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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 2,3): Die Bildnisse der römischen Kaiser: Von Pertinax bis Theodosius — Stuttgart u.a., 1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.1111#0025

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Audi die vatican. Büste zweifelhaft.

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In einem ikonographischen Appendix zu dem oben citierten
Aufsatz von Cantarelli giebt C. L. Visconti, ohne, wenn ich recht
notiert habe, die beiden genannten Typen des E. Q. Visconti ab-
solut zu verwerfen, seine Ansicht dahin ab, dass das einzige authen-
tische Bildnis des Didius Julianus die unter Pius VII. in Ostia
ausgegrabene, früher in der Sala a croce greca, jetzt im Büsten-
zimmer des Vatican Ar. 289 aufgestellte Büste sei (abg. Taf. V)x.
Die Authenticität beruhe auf einem nach Aussage seines Grossvaters
Al. Visconti in der Nähe gefundenen Fragment mit dem Namen
des Didius Julianus. Diese Büste würde dem Alter des Julianus,
ihr Stil dem seiner Zeit entsprechen. Dagegen kann man nicht
sagen, dass ihr Profil und ihr ganzer Charakter eine grosse Aehn-
lichkeit mit den Münzen aufwiese. Sie hat eine steilere, durch einen
tiefen Einschnitt von der Aase getrennte und stark durchfurchte
Stirn, eine nach hinten verlängerte Kopfform und einen heraus-
gewölbten Wirbel bei flacher, in der Mitte fast vertiefter Scheitel-
linie. Und während auf den Münzen die Ecke des Kinnbackens
deutlich angegeben ist, beschreibt hier der Bart vom Ohrläppchen
bis zur Spitze fast eine gerade Linie. Bei solcher Differenz scheint
mir die Beweiskraft einer in der Aähe gefundenen Inschrift, resp.
die Wahrscheinlichkeit ihrer Zugehörigkeit höchst zweifelhaft und
demgemäss auch hier die Benennung nicht stichhaltig.

Was in den Museen sonst noch Didius Julianus heisst, ist
Alles sehr wenig überzeugend.

Die Büste im Braccio nuovo Nr. 15 hat höchstens das Zeitalter mit
ihm gemein.

Die Büste im Mus, Torlonia (abg. Mon. Tori. Taf. 57. 225) zeigt an-
scheinend einen Vierziger, mit geteiltem Bart.

Auch eine Florentiner Büste, Uffizien Nr. 159 (Diitschke III. Nr. 171)
mit moderner Namensaufschrift, erscheint ihrem Alter nach jünger und hat bei
ohnehin massiger Verwandtschaft eine zu steile Stirn für Julianus.

Ein Porträtkopf von vergoldeter Bronze im Mus. von Brescia (Dütschke
IV. 342; als Did. Julianus abgebildet Mus. Bresc. I. 49. 2) unterscheidet sich
namentlich im Schädelbau, der nichts mit der schönen Rundung der Münz-
köpfe gemein hat; auch das Haar nur wenig gelockt.

Eine Campana’sche Büste im Louvre, Saal des Sept. Severus, Cat. somm.
2299, ist den Münztypen des Julianus ähnlich, kann aber ihrem Stil nach nicht
in diese Zeit gesetzt werden. Vielleicht eine Campana’sche Fälschung.

Die Büste in Wilton House (Michaelis p. 675. Nr. 11) scheint ursprüng-
lich ein Commodus gewesen zu sein.

Geschnittene Steine. — Als Didius Julianus und Manlia Scan-
tilla sind durch Beischriften bezeichnet die zwei porträtartigen Brust-

Ctuattani Mon. ant. ined. 1805. p. 67. tav. 13; Bullet, munic. XII. Taf. 8.

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