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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 2,3): Die Bildnisse der römischen Kaiser: Von Pertinax bis Theodosius — Stuttgart u.a., 1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.1111#0168

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Trajanus Decius. Etruscilla.

Visconti ist geneigt zu glauben, dass die Statue dem Kaiser von
den Prätorianern in ihrem Lager (das nicht weit von dem Fundort
entfernt war) gesetzt worden sei. — Hiegegen ist zunächst zu be-
merken , dass wenn auch der Dargestellte dem Oostüm nach als
Mars gefasst sein mag, die Beziehung auf einen Kaiser noch keines-
wegs notwendig daraus erfolgt. Wir haben den Helm bisher ein
einziges Mal bei einer rund gearbeiteten Kaiserstatue getroffen, näm-
lich bei Hadrian (Köm. Ikonogr. II. 2. p. 123), und müssen an-
nelimen, dass es damit seine besondere Bewandtnis hatte, indem
offenbar diese Darstellungsweise nicht zu den üblichen Kaiser-
schemata gehörte. Auch auf den Münzen begegnen wir dem Helm
erst später (Postumus, Grallien, Licinius, Constantin etc.) und statua-
rische Analogieen fehlen gänzlich. Aber gesetzt, es wäre ein Kaiser,
so müssen wir durchaus in Abrede stellen, dass die Gesichtszüge mit
den Münztypen übereinstimmen oder auch nur auf ihn hindeuten.
Es lässt sich nicht ein einziger charakteristischer Zug nennen,
der Beiden gemeinsam wäre, zum voraus nicht der Schnitt von
Haar und Bart, wie Visconti behauptet. Denn das Haar ist fast ganz
vom Helm verdeckt und der Bart gerade an der Spitze des Kinns, wo
er auf den Münzen angegeben, rasiert. Vollends steht das regel-
mässige, fast ideale Profil in direktem Widerspruch mit den indivi-
duellen und eigentümlichen Formen der Münzen sowohl als der capi-
tolinischen Büste, von dem für Decius zu jugendlichen Alter (etwa
dem eines Vierzigers) zu schweigen. Wir halten daher die Zutei-
lung für unstatthaft.

Abzuweisen ist ferner der Name Decius bei der sitzenden Togastatue des
capitolinisclien Museums, ob. Gail. Nr. 16 (Beschr. der Stadt Rom III. 1.
p. 172. 57; abg. Clarac pl. 897). Schon die Art der Darstellung, die Schrift-
rolle, die sinnende Haltung machen es wenig wahrscheinlich, dass der tapfere
Gotenbekämpfer dargestellt sei. Ausserdem weist die Arbeit des Gewandes
auf bessere Zeiten. Aber auch wenn es sich bloss um den Kopf handelt,
scheint bei Weitem keine solche Uebereinstimmung mit den Münzen vorzuliegen,
wie bei der Büste des Kaiserzimmers.

Der Decius genannte Florentiner Kopf Nr. 231 (Dütsclike III. 212) stellt
einen unbekannten Römer des 4. Jahrhunderts dar. Von dem capitolinischen
Kopf ist er ganz verschieden, und für Decius zu fett und zu jung.

Etruscilia.

Herennia Etruscilla war die Gemahlin des Trajanus Decius, die
Mutter des Herennius und des Hostilian. Herennius hatte in dem
 
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