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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 2,3): Die Bildnisse der römischen Kaiser: Von Pertinax bis Theodosius — Stuttgart u.a., 1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.1111#0079

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Knabenbildnisse. Plautilla.

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Merkmale seiner Hierhergeliörigkeit; auch der in Constantine (67)
unbekannt. Am wenigsten lässt sich bei dem Dresdener Kopf
(59) etwas gegen die Beziehung auf Caracalla sagen, obgleich
auch er, der Abbildung (des Augusteums) nach, ziemlich schlichtes
Haar hat. Indes ist mit so prekären Namengebungen nicht viel
geholfen. Bei einer systematischen Vergleichung würden sich ohne
Zweifel noch manche Köpfe finden, welche ebensogut und selbst
noch vorher in Frage kämen1.

Ganz absurd ist die Bezeichnung Caracalla bei einer pompe-
janischen Panzerstatuette in Neapel (Guhl u. Koner p. 750), die
freilich auch noch mit verschiedenen andern unmöglichen Namen
beehrt wird (Röm. Ikonogr. II. p. 306. Nr. 10).

Plautilla.

Fulvia Plautilla, die Tochter des Plautianus, Gardepräfecten
unter Septimius Severus, wurde im Jahre 202 mit dem erst vier-
zehnjährigen Caracalla vermählt, woraus ein annähernder Schluss
auf ihr Alter gezogen werden kann, indem sie nicht (oder wenig-
stens nicht viel) älter gewesen sein wird. Schon ein Jahr darauf
wurde ihr Vater gestürzt und wenige Monate später sie selbst von
Caracalla, der die Ehe nur mit Widerwillen eingegangen, verbannt.
Sie lebte unter Entbehrungen bis 212, dem ersten Regierungsjahre
ihres Gemahls, wo sie auf seinen Befehl ermordet wurde, voraus-
setzlich nicht mehr als 24 Jahre alt. Man wird kaum annehmen
dürfen, dass, nachdem sie in die Verbannung geschickt worden,
noch monumentale Bildnisse von ihr gemacht wurden. Dann müssen
aber die echten Büsten sie ausserordentlich jung, ja Allem nach
fast noch im Mädchenalter darstellen.

Auf den Münzen tritt nun keineswegs immer eine besondere
Jugend zu Tage, und wo es der Fall, beruht der Eindruck vielleicht
eher auf der Frisur als auf den Gesichtszügen. Indes ist man
übel daran, wenn man die Identificierung der Plautillabildnisse von
ihrer Frisur abhängig machen muss; denn es kommen deren, ob-
gleich die Münzen wahrscheinlich alle in den kurzen Zeitraum eines
Jahres fallen, sehr verschiedene vor, darunter solche, welche sie

1 Dahin gehört meines Erachtens eine unbenannte Knabenbiiste im
zweiten Biistenzinrmer des V a t i c a n Kr. 345, welche im Profil und in den
Proportionen der einzelnen Kopfteile ganz der Bronzemünze des Caracalla
(Coh. III h p. 441. 565) entspricht.

Bernoulli, Ikonographie. II. 3.

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