibungen dieses Schriftstellers in den
meisten Fällen absolut wertlos sind. Bestätigt dagegen werden
durch die Münzen die von Capitolinus hervorgehobenen Züge, so-
wohl die Länge des Bartes und der krause Charakter des Haares,
als der ehrwürdige Ausdruck, der Milde und Thatkraft zu vereinigen
scheint. Daneben eine mässig hohe, durchfurchte, unterwärts etwas
vortretende Stirn, ein tiefliegendes Auge mit überhängendem Brauen-
muskel, eine kurze, fast klobige Stumpfnase, ein über das Kinn

1 Capit. Pert. 12.

2 Mal. XII. p. 290. 7.

Bernoulli, Ikonographie. II. 3.

1
 
Annotationen