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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 2,3): Die Bildnisse der römischen Kaiser: Von Pertinax bis Theodosius — Stuttgart u.a., 1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.1111#0151

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Zweifelhafte und falsch benannte Büsten.

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lung Campana, oder einer im Mus. Chiaramonti Nr. 714, wo aller-
dings der Flaumbart fehlt. — Bei der Pariser (18) ist es nament-
lich das längere, die Stirn bogenförmig begrenzende Haar, und die
Abwesenheit der bezeichnenden Verticalfalten, was stutzig macht-,
auch hat der Mund einen verschiedenen Charakter. Niemand wird
hier von einem besonderen Vortreten der Oberlippe sprechen. —
So sehr wir daher die Aehnlichkeit der Profilansicht dieser Büsten
mit den Münzen anerkennen und so weit wir davon entfernt sind,
ihre herkömmliche Benennung für blosse Willkür zu erklären, so
müssen wir doch gestehen, unsrerseits über die Zweifel nicht hinweg-
zukommen. — Bei der Blumner’schen Büste (20) ist es nur das
Alter und der etwas weit gediehene Bart, was gegen Gordian spricht.
Wer dieselben mit 19 Jahren noch glaubt vereinigen zu können,
hat keinen Grund, die Deutung abzulehnen.

Ohne Grund werden auf Gordian bezogen:

Die Büste in den Uffizien zu Florenz Nr. 225 (Dütschke III. Nr. 211),
weder Gordian noch antik.

Zwei Büsten in Dresden, Cat. v. Hettn. 1875. Nr. 50 (abg. Le Plat
176. 1) und Hettn. Nr. 156 (abg. Augusteum 147).

Ein Kopf in München, Glypt. Nr. 252, schon von Brunn dem Gordian
ab gesprochen-, wahrscheinlich kein Kaiser.

Ein Kopf der Sammlung Jakobsen in Kopenhagen (Phot. Nr. 1278 im
Besitz von Dr. Arndt), die Stirn sehr unsymmetrisch vom Haar begrenzt.

Tranquillina.

Furia Sabinia Tranquillina, die Tochter des trefflichen Timesi-
theus, wurde im Jahr 241 mit dem jungen, damals etwa 16jährigen
Gordian III. verheiratet. Wir haben keinen Grund, anzunehmen,
dass sie viel älter war als ihr Gemahl, so dass es sich bei ihren
Bildnissen nur um ganz jugendliche Köpfe handeln kann; denn
schon drei Jahre nachher wurde Gordian ermordet. Wenn sie ihn-
auch überlebte, was wir nicht wissen, so wurden ihr von da an
schwerlich mehr öffentliche Bildnisse errichtet. — Clarac zu der
unten zu nennenden Schleierstatue des Louvre Nr. 202 nennt
sie, ich weiss nicht auf Grund von was, la belle et vertueuse Tran-
quilline.

Die in Rom geprägten Münzen reichen ihrer Seltenheit wegen
nicht hin, ein deutliches Bild von ihren Zügen zu geben. Sie er-
 
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