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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 2,3): Die Bildnisse der römischen Kaiser: Von Pertinax bis Theodosius — Stuttgart u.a., 1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.1111#0122

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Julia Mamaea.

Julia Mamaea.

Julia Mamaea, die jüngere Tochter der Julia Maesa, war zwar
so wenig wie diese oder Soaemias jemals selber Kaiserin, stand aber
als Mutter und Mitregentin des Alexander Severus geraume Zeit
in höherem Ansehen als die meisten Kaisergemahlinnen vor und
nach ihr. Sie war bekanntlich eine ebenso verständige als ehren-
werte und charakterfeste Frau, die, ohne allzusehr hervorzutreten,
die Zügel des Regiments für ihren noch jugendlichen Sohn führte,
und eifersüchtig darüber wachte, dass keine schädlichen und über-
haupt keine fremden Einflüsse dazwischen traten. Ihr Geburtsjahr
und das Alter, das sie erreicht hat, sind nicht überliefert. Da sie
aber mindestens 13 Jahre älter als ihr Sohn (geb. wahrsch. 208)1
gewesen sein muss, so ist für das Jahr 222, wo Alexander den
Thron bestieg, ein Minimum von 27, und für das Jahr 235, wo sie
sammt ihrem Sohn ermordet wurde, ein Minimum von 40 Jahren
anzunehmen. Ihr besonnenes Auftreten und ihre einsichtsvolle Politik
lassen aber vermuten, dass sie erst in einem reiferen Alter zur Re-
gierung kam, so dass man wohl ein halbes oder auch ein ganzes
Dutzend von Jahren wird zusetzen müssen. — Für ihre Bildnisse
dürfte daher ein Alter von 35 bis 45 Jahren am sichersten voraus-
zusetzen sein. Inwiefern ihre syrische Abkunft oder auch ihre ganze
edle Herrschernatur in ihrer Physiognomie zu Tage traten, muss
zunächst dahin gestellt bleiben.

Auf den Münzen hat Julia Mamae'a ungefähr dieselbe Frisur
wie ihre Schwester Soaemias und wie alle jüngeren Frauen ihres
Hauses. Gescheitelt und künstlich gewellt sind die Haare seitwärts
hinter die Ohren gestrichen und hängen, diese völlig frei lassend,
hinter ihnen herab, indem sie im Kacken ohne vorstehendes Nest
ein platt anliegendes Geflecht bilden, um welches von den Ohren
abwärts ein gewundener Haarstrang oder Wulst säumend herum-
läuft, ähnlich dem Nackenschirm eines Helmes. Vorn auf der Höhe
des Kopfes pflegt ein kleines Diadem zu sitzen. Die Züge, die
Mamaea, man kann nicht sagen, speciell charakterisieren, aber doch
in ihrer Vereinigung von anderen Frauen ihrer Zeit einigermassen
unterscheiden, sind die selten fehlenden künstlichen Haarwellen, die
im Ganzen eher hohe als runde Kopfform, das ziemlich gerade
Profil mit kräftiger, gebogener Nase und die leicht vortretende 1

1 Vgl. oben p. 97. Anm.

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