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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 2,3): Die Bildnisse der römischen Kaiser: Von Pertinax bis Theodosius — Stuttgart u.a., 1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.1111#0215

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Angebliche Büste im Capitol. Helena.

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Cavaceppi’s Hände zuerst in den Vatican gelangte, dann ins capito-
linische Museum versetzt wurde, ist, wenn er überhaupt der Kaiser-
zeit angehört, bedeutend früher anzusetzen. Ein vortrefflicher
Colossalkopf von realistisch detaillierter und fein beobachteter, aber
nicht kleinlich durchgeführter Bildung, wie sie der Kunst an der
Wende des 3. und 4. Jahrhunderts längst abhanden gekommen war.
Mit schräger Gesichts- oder Nasenlinie, überhängenden Brauen-
muskeln, fetten, aber schlaffen Wangen und Doppelkinn. Das Haar
von massiger Länge und schlicht gegen Stirn und Schläfe gekämmt
mit seinen Spitzen einen Bogen um die Stirn beschreibend. Selbst
wenn eine augenfällige und scheinbar zwingende Aehnlichkeit mit
den Münzporträts des Constantius — in Wahrheit kann nur gesagt
werden, mit einzelnen Münzen des Constantius — in dem Kopf
zu linden wäre 2, was keineswegs der Fall, dürfte doch aus Stil-
gründen nicht an ihn gedacht werden. Auch das Alter (ca. 70 Jahre)
•und die Bartlosigkeit und das Fehlen der Pupillen stehen dieser
Deutung hindernd entgegen.

Helena, die Gemahlin des Constantius.

Von den zwei Gemahlinnen des Constantius Chlorus, Helena
und Theodora, sind noch beide auf den Münzen vertreten. Doch
hat nur Erstere eine historische Berühmtheit erlangt und auch sie
nicht sowohl in ihrer Eigenschaft als Gemahlin des Constantius,
sondern in der als Mutter des Constantin. Ihr Gemahl hatte sich,
als er Cäsar wurde (293), auf Befehl des Maximian von ihr scheiden
lassen und die Stieftochter des Letzteren, Theodora, geheiratet.
Nach dem Tode des Constantius bei der Thronbesteigung des Con-
stantin (306) trat Helena aus ihrer Zurückgezogenheit wieder hervor.
Sie wurde zur Augusta erhoben und mit den höchsten kaiserlichen
Ehren ausgezeichnet. Als eifrige Bekennerin des Christenglaubens
errichtete sie Kirchen und bereiste sie mehrmals das heilige Land.
Sie soll um 328 über 80jährig gestorben sein, wonach sie allerdings
beträchtlich älter als ihr Gemahl gewesen wäre. Immerhin wird
man sich die Kaiserin-Mutter (seit 306) als mindestens 50jährige
Matrone vorstellen müssen.

Constantinopel besass zahlreiche Statuen von ihr, sowohl
Einzelstatuen als mit Constantin gruppierte. Zwei der letzteren

Helbig Führer T. p. 359.

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