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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 2,3): Die Bildnisse der römischen Kaiser: Von Pertinax bis Theodosius — Stuttgart u.a., 1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.1111#0152

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138

Tranquillina.

scheint darauf (vgl. die Grossbronze des Cabinet des medailles,
abg. Miinztaf. IV. 3) 1 zum erstenmal mit jener damals aufkommen-
den und in der Mitte des 3. Jahrhunderts bei allen Kaiserinnen,
Otacilia, Etruscilla, Cornelia Supera, Salonina üblichen Frisur, wo-
nach die Haare zwar wie bisher hinter den Ohren herabfallen, aber
im Nacken nicht zusammengesteckt, sondern von da bis auf die Höhe
des Kopfes in einem breiten Flechtenbande emporgelegt sind. Auf
den häufigeren griechischen Münzen kommt auch das platt anliegende
Nest der Mamaea vor (eine von Alexandria abg. bei Lenormant
Iconogr. pl. 49. 13). Die Scheitel sind bei ihr gewellt, die Nase
nicht oder nur leicht an der Spitze gebogen, das Untergesicht
normal zurücktretend.

Wenn man die ihrer Haartracht nach hi ehergehörigen Büsten
und Köpfe durchmustert, so ist es in den wenigsten Fällen möglich,
auch nur halbwegs sicher zu bestimmen, ob wir es mit einer Kaiserin
oder mit einer sonst hervorragenden Person zu thun haben, und
eventuell welcher Kaiserin aus dieser Zeit das Bildnis zuzuteilen sei.
In Betreff der ersteren Frage huldigt man gewöhnlich dem ziemlich
trügerischen Grundsatz, dass die schöneren und bedeutenderen Büsten
für Kaiserinnen in Anspruch zu nehmen seien, während man sich
bei der speciellen Zuteilung in Ermanglung eines feststehenden
Massstabs durch einzelne Münztypen leiten lässt. Nur ausnahms-
weise bietet uns der Schmuck einer Stirnkrone oder das Vorkommen
einer Wiederholung wenigstens die negative Wahrscheinlichkeit, dass
keine blosse Privatperson dargestellt sei.

Da somit jeder Fingerzeig erwünscht ist, der auf einen festeren
Grund hinleiten kann, so mag zunächst darauf aufmerksam gemacht
werden, dass eines der hier im Vordergrund stehenden Bildnisse,
die sogenannte Otacilia im brit. Museum, Pom. Gail. Nr. 41
(abg. Taf. XLIII)1 2, das Merkmal der breit auf den Augen liegenden
und den Blick verschleiernden Lider aufweist, ein Merkmal, das bei
einer ganzen Reihe nah verwandter Köpfe wiederkehrt, z. B. bei
der fälschlich sogenannten Mamaea im Mus. Chiaramonti Nr. 233,
der als unbekannt bezeiclmeten Büste im Lateran Nr. 193, der
sogenannten Julia Paula in Dresden Nr. 136 (abg. Augusteum
Taf. 143. 2), der sogenannten Otacilia in Ros sie Priory (Mi-
chaelis Anc. Marbles p. 651. Nr. 31). Nach einer mir vor Jahren
freundlicherweise von Michaelis zu kurzer Einsicht gesandten Photo-

1 - Cohen IV1. pl. VIII. 6.

2 Anc. Marbl. X. pl. 14.
 
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