Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 2,3): Die Bildnisse der römischen Kaiser: Von Pertinax bis Theodosius — Stuttgart u.a., 1894

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.1111#0026

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
12

Manlia Scantilla und Didia Clara.

bilder auf einem grossen Cameo der ehemaligen Sammlung Marl-
borough, jetzt Bromilow zu Battlesden, Bedfordshire (abg. Taf. LY).
Die Beiscbriften befinden sieb innerhalb der beiden Kränze an den
oberen Ecken des Steines. Dass sie nicht antik, meint Wiesel er,
bedarf wohl keiner Bemerkung. In der That sind die Haartrachten
— dort zeus-, hier agrippinaartig — mit Julianus und Scantilla absolut
nicht zu vereinigen; aber im Grunde ebenso wenig mit irgend
welchen anderen Bildnissen. Wir werden bei Julianus Apostata
wieder darauf zurückkommen.

Manlia Scantilla und Didia Clara.

Manlia Scantilla und Didia Clara, die Gemahlin und die Tochter
des Didius Julianus, sind uns historisch ziemlich unbekannt. Das
Einzige so zu sagen, was wir von ihnen erfahren, ist, dass sie den
Julianus zur Ersteigerung des Thrones aufgemuntert haben sollen *,
und dass Didia Clara mit Cornelius Bepentinus, dem neuen Garde-
präfecten, verheiratet wurde. Septimius Severus liess sie nach dem
Tode des Julianus ohne Harm ins Privatleben zurücktreten; nur der
Titel Augusta, den ihnen der Senat gegeben, wurde wieder cassiert1 2.

Die Münzen stellen Mutter und Tochter mit ungefähr der
gleichen Frisur dar: die Haare einfach gescheitelt, die Ohren be-
deckend, hinten zu einem grossen, flach anliegenden Schopf empor-
gelegt. Es ist die Frisur, die Avir dann auch bei Julia Domna
treffen, wo nur die Scheitel durchgängig stärker geAvellt sind und
der Schopf selbständiger gegliedert. Bei Didia Clara ist der letztere
meist so platt gebildet, dass er nur den Contour des Hinterkopfs
anzugeben scheint. Deshalb erscheint ihr Kopf mehr hoch als lang
(Münztaf. I. 6). Manlia Scantilla pflegt ein Doppelkinn und volle,
auf Beleibtheit hindeutende Formen zu haben (Münztaf. I. 5). Allein
bei der kleinen Zahl vorhandener Münzen ist es scliAver zu sagen,

1 Herodian. II. 22.

2 Woher die Angaben über ihre äussere Erscheinung bei Bottari und Guat-
tani genommen sind, weiss ich nicht. Bottari (Mus. Cap. II. p. 48) sagt von
der Tochter: La quäle fu la piü bella feminci del suo tempo quantunque questa
sua madre fosse piutosto brutto,. Und eben dieselbe nennt Guattani (Mon. ant.
1784. Giuglio): Fi'glia non bella di una brutissimn madre. P. Erc. Visconti in
dem unten zu erwähnenden Aufsatz des Bulletino Municipale beruft sich für
die Hässlichkeit der Mutter auf Eutrop. VIII, wo ich indes vergebens nach
einem solchen Zeugnis gesucht habe.
 
Annotationen