Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 2,3): Die Bildnisse der römischen Kaiser: Von Pertinax bis Theodosius — Stuttgart u.a., 1894

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.1111#0029

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
15

Pescennius Niger.

Pescennius Niger.

(193-194).

Pescennius Niger, gebürtig aus Aquinum in Latium, war einer
der Gegenkaiser des Ididius Julianus, der in Syrien, wo er von
Commodus her Statthalter war, den Purpur annahm (193). Er wurde
sogleich im ganzen Orient, in Thrakien und Griechenland als Kaiser
anerkannt, mochte sieh aber von den Genüssen Antiochiens nicht
losreissen und gab so dem thatkräftigen Septimius Severus Zeit,
sich Italiens und Roms zu bemächtigen. Von diesem mit Krieg-
überzogen, wurde er in mehreren Schlachten besiegt und endlich
auf der Flucht in der Nähe des Euphrat getötet (194).

Pescennius Niger war eine plebejische Natur, aber ein tüch-
tiger Feldherr, beliebt bei Truppen und Volk, ebenso streng im
Dienst als lax ausserhalb desselben. Spartian1 schildert ihn fol-
gendermassen: „Er war schlank und schön von Gestalt und trug

das Haar anmutig in Locken zurückgescheitelt (capillo in verticem
ad (jratlam reflexo). Seine Stimme war volltönend . . . ., sein Ge-
sicht ehrwürdig (oris verecundi) und immer gerötet-, sein Nacken so
gebräunt, dass er davon, wie Viele sagen, den Namen Niger bekam.
An den übrigen Körperteilen war er weiss und zur Fettigkeit
neigend.“

Wie alt er geworden, erfahren wir nicht. Herodian 2 sagt nur,
er sei bei seiner Erhebung schon in vorgerückten Jahren gewesen-,
auch hatte er bereits mehrere erwachsene Söhne. Inwiefern damit
die Angabe des Capitolinus3 vereinbar, dass er jünger als Albinus
gewesen, der als Kaiser noch in kräftigem Alter stand, weiss
ich nicht. Auf den Münzen erscheint er wie Pertinax etwa als
Sechziger.

Durch eben diese wird übrigens auch die Zuverlässigkeit der
spartianischen Schilderung seines Aeusseren einigermassen in Frage
gestellt. Jedenfalls verbieten sie, das forma decorus auch auf sein
Gesicht zu übertragen. Denn hier tritt uns eher eine gemeine
Physiognomie entgegen mit steiler, durchfurchter Stirn, unedler,

1 Spart. Pesc. Nig. Cap. 6.

2 Herod. II. 7.

3 Capit. Alb. 7.
 
Annotationen