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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 2,3): Die Bildnisse der römischen Kaiser: Von Pertinax bis Theodosius — Stuttgart u.a., 1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.1111#0022

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8

Titiana. Didius Julianus.

tritt seiner Regierung zum Stadtpräfecten machte. Wes Geistes
Kind sie war, deutet Capitolinus1 mit den Worten an, Pertinax
habe es mit ihrer weiblichen Ehre nicht besonders streng genommen,
da ein Citherspieler ihr erklärter Liebhaber war.

Bildnisse von ihr kommen nur in geringer Zahl auf griechi-
schen Städtemünzen vor (eine von Alexandria abgeb. Münz-
taf. I. 3); auf stadtrömischen wahrscheinlich deswegen nicht, weil
Pertinax den Titel Augusta, den ihr der Senat hei seiner Thron-
besteigung dekretierte, zurückwies. Unter diesen Umständen ver-
zichtet man wohl besser auf Versuche von Identificationen, die doch
zu keinem auch nur annähernd sicheren Resultate führen können.

Pertinax hatte von ihr zwei Kinder, einen Sohn und eine
Tochter, die ebenfalls von den gewöhnlichen Ehren der Prinzen
ferngehalten und mit fast privater Einfachheit erzogen wurden2.
Doch sind neuerdings (alexandrinische) Münzen mit dem Kopf des
Pertinax Cäsar zum Vorschein gekommen. (Abb. bei Cohen ni.2
p. 397): das Bildnis unbärtig.

Didius Julianus.

(193.)

Didius Julianus, der Nachfolger des Pertinax, verdankte seine
Erhebung nur dem colossalen Geldgeschenk, das er den Prätoria-
nern versprochen. Doch fand er nirgends aufrichtige Unterstützung
und wurde beim Heranrücken des Severus, nachdem er wenig über
zwei Monate regiert hatte, im Auftrag des Senats ermordet, 60 Jahre
alt. Seine Gemahlin und seine Tochter bestatteten ihn im Grabmal
seiner Vorfahren3. Von den Geschichtschreibern wird Didius ver-
schieden beurteilt; doch geht aus Allem deutlich hervor, dass er
ebenso habsüchtig als schwelgerisch war und einer so hohen Stellung
durchaus nicht gewachsen.

Seine nicht gar zahlreichen Münzbilder haben mit denen des
Pertinax das Kraushaar und die Länge des Bartes gemein, und

1 Cap. Pertin. 18.

2 Herodian II. 4.

3 Vgl. Cantarelli La famiglia e il cursus honorum dell’ imp. Did. Ctiu-
liano, im Bullet, munic. XII. 1884. p. 74 ff.
 
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