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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 2,3): Die Bildnisse der römischen Kaiser: Von Pertinax bis Theodosius — Stuttgart u.a., 1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.1111#0245

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Geschnittene Steine. Fausta.

231

Wir haben diejenigen Steine, deren constantinischer Charakter
auf gar zu schwachen Füssen steht, durch kleineren Druck unter-
schieden. Doch muss noch einmal bemerkt werden, dass auch von
den übrigen kein einziges Bildnis in höherem Grade gesichert ist.
Sie sind entweder hauptsächlich nur durch das unzulängliche Krite-
rium der Münzen, in Verbindung allerdings mit kaiserlichen Ab-
zeichen (c. d. g. k.), oder durch die Beigabe des Kreuzes, das aber
selber seiner Form oder Stelle wegen von zweifelhafter Bedeutung
(a. f. m.), oder durch mehr oder weniger in der Composition liegende
Gründe (1.) als Bildnisse Constantins präjudiciert. Aber ausser etwa
bei dem mit einer Frauenbüste vereinigten in Petersburg (k) ist
bei jedem von ihnen irgend eine Schwierigkeit oder ein Hacken.

Fausta.

Flavia Maxima Fausta, die zweite oder die einzige rechtmässig
mit Constantin verbundene Gemahlin, war die Tochter des Maxi-
mianus Hereuhus. Ihre Ehe wurde bald nach der Thronbesteigung
des Constantin (307) in Gallien geschlossen, blieb aber jedenfalls eine
Zeit lang (bis 316) kinderlos. Sie hatte einen Stiefsohn Crispus ange-
treten. Ob die jüngeren Söhne Constantins ihre eigenen oder eben-
falls nur ihre Stiefsöhne waren, ist nicht ausgemacht (s. p. 233). Sie
lebte bis 326, wo sie auf Befehl des Kaisers,, angeblich in Folge ihrer
Intriguen gegen Crispus, hingerichtet wurde. Die Ehe fällt also
ganz in die Zeit der Kämpfe des Constantin mit seinen Nebenkaisern.
— Da Fausta in Ungnade und verhältnismässig früh starb, so
dürften ihre Bildnisse unter den einschlägigen Denkmälern einen eher
bescheidenen Kaum eingenommen haben, keineswegs etwa denjenigen,
den man a priori der Gemahlin eines so gefeierten Kaisers zu-
weisen möchte.

Münzen. — Für die Bestimmung ihres Typus sind nament-
lich die Medaillons massgebend, wo sie noch nach früherer Mode
mit dem Scheitelzopf erscheint. Sie trägt darauf eine breite diadem-
artige Binde, über welche das getvundene Nackenhaar bis fast wieder
zur Stirn emporgelegt ist; die Ohren bleiben frei (Münztaf. IX. 1).
Doch giebt es auch eine Anzahl Münzen mit sehr verschiedener
Frisur: Einfach gewellte, die Ohren bedeckende Scheitel ohne Dia-
dem, mit kleinem Nacken- (seltener Wirbel-) Knäufchen (Münz-
tafel IX. 2). Aus beiden etwas Gemeinsames herauszufinden und
 
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