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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 2,3): Die Bildnisse der römischen Kaiser: Von Pertinax bis Theodosius — Stuttgart u.a., 1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.1111#0109

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Julia Maesa.

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von hübschen, allerdings nicht sehr bedeutenden Zügen. Ob sie
unter sich die gleiche Person darstellen, ist zweifelhaft- jedenfalls
sind sie von der vorhin genannten Statue verschieden. Die Büste
im Mus. Chiaramonti erscheint als die ältere der beiden, mit leichtem
Ansatz zu einem Doppelkinn. Zu Soaemias will die steile Stirn
und die hohe Nasenlippe nicht ganz passen. Und im Allgemeinen
wird man ihre Bildnisse auch lieber unter denjenigen Köpfen suchen,
wo die Ohren von den Seitenhaaren bedeckt sind.

Die früher Soaemias genannte Berliner Büste Nr. 455 (un-
genügend abg. Krüger II. 5), mit hinten lang auf den Nacken
herabfallendem Haar, hat an den Münzen keinen Halt, wie denn
auch die Bezeichnung jetzt aufgegeben ist.

In der Sammlung des Capitols und des Louvre sind keine
dahin zielenden Deutungen aufgestellt worden.

Julia Maesa.

Julia Maesa, die Schwester der Julia Domna, aus Emesa in
Syrien, hatte den Julius Avitus geheiratet und ihm zwei Töchter
gebracht, Soaemias und Mamaea. Ihr Geburtsjahr ist unbekannt,
doch muss man ihr natürlich einige 30 Jahre mehr als ihrem 204
geborenen Grosssohn Elagabal geben. Bei ihrem Tode 223 war
sie also mindestens 50jährig. Ebensogut aber 60 oder gar noch
mehr; denn Mitte der siebziger Jahre des zweiten Jahrhunderts
war ihre Schwester Julia Domna bereits verheiratet und Maesa war
vielleicht nur wenig jünger als sie; schon hei der Thronbesteigung
des Elagabal (218) wird sie eine alte Erau genannt h Ihre Glanz-
zeit fällt in die letzten fünf Jahre ihres Lebens (als Kaiserin-Gross-
mutter) , so dass ihre Bildnisse durchaus den Matronencharakter
haben müssen. Dass es auch Darstellungen aus ihrer Jugend mag
gegeben haben, aus der Zeit, wo sie mit ihrer Schwester am Hof
des Septimius Severus war, ist allerdings nicht ausgeschlossen, die
zufällige Erhaltung von solchen aber so unwahrscheinlich als möglich.

Auch auf den Münzen hat sie viel mehr als Julia Domna ein
ältliches, zum Teil schon durch Kunzein (den Hahnentritt am Auge)
entstelltes Aussehen, eine gerade, die Stirn in gleicher Linie fort-
setzende Nase mit stark modelliertem Nasenbein, einen eher grossen
Mund, ein doppeltes, aber nicht sehr markiertes Kinn. Ihre Haar- 1

1 Herodian Y. 3.
 
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