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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 2,3): Die Bildnisse der römischen Kaiser: Von Pertinax bis Theodosius — Stuttgart u.a., 1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.1111#0130

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116

Maximinus.

Maximinus.

(235—238.)

C. Julius Verus Maximinus war der mutmassliche Mörder und
der Nachfolger des Alexander Severus. Die senatorisch gefärbte
Ueberlieferung hat ihn zu einem rohen Tyrannen gemacht. Die
neuere Kritik spricht ihm Militärtüchtigkeit, Gerechtigkeit und Ehr-
lichkeit zu b — Er stammte aus Thrakien, von barbarischen Eltern
(einem Goten und einer Alanin?), und bezeugte seine Abkunft
ebenso durch riesige Grösse und Körperstärke1 2, wie durch Ver-
achtung der höheren Bildung. Während seiner Regierung kam er
nie nach Rom, das er hasste, sondern hielt sich meist in seinem
Lager auf, bald am Rhein, bald an der Donau. Als er sich end-
lich doch genötigt sah, der senatorischen Opposition in Italien per-
sönlich entgegen zu treten, wurde er vor Aquileja in einem Soldaten-
aufstand ermordet. Der Hass seiner Gegner richtete sich auch
gegen seine Bildnisse 3. — Da Maximin schon unter Septimius Se-
verus, und zwar vor dessen Feldzug nach Britannien (208) durch
seine Körperstärke Aufsehen erregt hatte, also damals doch minde-
stens schon 20 Jahre alt war, so muss er hei seinem Tode (238)
über 50 Jahre alt gewesen sein. '

Die Köpfe des Maximin variieren auf den Münzen, was das
Profil betrifft, ganz ungemein, von verhältnismässig edlen Formen
bis zu jüdisch-carikierten. Stetig wiederkehrend sind jedoch eine
oblonge Kopfform, eine kräftige Nase, ein hohes, fast vortretendes
Untergesicht mit wenig überkehltem Kinn und ein kurzer, dünner,
oft kaum sichtbarer Bart. Bei den edleren Typen erscheint Stirn
und Nase ziemlich in der gleichen Flucht, wenn auch mit Einschnitt
an der Nasenwurzel, resp. mit vorgewölbter Unterstirn (Münz-
taf. III. 9). Die hässlicheren zeigen eine gradaufsteigende, unten
ebenfalls vorgewölbte Stirn, eine gebogene, mit der Spitze abwärts
gerichtete Nase und ein über die senkrechte Linie des Profils weit
hinaustretendes Kinn (Münztaf. III. 10). Letzteres namentlich und
die hängende Nase gehen ihm den specifisch jüdischen Charakter.

1 Schiller Kaisergesch. I. 2. p. 784.

2 S. die Stellen bei Capitolinus Maxim, cap. 2. 3. 6. 9; Herodian VI. 8;
VII. 1. 2.

3 Capit. Max. 23; Herodian VII. 7; Euseb. H. E. IX. 11.
 
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