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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 2,3): Die Bildnisse der römischen Kaiser: Von Pertinax bis Theodosius — Stuttgart u.a., 1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.1111#0184

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Gallienus.

schrift besprochenen Büste in Florenz (G) von clem Namen Gallien
abgesehen werden. Dort weist höchstens der Bart auf ihn, die
Schädelbildung, die Augen mit den breit aufliegenden Lidern, die
dicke Nase, und das voll zum Hals abfallende Unterkinn sind nicht
gallienisch. Die Florentiner Büste hat zwar im Profil eine ent-
fernte Aehnlichkeit mit gewissen Bronzemedaillons des Gallien, die
aber ihrerseits von dem gewöhnlichen Typus (gradliniges Profil)
schon so abweichen, dass man sie nicht mehr für zuverlässig nehmen
kann. Dazu findet man auf den Münzen doch auch gar keinen
Anklang an das eigentümlich ins Gesicht fallende und die Stirn
verkürzende Haar. Keines der beiden Bildnisse lässt sich mit
dem Pariser oder mit dem capitolinischen Kopf vereinigen. Und
dasselbe gilt auch von dem Kopf in München (13).

In der Description du Louvre bei Nr. 294 bespricht Clarac eine Neapler
Büste, die, wie er meint, in der Description du niusee de Naples p. 27 ohne
hinreichende Gründe dem Gallien abgesprochen werde. Es kann wohl nur der
sog. Gallien im Längscorridor bei den Bömerbüsten, Gerh. Nr. 38 (abgeb. Mus.
borb. IV. 23. 2) gemeint sein, der nach Gerhard zu Capua, nach dem Guide
general von 1874 p. 57 zu Herculanum gefunden sein soll. Doch begreift man
nicht recht, wie dieses Bildnis eines unbärtigen jungen Mannes mit lockigem
Haar auf nackter Brust überhaupt zu dem Namen Gallien gekommen, und warum
sich Clarac speciell als Verfechter des Namens. aufwirft. Eher könnte man bei
dem eben dort aufgestellten sog. Arrius Secundus (abgeb. Mus. borb. IV. 23. 3),
der doch wenigstens einen jugendlichen Bart und halblanges gescheiteltes Haar
hat, eine Aehnlichkeit mit Gallien finden. Sollte Clarac vielleicht die Beiden,
weil auf derselben Tafel abgebildet, miteinander verwechselt haben und eigent-
lich den zweiten meinen? Wie dem sein mag, in dem einen wie in dem andern
Fall verbietet schon der Stil (etwa 2. Jahrh.) an Gallien zu denken.

Willkürlich ferner werden auf ihn bezogen:

Eine zweite Büste in Florenz, Uffizien Nr. 228 (Diitschke III. 226),
flaumbärtig, sehr ergänzt, von claudischem Typus.

Eine Togabüste in Mantua Nr. 292 (Dütschke IV. 757, unkenntlich
abgeb. Labus II. 29), mit den bekannten breiten Faltenlagen über der Brust.
Ein geringes unbekanntes Porträt.

Mariniana.

Mariniana, nur aus den Münzen bekannt, galt bisher meist für
eine von den zwei Gemahlinnen des Valerian. Man schloss dies
aus einer Münze von Yiminacium in Moesien, welche auf dem Avers
das Bildnis der vergötterten Mariniana zeigt, nach dem Bevers aber
 
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