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Bernoulli, Johann Jacob
Römische Ikonographie (Band 2,3): Die Bildnisse der römischen Kaiser: Von Pertinax bis Theodosius — Stuttgart u.a., 1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.1111#0080

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Plautilla.

auch noch mit andern Kaiserinnen gemein hat, welche also nichts
Auszeichnendes haben. So trägt sie häufig nach der Sitte des be-
ginnenden 3. Jahrhunderts (Julia Domna, Julia Maesa, Soaemias)
jene schopflose perückenartige Haartracht, welche wie ein an-
schliessender Helm auch die Ohren und einen Teil des Halses be-
deckt (Beispiele bei Lenormant Iconogr. pl. 44. 6-—8). Oder ihre
Haare lassen die Ohren frei und sind in Streifen gelegt, die mit
den Stirnscheiteln (schräg abwärts) parallel laufen, wie es dann
auch bei Julia Paula vorkommt (Miinztaf. II. 2. 3). Am bezeich-
nendsten möchte diejenige Frisur sein, wo die Haare, mädchenhaft
aus dem Gesicht gekämmt und in rückwärts laufende Scheitel ge-
ordnet (Melonenfrisur), hinten zu einem den Umriss des Kopfes zu-
spitzenden Flechtennest zusammengesteckt sind (Miinztaf. II. 1).
Freilich kommt auch diese schon mit et welcher Modification des
Knaufes im augusteischen Zeitalter (Livia) und bei den Griechen
(Terracotten von Tanagra) vor. Aber griechische und augusteische
Werke lassen sich denn doch im Ganzen ihrem Stil nach von denen
des 3. Jahrhunderts n. Clir. deutlich auseinander halten. — Die
Käse ist bald gebogen, bald gerade.

Wenn damit die für Plautilla wesentlich in Betracht kommen-
den Frisuren charakterisiert sind, so ist eigentlich über den von
Visconti aufgestellten Typus (Büste von Gabii im Louvre, abg.
auf unsrer Taf. XVI) schon der Stab gebrochen. Denn die gabi-
nische Büste und ihre Iiepliken haben alle das Haar am Hinter-
kopf in einen grossen, rund abschliessenden Schopf geordnet, wie
er auf den Plautillamünzen meines Wissens- nicht einmal ausnahms-
weise getroffen wird. Der dem in Vorderansicht gegebenen gabi-
nischen entsprechende Profilkopf bei Visconti-Mongez (pl. 47. Xr. 8)
mit dem knapp anliegenden Kackengeflecht ist nicht etwa die Seiten-
ansicht von jenem, sondern die Darstellung eines jetzt verschollenen
Marmormedaillons aus der Sammlung Fesch, das zwar ungefähr die
gleichen Gesichtszüge aufweist, aber wahrscheinlich, wie die meisten
dieser Medaillons, modern ist. Auch der Umstand, dass die gabi-
nische Büste mit noch weiteren Denkmälern des betreffenden Kaiser-
hauses zusammengefunden wurde, spricht, sobald man diese Denk-
mäler genauer ansieht, nicht sowohl für Plautilla als für Julia
Domna. Es ist ein Sept. Severus darunter (oben p. 25. Kr. 50)
und ein Geta (unten p. 70. Kr. 1), also der Gemahl und der eine
Sohn der Julia, während gerade Caracalla, der Gemahl der Plau-
tilla, fehlt. Denn die gegenteilige Behauptung von Mongez 1 scheint

1 Iconogr. rom. III. p. 172.
 
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